Inernationaler Frauentag - 8. Maerz 2023

KfW Research zum Weltfrauentag

Zahl der Chefinnen im Mittelstand erreicht Höchststand

Jedes fünfte kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland ist frauengeführt

Hamburg, 8. März 2023. Jedes Jahr seit mehr als 100 Jahren wird am 8. März der Internationale Frauentag begangen – für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung von Frauen. Nach wie vor bestehen in Deutschland zwischen den Geschlechtern Unterschiede bei Verdienstchancen und Karrierewegen. Seit 2015 gilt in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen. Es legt fest, dass 30 Prozent der Posten in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen mit Frauen besetzt sein müssen. Im Herbst 2020 einigte sich dann die Regierungskoalition auf eine Quote in Vorständen: In börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern muss demnach künftig ein Mitglied eine Frau sein.

Und das scheint zu greifen. Denn noch nie gab es in Deutschland so viele kleine und mittlere Unternehmen mit einer Frau an der Spitze wie zurzeit: Von den rund 3,8 Mio. Mittelständlern hierzulande wird jedes fünfte (19,7 Prozent; 2021: 16,0 Prozent ) von einer Chefin geführt. Die Anzahl von Frauen in der Leitung eines mittelständischen Unternehmens steigt im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf rund 757.000 (+ca. 150.000). Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung von KfW Research auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels 2022 im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März.


„Zum Weltfrauentag können wir eine ermutigende Botschaft verkünden: Im Mittelstand erreicht der Anteil der Chefinnen in Deutschland einen neuen Höchststand, jedes fünfte mittelständische Unternehmen wird von einer Frau geführt. Ihre Zahl steigt um durchaus stolze 150.000 auf eine dreiviertel Million“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib. „Ein zentraler Impuls hierfür ist die wieder gestiegene Gründungsneigung von Frauen.“ Gemäß KfW-Gründungsmonitor nahmen Frauen 42 Prozent aller Existenzgründungen im Jahr 2021 vor, der Anteil stieg das zweite Jahr in Folge.


Auch in Großunternehmen nimmt die Frauenquote zu, ist aber weiterhin etwas niedriger als im Mittelstand: In den Vorständen der 101 größeren, unter die Regelungen des zweiten Führungspositionen-Gesetz fallenden Unternehmen, beträgt der Anteil 16,2 Prozent (2021: 14,1 Prozent ). Die Vorstände der 200 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland waren im Jahr 2022 zu 16 Prozent mit Frauen besetzt.


Im Mittelstand sind Frauen besonders im Dienstleistungssektor in den Führungsetagen zu finden: 92 Prozent der Chefinnen lenken ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen. Dieser Anteil war noch nie so hoch. Die höchste Frauenquote zeigen dabei Wissensintensive Dienstleistungen - rund 26 Prozent dieser Unternehmen haben eine weibliche Führungsperson (hierzu zählen beispielsweise Architektur- und Ingenieurbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen oder Datenverarbeitung). Im Gegenzug dazu liegt der Chefinnen-Anteil im Forschungs- und Entwicklungsintensiven Verarbeitenden Gewerbe (u. a. Maschinenbau, Medizin-, Mess-, Regeltechnik, Fahrzeugbau oder Pharmazie) nur bei 2 Prozent und im Baugewerbe bei 5 Prozent.


Aber nicht nur in den Führungspositionen setzen sich nach und nach immer mehr Frauen durch. Auch in den früher klassischen männlichen Berufen, wie beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie, sind Frauen zunehmend vertreten.  Zum internationalen Frauentag haben die Arbeitgeber in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie ermittelt, wie groß der Anteil der Frauen in diesen Berufen ist. „Seit Jahren tun wir viel dafür, junge Frauen für die Arbeit bei den Herstellern von Autos, Flugzeugen, Schiffen, Maschinen, Medizinprodukten und in weiteren technischen Branchen zu begeistern“, erklärt Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD. „Das ist gleichermaßen wichtig und vorteilhaft für die Beschäftigten, die Unternehmen und unsere ganze Volkswirtschaft.“

Nach einer verbandseigenen Stichprobe unter mehr als 25.000 Beschäftigten der norddeutschen M+E-Industrie ist der Frauenanteil in den vergangenen sechs Jahren um gut zwölf Prozent gestiegen und beträgt im Durchschnitt 16,6 Prozent (Stand Ende 2021). „Darüber freuen wir uns, aber unsere Arbeit ist damit längst noch nicht zu Ende, denn vor allem in den technischen Berufen bleibt weiterhin viel Luft nach oben für eine höhere Beschäftigung von Frauen. Deswegen informieren und motivieren wir schon in der Schulzeit insbesondere Mädchen, sich mit den zukunftssicheren und gut bezahlten Berufen in der Industrie auseinanderzusetzen“, erklärt Fickinger. Schon im ersten Ausbildungsjahr werde eine Vergütung von mehr als 1.150 Euro im Monat gezahlt, nach erfolgreicher Ausbildung winke Facharbeiterinnen ein Einstiegsgehalt von fast 45.000 Euro im Jahr.


Während im Personalwesen laut NORDMETALL und AGV NORD bereits gut 73 Prozent der Arbeitsplätze mit Frauen besetzt sind, sind es in der Produktion trotz kontinuierlicher Zunahme erst 9,9 Prozent. Im Materialwesen sind es immerhin rund 20 Prozent. „Um noch mehr Frauen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu bringen, bedarf es mehr guter Ganztagsbetreuung, Ganztagsschulen und eine bessere klischeefreie Berufs- und Studienorientierung", fordert Fickinger. „Außerdem sollte der Gesetzgeber endlich Fehlanreize im Steuer- und Sozialversicherungsrecht abschaffen.“ 

 

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