Commerzbank-Nachhaltigkeit-Juni-21

Commerzbank Mittelstandsstude

„Wirtschaft im Umbruch: Die Chancen des „Green Deal“"

Nachhaltigkeit das entscheidende Zukunftsthema für Unternehmen in Norddeutschland

Hamburg,23. Juni 2021 - Nachhaltigkeit ist das große Thema, das den Mittelstand in Norddeutschland (Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachen) bewegt - auch die Folgen der aktuellen Corona-Pandemie ändern nichts daran: 87 Prozent der befragten Unternehmen im Norden sehen das Thema als maßgeblich für den dauerhaften Erhalt der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an. Das ist das Ergebnis der aktuellen Mittelstandsstudie der Commerzbank AG, die heute in einer digitalen Pressekonferenz vorgestellt wurde.

Demnach sieht eine deutliche Mehrheit das Thema  Nachhaltigkeit als notwendig für die Zukunftsfähigkeit (75 bzw. 61 Prozent und als Chance für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit (74 bzw. 72 Prozent). Der Begriff wird dabei nicht nur als Synonym für Klima- und Umweltschutz verwendet – drei Viertel der Befragten verstehen darunter einen Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und sozialer Verantwortung. Den damit verbundenen Herausforderungen blicken die Unternehmen grundsätzlich optimistisch entgegen: 80 Prozent sehen sich für eine nachhaltige Unternehmensführung gut gerüstet. „Die Betonung des Dreiklangs - Soziales, Ökologie und Ökonomie - ist wichtig. Die ökonomische Dimension von Nachhaltigkeit kommt in der Öffentlichkeit insgesamt zu kurz. Wirtschaftliche Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass der Dreiklang funktioniert – dass wir in den Klima- und Umweltschutz investieren können, dass die sozialen Sicherungssysteme funktionieren und dass Arbeitsplätze nicht nur erhalten, sondern auch neue geschaffen werden“, betont Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident des AGA Unternehmensverbandes. "Viel zu sehr wird immer gefragt, wie wir leben wollen, aber zu wenig wovon wir leben wollen. Ohne Geld geht nichts", so Kruse weiter.


Konkrete Nachhaltigkeitsstrategien fehlen noch


Ungeachtet der hohen Relevanz des Themas verfolgt ein gutes Drittel der norddeutschen Unternehmen bereits eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie, bei 40 Prozent ist sie in Planung. „Das Thema Nachhaltigkeit trat vorübergehend gegenüber den operationalen Themen der Krisenbewältigung in den Hintergrund“, so Dr. Stefan Otto, Bereichsvorstand Firmenkunden Nord/West. „Doch wer bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie hat, ist sich seiner Vorreiterrolle bewusst“, so Otto. Das belegen auch die Ergebnisse: 51 Prozent (bzw. 55 Prozent bei der Erstbefragung) würden das eigene Unternehmen als „Early Mover“ bezeichnen. Ein Aussetzen der Strategie kommt auch unter Corona-Bedingungen für keinen der Mittelständler im Norden infrage. Für 89 Prozent der Unternehmen, die ihr Nachhaltigkeitsengagement ausbauen oder beibehalten, ist die Klimakrise eine der größten Herausforderungen des Mittelstands.


Zögerlichkeit auch bei der Suche nach neuen Geschäftsfeldern


Lediglich 5 Prozent der befragten Unternehmen (bzw. 21 Prozent bei der Erstbefragung) geben an, dass sie bereits neue Geschäftsfelder erschlossen und aufgebaut haben. Über 80 Prozent von ihnen realisieren dies in Kooperation mit ihren Kunden. 25 Prozent der Befragten befinden sich noch auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern, mehr als die Hälfte plant hingegen keine Veränderungen. „Hier sehen wir durchaus noch etwas Luft nach oben. Unser Ziel ist es deshalb, unsere Kunden mit Blick auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell aus unserer Perspektive als Bankpartner umfassend zu beraten und insbesondere auch neue Geschäftsimpulse zu setzen“, so Otto weiter.


