1.Hamburger Ingenieur*innen Gipfel foerdert Vernetzung der Nachwuchsgewinnung

1.Hamburger Ingenieur*innen Gipfel fördert Vernetzung der Nachwuchsgewinnung

Von: Prof. Dr. Enno Stöver und Katharina Keienburg

Hamburg, 27. September 2023. Über 100 Teilnehmende aus der Wirtschaft, Verbänden, Schulen, Initiativen der Nachwuchsgewinnung sowie den Hamburger Hochschulen und Universitäten trafen sich am 26.09. unter dem Titel „Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel“ an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Im Mittelpunkt stand der Austausch sowie die Vernetzung verschiedener laufender Aktivitäten, die junge Menschen für die Berufsfelder im MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik)-Bereich begeistern.


Ingenieur*innen werden für die Lösungen der dringendsten Probleme gebraucht!

Prof. Dr. Lutz Eckstein, Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure warb in seiner Keynote zu Beginn für ein neues Selbstbewusstsein der Ingenieur*innen: Es seien ihre technischen Entwicklungen, die eine lebenswerte Zukunft, gerade in Angesicht der Klimakrise, ermöglichen!


Ralf Gust von Hamburg Aviation verwies in seinem Impuls auf die vielen laufenden Aktivitäten zur Berufs- und Studienorientierung, die inzwischen für alle Altersgruppen von Kindertagesstätte bis in die Oberstufe angeboten werden. Der Austausch untereinander muss intensiviert, mögliche Vernetzungen angegangen werden. Es gilt, junge Menschen für die MINT-Berufe zu gewinnen. Dabei spielt der „Purpose“ – sinnstiftendes Handeln und Arbeiten – für viele junge Menschen eine immer wichtigere Rolle.

Notwendige Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung

Im Open Space wurde das Thema der Nachwuchsgewinnung unter verschiedenen Blickwinkel diskutiert. Es bedarf neuer Vorbilder, damit junge Frauen sich in MINT-Studiengängen einschreiben, vielleicht bedarf es sogar Studiengänge, die nur für weibliche Studierende zugänglich sind, um hier Hürden abzubauen. Mentoring im Studieneinstieg könnte auch gerade Frauen unterstützen, um den Übergang von der Schule gut zu schaffen. 


Durchlässigkeit war ein weiteres großes Thema: Sowohl von den Ausbildungsberufen bis hin zur Meisterausbildung ins Studium wie auch umgekehrt. Insofern bedarf es einer verstärkten Werbung an Berufsschulen für ein technisches Studium, weil vielen Berufsschüler*innen dieser Entwicklungsweg nicht bekannt ist. Auf der anderen Seite wären Initiativen wünschenswert, die Studienabbrecher*innen in den MINT-Berufen halten und die Möglichkeit einer technischen Ausbildung vermitteln. Hier bedarf es eines guten Netzwerks aus Studienberatung, Agentur für Arbeit und Handwerks- und Handelskammer.


Um den Bedarf an sinnerfüllender Arbeit bei jungen Menschen zu adressieren, ist der Anwendungsbezug in der Schule und im Studium sichtbar zu machen. Bestehende Initiativen wie das MINTARIUM sind noch stärker in den Schulalltag einzubinden. Angebote von Unternehmen in der Nachmittagsbetreuung oder auch Sommercamps sowie Mentoring von Schüler*innen können im Rahmen einer Partnerschaft von Wirtschaft und Schule entwickelt werden. Praktika außerhalb der Schule lassen sich mit Projektarbeiten kombinieren, um jungen Menschen das theoretisch Gelernte noch näher zu bringen. Duale Studiengänge können stärker genutzt werden, um in der Verknüpfung der Lernorte Wissenserwerb und Anwendung für die jungen Menschen zusammenzubringen. Unternehmensvertreter*innen könnten vermehrt mit Gastvorträgen und / oder als Lehrbeauftragte im Studium unterstützen. Ebenso könnten Studierende der Ingenieurswissenschaften an den Schulen in Arbeitsgemeinschaften, Nachmittagsbetreuung und vielleicht sogar Unterricht integriert werden, um hier als Vorbilder zu dienen

Viele Teilnehmende waren sich einig, dass die Politik den MINT-Berufsfeldern eine neue Priorität einräumen sollte. Technik sollte Schulfach sein und/oder sich in den Lehrinhalten stärker widerspiegeln. Technikaffine Lehrkräfte sind zu unterstützen und benötigen Kapazitäten. Gemeinsam mit Hochschulen, Universitäten und Verbänden können neue Kooperationsmodelle entwickelt werden, um dem Bedarf an Absolvent*innen auch vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen in der Gesellschaft gerecht zu werden.


Keine geschlossene Gesellschaft

Die Veranstaltung fand auf Einladung des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Nord, dem Verein Deutscher Ingenieure VDI e.V. Landesverband Hamburg, Hamburg Aviation, der Innovations Kontakt Stelle Hamburg, der Technischen Universität Hamburg, der Helmut-Schmidt-Universität sowie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg der 1. Hamburger Ingenieur*innen Gipfel statt. Bereits in der Anmoderation machte Prof. Dr. Enno Stöver von der HAW Hamburg deutlich, dass dies kein geschlossener Kreis sei, sondern nur „der Nukleus“, um darauf weitere Aktivitäten aufzubauen.


Der 2. Hamburger Ingenieur*innen Gipfel wird im Herbst 2024 stattfinden. Solange soll aber nicht mit der Nutzung der Ergebnisse gewartet werden: regelmäßiger Austausch zu den Erkenntnissen aus diesem Jahr ist in Planung.



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