Bildungsmonitor 2023

Bildungsmonitor 2023: 

Verbesserung der Unterrichtsqualität in allen norddeutschen Bundesländern erforderlich

Hamburg, 30. August 2023. Der Bildungsmonitor für 2023 liegt vor. Er wird für alle 16 Bundesländer vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln seit 2004 im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft erstellt, inzwischen zum 20. Mal. Die anhand von 13 Handlungsfeldern und 98 Indikatoren gefertigte Studie ermittelt, inwieweit ein Bundesland die Bildungsteilhabe verbessert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.


Die Unternehmerverbände NORDMETALL und AGV NORD vertreten etwa 260 Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit rund 130.000 Beschäftigten in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie im nordwestlichen Niedersachsen. Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte kommentiert die Ergebnisse und fordert in allen norddeutschen Bundesländern eine Verbesserung der Unterrichtsqualität.


Hamburgs Bildungsarmut ist weiter zu hoch

„Hamburg hat sich im Bildungsmonitor seit 2013 kontinuierlich hochgearbeitet, auch diesmal hält es sich mit Platz vier sehr gut unter den 16 Bundesländern“, resümiert Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL und AGV NORD. „Allerdings ist die Bildungsarmut auch beim norddeutschen Bildungsaufsteiger weiter viel zu hoch. Besonders naturwissenschaftliche Kompetenzen sind bei den Viert- und Neuntklässlern unzureichend, speziell da muss Hamburg ansetzen“, so der Arbeitgebervertreter der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. Spitzenplätze belegt Hamburg weiterhin bei Internationalisierung, Inputeffizienz und der Förderinfrastruktur, auch Integrationsleistung und die Situation der Beruflichen Bildung werden sehr gut bewertet. Allerdings erreichten bei der Überprüfung der Bildungsstandards in den Naturwissenschaften für Neuntklässler 12,1 Prozent der Hamburger Schülerinnen und Schüler im Jahr 2018 nicht den Mindeststandard (Bundesdurchschnitt: 9,2 Prozent). Auch in Mathematik und im Lesen sind die Risikogruppen in Hamburg überdurchschnittlich groß. 


„Der Hamburger Bildungssenator macht vieles richtig, tut aber auch gut daran, mit neuen Bildungsplänen an einer Verbesserung der Unterrichtsqualität zu arbeiten. Besonders bessere Leistungen in den MINT-Fächern müssen ein Ziel sein“, fordert Golinski. „Hamburg hat gezeigt, dass auch unter den besonderen Bedingungen des Stadtstaates ein Bildungsaufschwung geht, bei dem sich die Gesamtausgaben relativ in Grenzen halten. Das sollte so weitergehen. Und vor allem Bremen mit seiner desaströsen Bildungsbilanz sollte sich an Hamburg orientieren“, so Peter Golinski. 

Schleswig-Holstein stagniert 


„Die Aufholjagd der letzten zehn Jahre, in denen Schleswig-Holstein den Mittelfeldplatz neun unter den 16 Bundesländern erreicht hat, setzt sich leider nicht fort. Das sollte Aufforderung für die Bildungsministerin sein, neue Anstrengungen zugunsten einer größeren Attraktivität der Hochschulen für landesfremde potenzielle Studentinnen und Studenten insbesondere in den Ingenieur-wissenschaften zu unternehmen“, bilanziert Peter Golinski.


Mit nur 11,3 Prozent liegt der Anteil der Absolventinnen und Absolventen eines ingenieur-wissenschaftlichen Studiums in Schleswig-Holstein deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 17 Prozent. Auch die schwache Förderinfrastruktur mit vergleichsweise wenig Ganztagsschulplätzen, die unterdurchschnittliche Studienberechtigungsquote und die noch unzureichende Digitalisierung könnten verbessert werden. Erfolgreich ist Schleswig-Holstein mit dem vergleichsweise kleinen Anteil der Schülerinnen und Schüler, die im Fach Lesen zur Risikogruppe gehören. Generell ist die Grundschulqualität im hohen Norden deutlich besser als in vielen anderen Bundesländern. „Stagnation sollte nicht der Anspruch eines Bundeslandes sein, dass gezeigt hat, wie eine weitsichtige Bildungspolitik in bestimmten Feldern gute Ergebnisse liefern kann“, so Golinski weiter. 

