100 Jahre FüAk

Buchempfehlung

Schlaglicht auf Schauplatz und Schicksale

Neues Buch porträtiert Führungsakademie der Bundeswehr als historischen Ort

Seit mehr als 60 Jahren ist sie in den Hamburger Elbvororten zu Hause: die Führungsakademie der Bundeswehr. Was aber hinter den Zäunen und Schranken der Clausewitz-Kaserne geschieht, welche Schicksale, Ereignisse und Bauwerke die militärische Liegenschaft prägen, ist in der Hansestadt oftmals kaum bekannt. Das jetzt erschienene Buch „Die Führungsakademie der Bundeswehr als historischer Ort. Ein geschichtlicher Streifzug durch 100 Jahre“ soll einen Beitrag leisten, dies zu ändern. Verfasst vom Leitenden Historiker der Führungsakademie, Oberst Dr. Wolfgang Schmidt, und in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Historisches Blankenese herausgegeben, führt es auf rund 160 Seiten durch verschiedene Epochen deutscher Geschichte.

Von der Villa zur Kaserne

Der Band zeichnet in fünf Kapiteln die Entwicklung von einer Villa zur Akademie nach. Darüber hinaus wirft er ein Schlaglicht auf die Bewohner und Nutzer des Areals in der Gemarkung Dockenhuden. Beleuchtet werden Leben, Entrechtung und Flucht der jüdischen Familien Plaut und Liebeschütz, das Luftgaukommando XI als Teil der nationalsozialistischen Aufrüstung und Kriegsführung, die Zeit als Uxbridge Barracks der britischen Besatzungstrup-pen sowie die ersten Jahre der Führungsakademie. Heute ist sie die höchste militärische Ausbildungsstätte Deutschlands, Arbeitsplatz für Hunderte Menschen, Ziel für alljährlich 3000 Lehrgangsteilnehmende aus 50 Nationen und nicht zuletzt Ort des zivil-militärischen Dialogs. Daneben befinden sich in der Einrichtung eine Kindertagesstätte und Sportanlagen, die auch umliegende Vereine nutzen.


Wolfgang Schmidt
Die Führungsakademie der Bundeswehr.

Ein geschichtlicher Streifzug durch 100 Jahre
KJM Buchverlag 2020, ISBN 978-3-96194-119-3, broschiert, 162 Seiten, 18 Euro Edition Gezeiten, Bd. 5 der Schriften zur norddeutschen Kultur und Geschichte

Kooperation mit Förderkreis

Unter anderem auf dem zivil-militärischen Austausch basiert die aktuelle Veröffentlichung. Denn als Schmidt vor zwei Jahren eine Broschüre zur Geschichte der Führungsakademie erstellte und den Förderkreis Historisches Blankenese nach Fotos fragte, kam dort eine Idee auf: „Das sollten wir als Monografie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen“, erinnert sich Jan Kurz, Vorsitzender des Vereins mit 115 Mitgliedern. Schmidts Broschüre erschien noch 2018, das deutlich umfangreichere Buchmanuskript legte er in diesem Jahr vor. „Das Warten hat sich zweifellos gelohnt. Außerdem hatten wir keinen Zeitdruck. In der Geschichtswissenschaft geht es zum Glück ja nicht zu wie in der Notaufnahme“, so der promovierte Historiker Kurz.

 

„Klima wesentlich erträglicher“

Schmidt – 1958 geboren und damit in dem Jahr, in dem die Führungsakademie in Hamburg ihren Lehrbetrieb aufnahm – plant bereits die nächsten Projekte. Dazu zählt zum Beispiel ein Geschichtspfad innerhalb der Kaserne. Ist der Parcours realisiert, sollen QR-Codes auf Stelen oder an Gebäuden tiefere Einblicke in die Historie ermöglichen. Gut möglich, dass dann von einem Detail aus dem Jahr 1957 zu hören ist, als Hamburg mit Heidelberg und Bad Ems um den Sitz der Führungsakademie konkurrierte. Die Senatsverwaltung listete damals die Vorzüge ihrer Stadt auf – und warb auch mit diesem Satz: „Im Sommer ist das Klima in Hamburg für derartige Lehrgänge wesentlich erträglicher.“ Ob das den Ausschlag für die Stationierung zwischen Blankenese und Nienstedten, Dockenhuden und Hochkamp gab, bleibt wohl ein Geheimnis der Geschichte.

Red. NW


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