HK-Hafen 2040

Hafen Hamburg

Innovationstreiber für die Hamburger Wirtschaft

Hamburg, 19. Januar 2021 – Die Handelskammer Hamburg hat heute in einer Pressekonferenz ihren „Zukunftsplan Hafen 2040“ veröffentlicht. Der Hamburger Hafen ist traditionell Warenumschlagsplatz und entscheidender Standortfaktor für einen Großteil der Hamburger Wirtschaft. Als größter Hafen Deutschlands ist er ein wesentlicher Teil eines Transportnetzes, das globale Bewegungen von Gütern und Produkten ermöglicht. Mit 150.000 direkten und indirekten Arbeitsplätzen ist er einer der größten Arbeitgeber in der Metropolregion Hamburg.

Grafik: Handelskammer Hamburg

Seit beinahe einem Jahrzehnt aber, so Handelskammerpräses Norbert Aust, läuft "der Hafen als Motor Hamburg“ nicht mehr so rund, wie lange Zeit gewohnt. Durch die enormen Steigerungen des Welthandels, insbesondere durch den Fall des Eisernen Vorhangs und der Öffnung Chinas habe der Hamburger Hafen lange Zeit profitiert; es sei, so Aust, „eine Komfortzone“ entstanden, wobei die notwendigen Weichenstellungen für die Zukunft zum Teil aus dem Fokus der Politik geraten sind. 


Gerade jetzt unterliege die Weltwirtschaft einem gravierenden Umwälzungsprozess. Der schwelende Handelsstreit zwischen China und USA, der Austritt Großbritanniens aus der EU, das Handelsabkommen im asiatisch- pazifischen Raum, die Bemühungen Chinas um die Seidenstraße veränderten die weltweiten Handelsströme. Hinzu kämen die Herausforderungen durch neue Schifffahrtsrouten direkt in die Ostsee und neue transalpine Verbindungen wie der Brenner-Basis-Tunnel, die Hamburgs Rolle als Bahnhafen für Südosteuropa infrage stellten. Ein Umdenken sei daher notwendig: „In den vergangenen Jahren hat Hamburg im Hafenwettbewerb an Boden verloren. Trotz gravierender Veränderungen im Welthandelssystem, dem rasanten Aufstieg neuer Technologien, einem härteren Preiswettbewerb und infrastruktureller Herausforderungen hat Hamburg es in den letzten zehn Jahren versäumt, seinen Hafen konsequent weiterzuentwickeln“, stellt Prof. Norbert Aust. Künftig solle der Fokus weniger auf die Umschlagzahlen gelegt werden, sondern die Wertschöpfung für die Hamburger Wirtschaft als entscheidende Kennzahl für den Hafen. „Um seiner Rolle für den Standort Hamburg wieder gerecht zu werden, muss der Hamburger Hafen Innovationstreiber werden und stark auf Nachhaltigkeit setzen“, so Aust weiter.


Der Hamburger Hafen profitiere von seiner Lage in einer wirtschaftlich starken Region, seinen Stärken im Bereich der Erneuerbaren Energien und seiner Rolle als Logistikdrehscheibe Nordeuropas.“ Mit der durch den Klimawandel getriebene Fokussierung auf erneuerbare Energien kann Hamburg seine Trümpfe, etwa die Nähe zu Windkraftanlagen in der Nordsee, gezielt ausspielen.“ Er sei daher prädestiniert, um Vorreiter bei der Produktion, Nutzung und Vertrieb von Wasserstoff zu werden. Dazu sei der Ausbau von Infrastruktur für alternative Energieträger entscheidend. Hamburg könne im Verbund mit seinen norddeutschen Nachbarn zu einem international führenden Standort für Erneuerbare Energien und Wasserstoff werden. Autonome Systeme böten zudem die Chance, bestehende Infrastruktur effizienter zu nutzen. Hamburg könne die Erfahrungen des Hafens bei der Automatisierung von Terminals nutzen und sich zur Modellstadt für autonome Systeme entwickeln – und der Hafen zu einem internationalen Aushängeschild.


Grafik: Handelskammer Hamburg

Für seine Weiterentwicklung und die Ansiedlung innovativer Unternehmen brauche der Hafen eine angebotsorientierte Flächenpolitik, so die Analyse. „Die zunehmende Flächenkonkurrenz wirft immer wieder die Frage auf, wie eine möglichst hohe Flächeneffizienz im Hafen erreicht werden kann“, sagt Präses Aust. „Für die Ansiedlung neuer Industrien und Wertschöpfungskonzepte müssen passende Grundstücke entwickelt werden.“ Ziel müsse es sein, einen Energie- und Klimahafen mit vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen zu entwickeln.
 
