Im Portrait - Nordic-Haus

Im Portrait: Nordic Haus

Allergiker gründet vor 26 Jahren Deutschlands innovativstes Holzhaus-Imperium

Klimaneutrale Holzhäuser als Alternative zu Steinhäusern

Frank Berding hat Holz im Blut. Der 52-Jährige stammt aus einer Familie von Zimmermännern – schon 1832 fräste und schmirgelte sein vierfacher Urgroßvater in Steinfeld bei Oldenburg. 1996 gründet Frank Berding mit Nordic-Haus ein Unternehmen, das CO2-neutrale Holzhäuser in Block und Modulbauweise international vertreibt. Eine Nischen-Idee, die mit einer Hausstauballergie begann.

In Steinfeld in Niedersachsen sitzt Nordic-Haus. Auf den ersten Blick wird klar: Das Unternehmen prägt das Bild. Blockbauweise in diversen Formen und Farben überall. Mit der Verwaltung, dem Vertrieb und der Mischerei für Farben und Lacke sind es mehr als 30 Holzhäuser, die dem 10.000-Seelen-Dorf ein rustikales Flair verleihen. Aber auch zahlreiche Bungalows und klassische Einfamilienhäuser sind in dem Ort zu finden, wo bereits 1832 die Zimmerei von Berdings vierfachem Urgroßvater ansässig war.


Alles begann bescheiden und aus einer persönlichen Liebhaberei heraus. Als 20-Jähriger arbeitet Frank Berding in einer Holzhandlung mit Sägewerk in Osnabrück. Sein Büro liegt in einem Blockhaus. Der spätere Nordic-Haus-Gründer ist von dem Raumklima begeistert, liebt die Atmosphäre und weiß sofort: So will ich auch privat leben. Gleichzeitig stellt er fest, dass seine Hausstauballergie komplett zurückgeht. „Ich habe am eigenen Leib erfahren, welchen Unterschied ein Holzhaus in Bezug auf die Lebensqualität macht und wollte es nicht mehr missen“, erinnert er sich. Im Rahmen seines Jobs ist Berding in Kontakt mit einem finnischen Unternehmen, das Holzhäuser nach Europa verkauft und sieht einen Markt in Deutschland. Ein Jahr lang plant er die Gründung nebenbei und bestellt die ersten drei Häuser in Finnland. Dann kündigt er und startet 1996 mit Nordic-Haus. Eine Nischen-Idee als Blockhaus-Bau in Deutschland noch lange kein Trend-Thema war. Maßgeblich prägte Berding seitdem die Entwicklung. Das Unternehmen ist zwischenzeitlich stark gewachsen – heute beschäftigt Nordic-Haus 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und setzt rund 10 Millionen Euro um, knapp 1.000 Häuser wurden seither gebaut. Mit seiner Produktion in Steinfeld bei Oldenburg ist er zudem ein Motor für die Region: Unzählige Dienstleister und Zulieferer arbeiten mit Nordic-Haus zusammen, um dem Andrang auf die ökologische Alternative gerecht zu werden.


Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum sind gut: Die Zinsen steigen, Energiekosten explodieren und auch Baustoffe verteuern sich oder sind nicht zuverlässig erhältlich. Viele Bauherren ziehen zu herkömmlichen Steinhäusern Holzhäuser als eine Alternative in Betracht. „Holzhäuser sind im Vergleich in vielen Punkten günstiger. Durch ihre Energieeffizienz sparen sie nicht nur langfristig enorme Kosten, sondern schon beim Bau“, erklärt Frank Berding. Und: „Vom ersten Spatenstich bis zum Einzugstermin dauert es wenige Monate, wer gut plant und alle Gewerke auf Linie hält, schafft es in vier Monaten.“ 


Das Holz stammt dabei ausschließlich aus Finnland und Schweden, das aus klimapositiver Forstwirtschaft, sogenannten Pluswäldern. „An das beste Holz zu kommen und gleichzeitig keine Abstriche bei der Auswahl der Lieferanten und ihrer Wälder zu machen, ist Aufgabe für Insider“, sagt Berding. Nicht nur im Bau sind die Holzhäuser nachhaltiger als andere herkömmliche Bauarten – durch das spezielle Raumklima und die besondere Dämmung und die selbstregulierenden Isoliereigenschaften des Holzes, werden Heiz- und Energiekosten gespart.


Mit seinem Unternehmen Nordic-Haus hat sich Frank Berding vorgenommen, Menschen mit seiner Begeisterung für den natürlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz anzustecken. Sein Ziel: über die Vorteile aufklären und viele Menschen zu ihrem Öko-Traumhaus zu verhelfen. Und nicht nur das: Jetzt baut Berding auch Geschäfts- und Mehrfamilienhäuser und Kindertagesstätten. Und seit 2010 produziert das Unternehmen komplett in Deutschland. „Wir haben mittlerweile ein geschlossenes System aus Vermarktung, Produktion und Aufbau Made in Germany geschaffen“, erklärt Berding. Nur noch die Blockbohlen kommen noch aus Finnland.


Mittlerweile hat Nordic-Haus eine ganze Reihe von Auszeichnungen und Preise gewonnen. Doch sich darauf auszuruhen kommt für Frank Berding nicht in Frage. Er treibt seine Mission unerschrocken voran. „Ich will die Menschen davon überzeugen, dass Holzhäuser eine echte Alternative zu Fertighäusern und Steinhäusern sind. Sie sind energetisch weit überlegen, bieten ein perfektes Raumklima und brauchen keine Lüftung. Ich wünsche mir, dass die Holzbauweise so alltäglich wird, wie in Schweden und Norwegen, um CO2-neutral zu bauen“, so der Vater von zwei Töchtern. „Die Bauwirtschaft und die Bauherren können durch den Einsatz nachhaltiger Hölzer einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Dazu sind Holzhäuser auch viel beständiger, müssen seltener saniert und ausgebessert werden. Auch die Preise sind mittlerweile vergleichbar mit denen von Massivhäusern und Steinhäusern „Da die graue Energie nicht mitbezahlt werden muss, sind Holzhäuser immer erschwinglicher“, so Berding.

JM/NW


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