Grundstuecke-verantwortungsvoll-weiterentwickeln

Gastbeitrag

5 Faktoren, wie man in Hamburg verantwortungsvoll Grundstücke weiterentwickelt

John Patrick Leyba ist Geschäftsführender Gesellschafter des Immobilienunternehmens ROBERT VOGEL, das seit über 100 Jahren eine feste Größe in der Hamburger Immobilienlandschaft ist. Er berichtet auf Basis seiner Erfahrungen, welche Verantwortung Bauherren in Hamburg tragen. 

Aktuell sind in Hamburg zahlreiche Bauprojekte im Gange, die Hansestadt befindet sich im Wandel. Das bedeutet, dass gerade jetzt das Stadtbild der Zukunft geprägt wird. Doch die Hamburger Baubranche hat sich verändert. Für Bauherren geht es um mehr, als sich nur mit schönen architektonischen Entwürfen selbst zu verwirklichen. Es kommt ihnen eine viel größere Verantwortung zu: Sie müssen mit ihren Projekten dazu beitragen, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern und Quartiere mit neuen Entwicklungen aufzuwerten. Verbesserungen einzelner Stadtteile werden dann sukzessive auch dazu beitragen, das gesamte Stadtbild positiv zu beeinflussen.

Folgende Faktoren spielen dabei heutzutage eine Rolle:


1. Am Bedarf orientieren


Um den Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden, ist es notwendig, zu Beginn des gesamten Entwicklungsprozesses eine umfangreiche Bedarfsanalyse durchzuführen. Wie soll das Grundstück künftig genutzt werden: Als Wohn- oder Gewerbeimmobilie? Welche Zwecke sollen die neuen Räumlichkeiten erfüllen? Sind Mischobjekte möglich? Diese Analyse sollte im Vorfeld sorgfältig und in enger Abstimmung mit den örtlichen Behörden erfolgen, die über Hintergrundwissen und Daten zu den lokalen Gegebenheiten verfügen. Erst wenn klar ist, wie sich das Umfeld durch Bauprojekte verbessert und Bezirke lebenswerter gestaltet werden, können die nächsten Projektschritte angegangen werden.


Bei einem Bauprojekt in Altona am Paul-Nevermann-Platz etwa ergab die Bedarfsanalyse, dass angesichts des großen Wohnungsneubaus ergänzende Flächen für die gewerbliche, soziale und medizinische Infrastruktur benötigt werden. Dabei planen wir unter anderem, Flächen für Sonderwohnformen zu schaffen und damit auch Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen Platz im Herzen von Altona zu bieten. Die geplanten Flächen zur Nutzung durch medizinische Dienstleister sehen wir ebenfalls als Beitrag zu einem Stadtteil mit einem funktionierenden sozialen Zusammenleben.


2. Bürger einbeziehen


Selbstverständlich sollte die Öffentlichkeit frühzeitig in den Planungs- und Entwicklungsprozess einbezogen werden. Dabei gilt es, die Bedürfnisse der Bürger nicht außen vor zu lassen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf inhaltlichen Impulsen zur Nutzung von Räumlichkeiten. Denn am Ende füllen die Bewohner die baulichen Hüllen mit ihrem täglichen Leben. Darüber hinaus sind aber auch konstruktive Anregungen zu Architektur und Städtebau hilfreich und erwünscht.


Bei besagtem Projekt in Altona etwa gelang die Bürgerbeteiligung, indem Siegerentwürfe eines erfolgten Architekturwettbewerbs öffentlich ausgestellt wurden. Die Bürger hatten dort die Möglichkeit, ihre Vorschläge zur Nutzung von Räumlichkeiten in eine Holzbox zu werfen. Damit können wir nun die nächsten Schritte im Genehmigungsprozess gehen.  


3. Stadtadäquate Optik pflegen


Neben inhaltlichen und planerischen Aspekten müssen Weiterentwicklungen von Grundstücken auch ins städtische Gesamtbild passen. Es geht darum, den Stadtteil optisch aufzuwerten, ohne den Bezug zum historischen Gesamtbild zu verlieren. Dies ist insbesondere in der Hansestadt Hamburg mit seiner traditionsreichen Geschichte bedeutend. Hier spielen auch Aspekte der Stadtreparatur eine Rolle – also die optische Aufwertung von alten oder durch Krieg teilweise zerstörten Gebäudebeständen. Auf diese Weise ist es möglich, die Architektur in die Moderne zu überführen, ohne den historischen Kontext zur Umgebung zu verlieren.