Willem van der Schalk, Vizepräses, Handelskammer Hamburg hob noch einmal die Bedeutung des Hamburger Hafens für Hamburg hervor: „Der Hafen ist die DNA für den Wohlstand dieser Stadt“, verwies aber auch darauf, dass Hamburg gegenüber seinen europäischen Wettbewerbern verloren habe und weiter verlieren wird, wenn nicht konsequent mit geeigneten Maßnahmen entgegengesteuert würde und forderte eine selbstkritische Auseinandersetzung aller Akteure mit den hierfür auschlaggebenden Gründen.

 

Der Hafen verfüge zwar über eine der besten europäischen Bahnhinterlandanbindung und sei der größte europäische Eisenbahnhafen. Immer wieder wirtschaftlich unterschätzt würde der hohe Anteil lokaler Ladung, der immerhin 30 Prozent beträgt und durch die hafennahe Industrie, Logistikbetrieben sowie eines rund 5 Millionen großen Absatzmarktes entsteht. Gleichzeitig würde jedoch zu wenig über innovative, digitale Lösungen mit hohem praktischem Wert wie beispielsweise das Hafenkommunikationssystem diskutiert werden, um das Hamburg weltweit beneidet wird. Van der Schalk wies aber auch auf die Schwächen hin: So sei die Kostenstruktur des Hamburger Hafens teilweise ungünstig und unübersichtlich, auch seien die Fortschritte bei der Vereinfachung und Beschleunigung von Verwaltungsprozessen zu langsam. Weiterhin bestehe dringender Handlungsbedarf bei dem Ausbau der landseitigen Infrastruktur wie z.B. der Köhlbrandquerung und der Neubau der A26. Deutlich distanzierte sich van der Schalk von den Kritikern, die den Hafen schlecht redeten: „Alle Akteure sollten sich weniger emotional sondern deutlich sachlicher mit der Hafenpolitik zu befassen. Zu viele wollen den Ast absägen, auf wir sitzen.“

 

Immerhin käme der Hamburger Hafen für die Exportnation Deutschland eine Schlüsselrolle zu. Denn mehr als 90 Prozent der weltweit gehandelten Güter werden über den Seeweg transportiert. Und laut einer Studie der IHK Nord werden Zweidrittel des deutschen seewärtigen Außenhandels über die deutschen Seehäfen abgewickelt. Davon die Hälfte über Hamburg.

 

Laut HK-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne, ist der Hamburger Hafen aber viel mehr als ein reiner Umschlagsplatz für Güter, sondern ein entscheidender Standortfaktor für einen Großteil der Hamburger Wirtschaft, von der Industrie über die Logistikbranche bis hin zum Tourismus mit großen Wertschöpfungs- und Arbeitsmarkteffekten. Es ginge mehr als um ein quantitatives Wachstum bei den Umschlagszahlen, sondern um eine qualitativ und nachhaltige Wertschöpfung durch den Hamburger Hafen und um die Frage: Wie wollen wir künftig leben - und wovon?

 

Die Handelskammer Hamburg fordert daher in ihrem Standpunktepapier vier zentrale Handlungsfelder, die, so die Forderung, in einen neuen Hafenentwicklungsplan der Freien- und Hansestadt Hamburg einfließen müsse. Diese sind: 


Grafik: Handelskammer Hamburg

Dazu solle ein international ansässiges Institut zeitnah eine Analyse erstellen, die auch ein Banchmarking der Erfolgsfaktoren anderer Häfen und einen Abgleich der Hamburger Hafenpolitik und seiner strategischen Perspektiven mit den Erfolgsfaktoren anderer Häfen ermöglicht. Insgesamt sieht Malte Heyne optimistisch in die Zukunft: „Der Hamburger Hafen verfügt dank seiner starken Nachfrage aus der Metropolregion über eine hohe sogenannte „Local-Content“-Quote. Diese Stärke gilt es konsequent auszubauen.“ Red. NW

 

 

Das vollständige Standpunktepapier finden Sie unter: https://hamburg2040.de/zukunftsplan-hamburger-hafen/

 

 


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