Aussenwirtschaftskonzept des Hamburger Senats

Handelsstandort Hamburg

Hamburger Senat schreibt Außenwirtschaftskonzept fort

Handelskammer Hamburg: "Zu vage"

Hamburg, 2. Mai 2023 In seiner heutigen Sitzung hat der Senat ein aktualisiertes Außenwirtschafts-konzept beschlossen. Dabei handelt es sich, wie es in der Pressemitteilung des Hamburger Senates heißt, um eine Fortschreibung des Konzeptes, mit dem Ziel,  die Hamburger Außenwirtschaft zu stärken. Die Rahmenbedingungen, unter denen globaler Handel stattfänden, hätten sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte erheblich verändert, so die Begründung. Sowohl die Covid19-Pandemie als auch der Überfall Russlands auf die Ukraine hätten die wirtschaftlichen Entwicklungen negativ beeinflusst. Unfairer Wettbewerb und Protektionismus stellten eine Herausforderung für den freien, regelbasierten Welthandel dar. Klimawandel und Digitalisierung führten zu Verschiebungen in der globalen Wirtschaft, aus denen sich zugleich jedoch Chancen für die Hamburger Außenwirtschaft ergeben könnten.


Dr. Melanie Leonhard, Senatorin für Wirtschaft und Innovation: „Hamburg hat aus seiner hunderte Jahre alten Handelstradition global zahlreiche gute Beziehungen – wir sind und bleiben Deutschlands Tor zur Welt. Das ist ein großer Wert – bei allen Herausforderungen, die das gegenwärtig mit sich bringt. In Hamburg gibt es weiterhin eine große Offenheit für den Handel und Austausch. Mit dem Außenhandelskonzept wollen wir Hamburgs Unternehmen darin unterstützen, weiter von diesem Standort aus erfolgreich zu sein.“


Das, so Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, begrüßt das Konzept, sieht aber zusätzlichen Handlungsbedarf:  „Das neue Außenwirtschaftskonzept des Senats ist ein wichtiger Diskussionsansatz, bleibt aber an entscheidenden Stellen zu vage. Klar ist, dass das internationale Geschäft unübersichtlicher wird, was eine stärkere Begleitung und Unterstützung der Unternehmen bei der Diversifizierung von Liefer- und Absatzmärkten erfordert. Es bleibt aber unklar, mit welchen Ressourcen dies seitens des Senats erfolgen soll.  Als Handelskammer stehen wir bereit, gemeinsam mit dem Senat Unternehmen bei der Erschließung neuer Märkte zu unterstützen. So treiben wir bereits Themen wie Digitalisierung, Technologie und Energie voran z.B. mit unserer Innovationspartnerschaft mit Israel und den guten Beziehungen zu den VAE. 

 

Die zunehmende Regulierung – gerade für KMU, deren Internationalisierung gefördert werden soll – stellt einen erheblichen Zielkonflikt dar, der in dem Papier nicht adressiert wird. Richtigerweise betont das Papier, die Notwendigkeit guter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und einer funktionierenden Infrastruktur am Standort als Grundlage für erfolgreichen Außenhandel. Hier ist der Senat in der Pflicht, z.B. bei der Stärkung des Hamburger Hafens und seiner infrastrukturellen Anbindung.” 


Das Konzept sei, so der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Prof. Dr. Götz Wiese „Alter Wein in neuen Schläuchen“: „Viel Namedropping und Anteasern sollen das Gefühl vermitteln, man kümmere sich. Die Wirtschaftssenatorin sagte es selbst: Es handelt sich vorwiegend um eine Bestandsaufnahme. Aber mit einem auf 84 Seiten beschriebenen Status quo darf sich Hamburg nicht zufriedengeben. Mehr Vernetzung und mehr Lieferketten mit mehr Handelspartnern sollte Hamburgs Gebot der Stunde sein, um einseitige Abhängigkeiten zu mindern und Wohlstand und Versorgungssicherheit zu mehren.

 

Als Hansestadt ist Hamburg mit seinem Hafen für das Knüpfen weiterer Beziehungen prädestiniert. Um die Diversifizierung deutscher Handelsketten nachhaltig zu stärken, sollte Deutschlands größter Seehafen mit den großen Häfen in Ländern wie Brasilien, Indien, Südafrika oder Vietnam endlich Partnerschaften etablieren. Das gleiche gilt für Häfen in Ländern, aus denen Wasserstoff nach Hamburg importiert werden soll, wie z.B. Australien, Chile oder Kanada. Unter den aktuellen Partnerhäfen befinden sich zwei aus China, jedoch keiner aus obigen Ländern. Auch dass Hamburg keine Partnerschaft mit einem Hafen in den USA unterhält, entspricht schon lange nicht mehr der geopolitischen Realität. Dass Bürgermeister Tschentscher seine Reise in die USA dazu offenbar nicht genutzt hat, ist ein großes Versäumnis. Senat und Senatorin haben noch viel Arbeit vor sich.“

 

NW/JM


Share by: