BSH-Neuartige-Substanzen

Paraffinwachse und Plastikpartikel:

BSH überwacht neuartige Substanzen in Deutscher Bucht 

Hamburg, 04. April 2022 Das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff ATAIR des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ist heute von Bremerhaven aus in die Deutsche Bucht gestartet, um den Zustand der deutschen Meeresgewässer zu überwachen. Dabei erfasst das Team an Bord auch neuartige Verschmutzungsquellen und Substanzen wie Spurenmetalle aus dem Korrosionsschutz von Windenergieanlagen, Paraffinwachse aus Tankwaschungen von Schiffen und Plastikpartikel an der Wasseroberfläche.

Während der Überwachungsfahrt nehmen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem Wasser- und Sedimentproben in und um Windparks. Die Proben untersuchen sie anschließend im Labor auf Spurenmetalle, die aus dem Korrosionsschutz von Windenergieanlagen freigesetzt werden können. Für diese Untersuchungen hat das BSH im Rahmen des Projekts „Stoffliche Emissionen aus Offshore-Windanlagen“ (OffChEm) gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum Hereon entsprechende Methoden zur Analyse der Spurenmetalle entwickelt.


Die Wasseroberfläche untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch auf sichtbare Verschmutzungen, besonders Paraffinwachse und paraffinähnliche Stoffe. Diese werden in flüssiger Form in Tankschiffen transportiert. Bei Tankwaschungen auf See können die Substanzen in die Meere gelangen. Seit Beginn des Jahres 2021 müssen Schiffe in europäischen Gewässern die Ladungsreste nach der Tankreinigung bei speziellen Einrichtungen im Hafen entsorgen. Trotzdem werden immer wieder Paraffinwachse an den Stränden angespült.


Sichtbare Verschmutzungen werden mit einem feinmaschigen Schleppnetz beprobt. Dabei landen auch Plastikpartikel im Netz, die als Transportvehikel für verschiedene Schadstoffe wie Metalle dienen können. So reichern sich Schadstoffe in der Umwelt an und werden mit den Plastikpartikeln weiter transportiert. Die Untersuchungen tragen dazu bei, die Meeresumweltüberwachung kontinuierlich weiter zu entwickeln, um wirksame Maßnahmen zum Schutz der Meeresumwelt zu etablieren und den Eintrag von neuartigen Quellen und Substanzen in die Meere zu reduzieren.

Das BSH ist die zentrale maritime Behörde Deutschlands. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf 5 Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen. Im Mittelpunkt der Aufgaben stehen u.a. die Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt, Forschung und Erhebung langer Datenreihen im Bereich der Ozeanographie und Meereschemie, der Wasserstandsvorhersagedienst sowie die nautische Hydrographie, im Rahmen derer amtliche Seekarten erstellt werden. Ein in letzter Zeit stetig anwachsender Bereich ist die Zuständigkeit als Genehmigungs- und Überwachungsbehörde für Offshore-Windenergieanlagen. Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister unterstützt das BSH die maritime Wirtschaft mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten.


Um die Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung der Meere kontinuierlich zu verbessern und das Wissen über die Meere kontinuierlich zu vertiefen, arbeitet das BSH in der maritimen anwendungsorientierten Forschung und an der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Untersuchungen und Bereitstellung von Daten zu Seegangsmessungen in Offshore-Windparks und sowie der Aufbau von Schallmessnetzen in Nord- und Ostsee und die Bereitstellung von Daten und technischen Informationen zu Impulsschall im Meer sind Beispiele dafür. Auch die Entwicklung von Technologien zur Messung von Schiffsemissionen in der Luft gehört dazu. Mit dem BSH Systemlabor Navigation und Kommunikation steht eine Testumgebung für komplexe Navigations- und Kommunikationssysteme zur Verfügung.

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