KI im Unternehmen, aber wie?

KI im Unternehmen, aber wie?

Die Macht der Ideen: KI getriebene Innovationen & IP-Schutz

Von: Katharina Keienburg

Trotz Videocall-Müdigkeit kamen rund 100 Teilnehmer:innen am 12.09.2023 online zusammen, um sich über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Ideengenerierung und Schutzrechte zu informieren. Eingeladen hatten bundeslandübergreifend das Artificial Intelligence Center Hamburg (ARIC) e.V., die lnnovations Kontakt Stelle (IKS), das Innovations- und Patent Centrum (IPC) der Handelskammer Hamburg sowie der KI-Transfer-Hub und das Patent- und Markenzentrum (PMZ) der WTSH.

KI in der Ideengenerierung

Die erste Frage an die Teilnehmer:innen ergab ein eindeutiges Votum. Was sind die wichtigsten Innovationsquellen in Ihrem Unternehmen: die Mitarbeiter:innen!


Doch viele ihrer Ideen bleiben ungenutzt, erläutert Dr. Gerrit Jochims vom Startup IdeaChamp. Warum? Weil z.B. die Themen nicht ausreichend recherchiert werden oder Vorgesetzte kein Interesse daran haben, sich mit den neuen Vorschlägen auseinanderzusetzen oder nicht das nötige Wissen besitzen, dies zu tun.


KI kann hier auf unterschiedlichen Ebenen unterstützen: Jochims stellte eine eigens entwickelte Plattform auf Basis von ChatGPT vor, die dabei hilft, neue Vorschläge und Ideen zu generieren, mit diesen experimentell weiterzuarbeiten, eine tiefere Recherche zu betreiben oder Verfeinerungen eigener Ideen vorzunehmen.


Unternehmen müssen jedoch sehr genau überlegen, wie viel eigenes Wissen sie in ChatGPT oder ähnliche Plattformen einspeisen, da eingegebene Informationen zum Trainieren des KI-Modells verwendet werden und damit anderen Nutzer:innen zur Verfügung stehen.


KI und der Land -und Forstwirtschaft

In seinem Input zeigte Prof. Dr. Stephan Hußmann von der FH Westküste, dass KI auch in Land- und Forstwirtschaft bereits erfolgreich eingesetzt wird und das Potential hat, den Einsatz von Pestiziden enorm zu senken. Schon seit 2010 beschäftigte er sich gemeinsam mit einem Bio-Bauernhof damit, wie Unkraut mithilfe optischer Verfahren vernichtet werden kann. Aus den ersten Gesprächen wurde eine Kooperation und einige Jahre später sogar ein Startup ausgegründet: NAITURE. Es wird ein autonomes System entwickelt, das Unkräuter von Nutzpflanzen wie Möhren mithilfe von Kameras und KI unterscheiden kann. Die Unkräuter werden mit einem Laser vernichtet.


Sowohl für diese als auch für eine weitere Entwicklung für den Einsatz in der Forstwirtschaft wurde ein Patent angemeldet: Mit einer Drohne werden Aufnahmen von einer Baumschule gemacht und mit KI ausgewertet. Das System kann Unkraut von bestimmten Baumsetzlingen unterscheiden. Die Treffergenauigkeit liegt bei bis zu 100 Prozent. Auch für andere Anwendungen sieht er großes Potential.

 

KI in der Medizintechnik

Dr. Katerina Deike-Hofmann vom Startup RELIOS.VISION stellte ihr Produkt vor, das sie mit anderen Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Bonn entwickelt hat. Durch den Einsatz von KI können Bilddaten so gut ausgewertet werden, dass eine enorme Verringerung der Gabe von Kontrastmitteln möglich ist.


Die Ärztin beschrieb eindrücklich, mit welchen komplexen Schutzrechtsfragen sie sich bei der Gründung ihres Unternehmens auseinander setzen musste: Kann ein Patent angemeldet werden? Wer kann das Patent anmelden? Welche Möglichkeiten der Nutzung bestehen für Sie: ein Kauf, eine Auslizensierung…, Welche Form des Patentes soll angemeldet werden?

 

2 gängige Vorurteile

Der Jurist und Gründer Dr. Bastian July von GoodIP machte es kurz und räumte mit zwei gängigen Vorurteilen auf:


1.     Es können keine Ideen oder Konzepte, sondern nur der Code selbst durch Schutzrechte geschützt            werden.

2.     Eine Patentierung von AI-Anwendungen ist auch in Deutschland möglich.

 

KI Tools in IP (Intellectual Property)-Recherchen

Jochen Halfmann vom IPC präsentierte live einige KI-gestützte Tools (WIPO, EUIPO, polymark und Orbit) zur Marken- und Patentrecherche, sowohl von öffentlichen als auch kommerziellen Anbietern. Die Qualität der Ergebnisse war durchaus ernüchternd.


Zudem seien einige Risiken zu beachten: Die KI-Suchmethoden sind z.B. nicht einzeln nachvollziehbar. Die KI sucht zwar nach Ähnlichkeiten, aber es ist nicht eindeutig, ob sie den Kern der Anfrage trifft. Wenn zum Beispiel nach einer Kaffeebohne gesucht wird, werden in den Ergebnissen auch Blätter mit ähnlicher Form aufgeführt, obwohl kein sinnhafter Zusammenhang zwischen Blatt und Kaffeebohne besteht.


In seinem Fazit erklärte er, dass eine einfache Suche mit KI nicht ausreicht, sondern immer die Ergebnisse durch verschiedene Suchansätze gecheckt werden müssen. Ein Restrisiko muss individuell abgeschätzt werden. Im Zweifel muss eine intellektuelle Suche ohne KI-Unterstützung durchgeführt werden, wenn die KI-Suche keine befriedigenden Ergebnisse aufweist.

Sie haben Fragen zu Schutzrechten wie Patenten, Marken oder Design: Wenden Sie sich an das IPC oder das PMZ.






Sie suchen Unterstützung beim Thema KI: Informieren Sie sich über die Angebote vom ARIC e.V und des KI-Transfer-Hub.

Arbeiten Sie in einem Unternehmen oder einer wissenschaftlichen Einrichtung und möchten mit der anderen Seite kooperieren: Wenden Sie sich an die IKS Hamburg.

Die Veranstaltung war die dritte in der Reihe „KI in Unternehmen, aber wie“, die fortgesetzt wird. Sie haben Vorschläge für weitere Themenschwerpunkte? Wir freuen uns über Ihre Anregungen: keienburg @ iks-hamburg.de

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