Visable-Jubilaeum

Digitaltag 24. Juni 2022

Visable: Vom Industriekatalog zur Tech-Company

Visable feiert dieses Jahr gleich drei Jubiläen: Die von den Hamburgern betriebene B2B-Online-Plattform EUROPAGES wird 40 Jahre alt, das deutsche Pendant wlw (ehemals „Wer liefert was“) sogar schon 90 Jahre. „Wer liefert was“ war 1932 als Verlagshaus mit einem Katalog zur Leipziger Messe gestartet. 1995 gab es bereits die erste Online-Version – noch vor Google und nur knapp nach Gründung von Amazon.


Zehnjähriges CEO-Jubiläum bei Visable feiert außerdem Peter F. Schmid, der in gleicher Position seit 1998 bereits die B2C-Plattform-Gründungen mobile.de, AutoScout24 und Parship auf die Erfolgsspur gebracht hatte. Unter der 2019 eingeführten Dachmarke Visable führt Schmid nun erstmals Plattformen im B2B-Bereich zum European Champion. Voraussetzung dafür: Die digitale Transformation des Hamburger Traditions- unternehmens vom analogen Verlagshaus hin zu einer modernen, international aufgestellten Tech-Company Es passt also sehr gut, dass das Jubiläum mit dem dritten bundesweiten Digitaltag am 24. Juni zusammenfällt.

Schmid zum Jubiläum: „Ich bin sehr stolz darauf, was unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier bei Visable im vergangenen Jahrzehnt gemeinsam erschaffen haben. Es waren prägende und richtungsweisende Jahre auf unserem Weg zu einem europäischen Online-Champion.“ Als früherer Vice President von eBay Classifieds ist Schmid geprägt vom Führungsstil US-amerikanischer Tech-Unternehmen und leitete zügig einen radikalen Kulturwandel bei Visable – damals noch „Wer liefert was“ – ein. Der früher obligatorische Anzug blieb im Schrank, „Peter“ etablierte das „Du“ über alle Hierarchieebenen hinweg. „Gerade im digitalen Wandel des letzten Jahrzehnts brauchten wir die besten Ideen aus allen Teams. Starre Hierarchien verhindern Innovation und Geschwindigkeit. Ich wollte eine Kultur schaffen, die Austausch und Kreativität fördert, und das unabhängig davon, wo jemand im Organigramm verortet ist. Da sind uns die Amerikaner mit ihren kurzen Entscheidungswegen und ihrer Offenheit für Neues einige Schritte voraus“, erläutert Schmid.

   

Ohne Digitalisierung kein Wohlstand

 

Doch nicht nur mit Blick auf die vielzitierten „flachen Hierarchien“ sieht Schmid Defizite im internationalen Vergleich: „Bei der Digitalisierung hinken wir in Deutschland massiv hinterher. Wenn wir da nicht endlich den Turbo zünden, verlieren wir den Anschluss. Unser Mittelstand braucht eine zukunftsfähige digitale Infrastruktur, um Motor der europäischen Wirtschaft zu bleiben und unseren Wohlstand zu sichern.“


Eine Umfrage * von Visable in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov stützt diese Einschätzung. 30 Prozent der befragten Entscheider in kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland fordern eine bessere digitale Infrastruktur. Der digitale Weckruf in Richtung Politik ist damit hierzulande deutlich lauter als in den anderen Kernmärkten von Visable: In Österreich wünschen sich nur 18 Prozent eine Verbesserung der digitalen Infrastruktur, in der Schweiz 13 Prozent. Mit fünf Prozent spielt die Forderung in Frankreich eine marginale Rolle.


Außerdem bemerkenswert: Nur zwölf Prozent der deutschen Unternehmen sehen mangelnde Digitalisierung im eigenen Betrieb als herausragendes Problemfeld. „Der Mittelstand ist während der Pandemie große Schritte in Richtung Digitalisierung gegangen. Der Wille ist da, es entwickelt sich ein digitales Mindset. Jetzt ist es an der Politik, nachzuziehen und den Weg für eine erfolgreiche digitale Transformation zu ebnen. Das wurde jahrelang verschlafen und bremst das Wachstum in Deutschland. Wir dürfen uns da international nicht abhängen lassen“, fasst Schmid zusammen.

   

B2B hängt B2C ab

   

Im eigenen Unternehmen brachte Schmid Digitalisierung und Internationalisierung schnell voran. Visable beschäftigt inzwischen fast 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 35 Ländern an vier Standorten in Frankreich und Deutschland – eine Verdreifachung der Mitarbeiterzahl seit Eintritt von Schmid ins Unternehmen. Gleichzeitig verdoppelte sich der profitable Umsatz des Unternehmens unter seiner Ägide auf zuletzt 66 Millionen Euro im Jahr 2021, ein stattliches Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


Das schnelle Wachstum von Visable verweist laut Schmid auch auf das Potenzial einer ganzen Branche: „Die digitalen Geschäftsmodelle im B2C-Bereich sind bereits zum großen Teil besetzt und teilweise ausgereizt. B2B steht da noch komplett am Anfang. Neue digitale Geschäftsmodelle im B2B werden das Endverbrauchersegment in der wirtschaftlichen Bedeutung und Innovationskraft in den nächsten Jahren deutlich in den Schatten stellen. Die Wachstumsprognosen liegen bei B2B deutlich höher als bei B2C, das Marktpotenzial ist riesig.“


Eine Studie von Grand View Research geht davon aus, dass der Umsatz von E-Commerce im B2B von 2021 bis 2028 bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18,7 Prozent auf 25,65 Billionen Dollar steigen wird. Zum Vergleich: Im B2C sagt die Studie nur 3,67 Billionen Dollar voraus, also gerade mal etwas mehr als ein Siebtel des B2B-Marktes.

 

Plädoyer für fairen Wettbewerb

     

Auf den von Visable betriebenen Plattformen EUROPAGES und wlw sind insgesamt rund drei Millionen Firmen registriert. Monatlich suchen über vier Millionen B2B-Einkäufer nach passenden Lieferanten und Produkten. Die Anfragen kamen 2021 aus über 200 Ländern. Für den industriellen Mittelstand entwickeln sich die beiden Plattformen zunehmend zu einem wichtigen Kanal für die Anbahnung von Neugeschäften und sind europaweit führend. 


Auf globaler Ebene sieht Schmid allerdings massive Hemmnisse für den Erfolg europäischer Digitalunternehmen: „Es wundert mich nicht, dass es fast kein weltweit führendes Tech-Unternehmen in Deutschland und auch nur wenige in Europa gibt. Die US-Riesen dominieren den Wettbewerb nach Belieben. Gegen diese Marktmacht kann sich momentan niemand mehr durchsetzen. Ich hoffe, dass die globale Mindeststeuer und der Digital Markets Act der EU hier wieder für mehr Fairness im Wettbewerb sorgen. Die größten Tech-Konzerne der Welt müssen endlich auch einen angemessenen finanziellen Beitrag in den Ländern leisten, in denen sie ihr Geld verdienen.“


*)Die zitierte Online-Umfrage wurde vom 5.-10. April 2022 vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführt. In Deutschland nahmen 508 Personen mit Entscheidungsbefugnis in kleinen und mittleren Unternehmen teil, in Frankreich 530 Personen, in der Schweiz und in Österreich wurden jeweils 217 Menschen befragt.

Share by: