Hamburgs M+E-Industrie im Azubi-Notstand

"Hamburgs M+E-Industrie im Azubi-Notstand"

Frühjahrs-Konjunkturumfrage: Metall- und Elektroindustrie weiter deutlich unter Druck

Hamburg, 1. Mai 2024. „75 Prozent der Metall- und Elektrobetriebe in Hamburg beklagen die schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit von ausbildungsfähigen Jugendlichen. Das ist der mit Abstand höchste Wert unter den fünf norddeutschen Mitgliedsregionen der M+E-Industrie“, resümiert Dr. Thomas Piehler, NORDMETALL-Vizepräsident für Hamburg, die Frühjahrs-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, AGV NORD und den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland und Bremen. Im Februar und März nahmen 141 M+E-Betriebe mit rund 95.000 Beschäftigten aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachsen und Schleswig-Holstein an der Befragung teil.

23 Prozent der Unternehmen in Hamburg beurteilen ihre Geschäftslage derzeit als unbefriedigend oder schlecht. Das ist besser als der Durchschnittswert der norddeutschen Länder von 28 Prozent“, so Piehler weiter. 19 Prozent aller befragten Betriebe in Hamburg erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage im nächsten halben Jahr, im norddeutschen Durchschnitt sind es 20 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 35 Prozent. Eine Verschlechterung der Geschäftslage befürchten an der Elbe ebenfalls 19 Prozent, im nordwestlichen Niedersachsen dagegen ganze 28 Prozent (norddeutscher Durchschnitt: 21 Prozent). Die pessimistische Stimmung ist besonders ausgeprägt in den Branchen Metallerzeugnis-Herstellung und bei den Gießereien: 64 beziehungsweise 57 Prozent dieser Unternehmen im Norden beklagen einen zu geringen Auftragsbestand. Die Maschinenbauer in Norddeutschland fürchten zu 31 Prozent eine schlechte Entwicklung der Geschäftslage, vor den Metallerzeugnis-Herstellern mit 29 Prozent und der Elektrotechnik mit 23 Prozent.
   
47 Prozent aller Unternehmen fürchten, dass sie die hohen Kostensteigerungen bei Energie, Arbeit und Material gar nicht oder nur geringfügig an ihre Kunden weitergeben können. Das sind etwas weniger als im letzten Herbst, es stellt jedoch immer noch einen der höchsten Werte der letzten Jahre dar. Mit Umsatzrückgängen von drei bis über zehn Prozent rechnen 23 Prozent der Firmen in Hamburg, im gesamten Norden sind es 27 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern nur 20 Prozent. 29 Prozent erwarten in Hamburg Umsatzsteigerungen von drei bis über zehn Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 40 Prozent.
 
Ein Drittel der norddeutschen M+E-Betriebe plant, die Mitarbeiterzahl in den nächsten drei Monaten zu erhöhen (Hamburg: 32 Prozent), was über alle fünf Bundesländer rund 800 Arbeitsplätzen entspricht. Hier liegen der Luft- und Raumfahrzeugbau (75 Prozent) und die Elektrotechnik (55 Prozent) vorn, während die norddeutschen Gießereien überhaupt keine Einstellungspläne hegen. In Hamburg klagen 53 Prozent der Unternehmen über eine mangelnde Verfügbarkeit von Fachkräften, im norddeutschen Durchschnitt sind es 63 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 80 Prozent.
 
Als erschwerende Wirtschaftsfaktoren bewerten die Firmen in Hamburg mit 77 Prozent die hohen Energiekosten, mit 71 Prozent die Arbeitskosten und mit jeweils 58 Prozent die wuchernde Bürokratie und die gestiegenen Materialkosten. 
 
Dr. Thomas Piehler: „Die Metall- und Elektroindustrie in Hamburg ist angesichts der multiplen internationalen Krisen und den schlechten Rahmenbedingungen, die die Bundesregierung mit ihrer verfehlten Energiepolitik setzt, weiter deutlich unter Druck. Besonders Gießereien, Metallerzeugnis-Hersteller, aber auch Teile des Maschinenbaus haben zu kämpfen, während es beim Luft- und Raumfahrzeugbau deutlich besser aussieht. Der Senat muss noch deutlich mehr für die Ausbildungsreife vieler Jugendlicher nach dem mittleren Schulabschluss tun und seinen Einfluss für deutlich geringere Energiepreise und eine Reduzierung der überbordenden Bürokratie geltend machen. Die Rahmenbedingungen müssen deutlich besser werden, wenn eine weitere Abwanderung von Investitionen und Arbeitsplätzen gestoppt werden soll“, so der NORDMETALL-Präsident.
   
„Und die Gewerkschaft tut dem Land am 1. Mai mit dem Slogan ‚Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit‘ keinen Gefallen: `Mehr Arbeiten für niedrigere Arbeitskosten und mehr Sicherheit für die norddeutsche M+E-Industrie‘, das wäre der richtige Slogan, um Jobs und Wohlstand zu sichern. “

Quelle: Nordmetall
 
 


 
 

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