Das hanseatische Familienunternehmen ROBERT VOGEL GmbH & Co Kommanditgesellschaft

Seit mehr als 100 Jahren entwickelt, baut und vermietet ROBERT VOGEL Immobilien auf eigenen Grundstücken in Hamburg. Zum Bestand zählen 1.900 Mietwohnungen und rund 100.000 m² Gewerbeflächen. Das Familienunternehmen ist dabei in 15 Stadtteilen als Vermieter präsent – unter anderem in Alsterdorf, Barmbek, Harvestehude, Niendorf, Othmarschen, Winterhude und Wilhelmsburg. Mit der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum auf neuen Flächen und Bestandsgrundstücken unterstützt ROBERT VOGEL in fünfter Generation den Mietwohnungsbau in der Hansestadt. Zu den von ROBERT VOGEL realisierten Gewerbeobjekten zählen das stadtbildprägende Spiegel-Gebäude und das Dockland. Das Gesamtportfolio umfasst zudem Gewerbeobjekte in den USA mit 21.000 m² Fläche, die vom Tochterunternehmen UCCELLO Immobilien GmbH verwaltet werden.


Beim Projekt in Altona etwa stellen weiß geschlämmte Ziegelfassaden den Bezug zur dänischen Geschichte Altonas her und erinnern an das renommierte Grandhotel „Kaiserhof“, welches sich seit 1903 auf diesem Grundstück befand, allerdings im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Fließen derartige historische Aspekte in die architektonischen Entwürfe mit ein, werden auch Besucher auf natürliche Weise angeregt, sich mit der Stadtgeschichte Hamburgs auseinanderzusetzen. 


4. Nachhaltigkeit berücksichtigen


Auch Aspekte der Nachhaltigkeit spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Weiterentwicklung von Grundstücken. Prinzipien des nachhaltigen Bauens, das Ressourcen schont, gesundheitsverträglich ist und einen hohen Komfort für die Nutzer bietet, sollten daher berücksichtigt werden. Dabei garantieren wertbeständige, umweltverträgliche und erprobte Materialien eine hohe Lebensdauer.


Am Paul-Nevermann-Platz berücksichtigen wir diese Aspekte in besonderem Maße. So prüfen wir aktuell, wie wir Beton und Stahl ressourcenschonend einsetzen. Außerdem steht im Raum, mineralisches Material von Rückbauten wiederzuverwenden. Darüber hinaus sind verschiedene Begrünungen vorgesehen, die das Umfeld aufwerten: Zum einen auf dem Dach des neuen Gebäudes und zum anderen bei Freiflächen rund um den Neubau. Photovoltaik-Elemente zur Eigenstromerzeugung und Rückhaltebecken, die einen zu schnellen Regenabfluss verhindern und so die natürliche Verdunstung fördern, ergänzen diesen Nachhaltigkeitsmix.


5. Spezialisten einbeziehen


Wer in Hamburg bauen möchte, sollte Experten ins Boot holen, die bei den immer komplexer werdenden Prozessen das entsprechende Detailwissen beisteuern. Denn kein Unternehmen weiß und kann alles selbst. Besonders bei zahlreichen Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit ist dies von entscheidender Bedeutung, sich von externer Seite unterstützen zu lassen. Damit erhöht sich die Chance, wirklich verantwortungsvoll gegenüber der Umwelt zu handeln und nicht nur auf dem Papier grün zu sein. 


Beim Projekt am Paul-Nevermann-Platz etwa zogen wir in Zusammenarbeit mit der Stadt und den teilnehmenden Architekturbüros die Nachhaltigkeits-Experten vom Büro Werner Sobek hinzu. Die Spezialisten beschäftigen sich vornehmlich mit nachhaltigem Engineering und Design, um Emissionen und Materialverbrauch beim Bauen zu minimieren. 

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