Engagement für Nachhaltigkeit ist ein großes Imagethema


Die Chancen von Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind in den Augen der meisten Unternehmen stark mit ihrer Öffentlichkeitswirksamkeit verknüpft. Über 80 Prozent der norddeutschen Unternehmen sehen hier die Möglichkeit zur Imagepflege und zur Kundenbindung weit vorn, auch bei der Stärkung ihrer sozialen Verantwortung. Deutlich nachgeordnet sind demgegenüber nicht nur die Erschließung neuer Geschäftsfelder, sondern auch andere unternehmerisch wesentliche Faktoren wie die Förderung von Produktinnovationen (31 Prozent) oder ein besseres Rating bei der Kreditvergabe (16 Prozent). Gefragt nach den Maßnahmen, die bereits umgesetzt werden, nennen Unternehmen eher klassische, effizienzgetriebene Themen, etwa die Einsparung von Verbrauchsmaterialien, das Recycling oder die Optimierung von Arbeitsabläufen.


Ausnahme sind Unternehmen mit Nachhaltigkeitsstrategie, bei denen bereits nahezu jeder zweite Mittelständler durch Nachhaltigkeitsmaßnahmen das Innovationsmanagement vorantreibt. Gleichwohl ist die Bereitschaft zu Investitionen insgesamt hoch, insbesondere größere Unternehmen (Euro 50-100 Mio. Umsatz) haben in den letzten zwei Jahren ihre Investitionen in Sachen Nachhaltigkeit ausgeweitet (bundesweite Erhebung). In der Zusatzbefragung nimmt die Studie auch die Hindernisse ins Visier. Auf die Frage, warum Unternehmen bei Nachhaltigkeitsmaßnahmen zurückhaltend agieren, nennt etwa die Hälfte die Unüber-sichtlichkeit von Förderprogrammen und eine generelle Unsicherheit, wenn es um die Kalkulation von Aufwand und Ertrag geht. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden von 38 Prozent als unsicher angesehen. AGA-Präsident Kruse sieht hier die Politik in der Pflicht: „Unsere Unternehmen dürfen nur nicht gefordert, sie müssen auch gefördert werden. Der Mittelstand braucht Rahmenbedingungen, die es ihm erlauben, sich auf sein Business zu konzentrieren, Innovationspotenzial freizusetzen und im Wettbewerb auf Augenhöhe zu konkurrieren. Je erfolgreicher die Firmen sind, desto besser können sie ihre unternehmerische Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft wahrnehmen.“


Beratungsbedarf durch die Bank


Zu den genannten Hindernissen passt, dass ein großes Interesse an Beratung seitens der Banken besteht. Auch in der Krise gibt es weiterhin hohen Bedarf an Beratung zu Fördermitteln und Informationen rund um Nachhaltigkeitsthemen. „Bei diesem Thema sind ganz klar Banken gefragt, deshalb bauen wir unser Angebot an nachhaltigen Lösungen für Investitionen, Finanzierungen sowie Anlagen kontinuierlich aus. Bereits heute haben wir bei vielen Nachhaltigkeitsaspekten eine hohe Expertise, zum Beispiel im Bereich Green Bonds, grüne Finanzierungen oder beim Thema Emissionsrechte. Im ersten Quartal des Jahres haben wir bereits 14 nachhaltige Anleihen mit einem Volumen von 21 Mrd. Euro federführend begleitet“ erläutert Otto. Und abschließend: "Nachhaltigkeit in den Unternehmen als Kriterium wird für uns auch immer wichtiger bei der Kreditvergabe." 


Die Initiative „Unternehmerperspektiven“ und ihre Studien


Die Mittelstandsinitiative „Unternehmerperspektiven“ bildet seit 2006 ein Forum für unternehmerische Themen in der Öffentlichkeit. Einmal jährlich befragt sie 2.000 Eigentümer und Manager der ersten Führungsebene aus Unternehmen aller Größenordnungen und Branchen. Die repräsentativen Umfragen werden von forsa durchgeführt. Vertreter aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft diskutieren die Ergebnisse im Rahmen öffentlicher Podien. Die 20. Studie der Commerzbank Initiative www.unternehmerperspektiven.de mit dem Titel „Wirtschaft im Umbruch: Die Chancen des „Green Deal““, die das Marktforschungsunternehmen forsa im Auftrag der Initiative erstellt hat, enthält gegenüber ihren Vorgängern eine Besonderheit: Sie bildet zwei Befragungszeiträume ab: sowohl vor Ausbruch und zu Beginn (11/19 – 03/20; 341 befragte Unternehmen im Norden) als auch inmitten der Corona-Pandemie (08/20 – 10/20; 120 Befragte); mit dem Ziel, mögliche Veränderungen in den Umfrageergebnissen zu erfassen. Doch in den wesentlichen Punkten unterscheiden sich Erst - und Zusatzbefragung kaum:

Weitere Informationen unter www.unternehmerperspektiven.de.

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