Niedersachsen steigt ein bisschen auf 


„Niedersachsen verbessert sich im Bundesländervergleich des Bildungsmonitors auf Platz sieben, vor allem wegen vergleichsweise hoher Ausgaben für Schüler- und Professorenschaft“, konstatiert Peter Golinski. „Allerdings hapert es immer noch an der Internationalisierung, da der Anteil der Grundschülerinnen und Grundschüler mit Fremdsprachenunterricht weiter unter dem Bundesdurchschnitt liegt“, so der Arbeitgebervertreter der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. „Auch die Leistungsstände der Viertklässlerinnen und Viertklässler im Lesen sind schwach. Und der Anteil der erfolgreichen Abgängerinnen und Abgänger aus dem Berufsvorbereitungsjahr liegt mit nur 27,5 Prozent über die Hälfte unter dem Bundesdurchschnitt – das ist dramatisch“, so Golinski weiter. 
„Niedersachsen rückt zwar einen Platz vor, hat aber insgesamt in den letzten zehn Jahren zu wenig aufgeholt. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf im Land, um mit den vergleichsweise hohen Bildungsausgaben pro Schülerin und Schüler bessere Schulqualität zu erreichen.“

MV muss den Bildungsabstieg stoppen 


„Mecklenburg-Vorpommern rutscht auf Platz elf unter den 16 Bundesländern ab. Dieser Bildungsabstieg muss gestoppt werden“, fordert der Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL und AGV NORD. „Die Wiederholerquoten in den Grundschulen und in der Sekundarstufe I sind deutlich höher als im Bundesdurchschnitt, das Alter der Studienabsolventinnen und Studienabsolventen ebenso. Auch Digitalisierung, Bildungsausgaben pro Schülerin und Schüler und die Zahl der Ingenieurabsolventen fallen in Mecklenburg-Vorpommern sehr schwach aus. „Mecklenburg-Vorpommern rutscht unter den Nordländern nach Bremen seit 2013 am stärksten ab. Die Bildungsministerin sollte die offensichtlichen Mängel im Bildungssystem Mecklenburg-Vorpommerns endlich offensiv angehen. Insbesondere die Digitalisierung muss deutlich stärker vorangetrieben werden und dem Fach Informatik sollte in den Schulen ein größeres Gewicht verliehen werden“, sagt Peter Golinski. 


Bremen: Eine Dekade Bildungsabstieg 


„Seit zehn Jahren verschlechtert sich Bremen im Bildungsmonitor kontinuierlich. Das Desaster einer ganzen Dekade des Bildungsabstiegs muss endlich beendet werden“, so  der Bildungsexperte. „Bremen belegt zum wiederholten Male den 16. und letzten Platz unter den Bundesländern. Nur in der Digitalisierung, den Betreuungsbedingungen und der Internationalisierung erreicht man Spitzenplätze. Die Bildungsausgaben sind unterdurchschnittlich, und die Förderstruktur ist ungenügend in Bremen. Schlechte Schulqualität und hohe Bildungsarmut sind das Ergebnis dieser verfehlten Politik“, so der Arbeitgebervertreter der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie.


Besonders erschreckend seien die sehr schwachen Bildungsstandards im Bereich Lesen, Hörverständnis und Mathematik unter Viertklässlern, die mit 8,7 Prozent besonders hohe Schulabbrecherquote (Bundesdurchschnitt 6,2 Prozent) und die mit 4,9 Prozent besonders niedrige Quote der Studienberechtigten unter ausländischen Absolventinnen und Absolventen beruflicher Schulen (Bundesdurchschnitt 7,9 Prozent).


„Bremen muss endlich radikal umsteuern, um den dramatischen Bildungsabstieg zu stoppen: Das Land muss deutlich mehr Geld pro Schülerin und Schüler in die Hand nehmen. Der Nachbarstadtstaat Hamburg hat in den letzten Jahren vorgemacht, wie man im Ranking des Bildungsmonitors erfolgreich aufsteigt. Das sollte auch in Bremen möglich sein – und abgucken ist sicher erlaubt“, sagt Peter Golinski. 

NW/H


Die Detailergebnisse und die weiteren Ergebnisse des Bildungsmonitors finden Sie hier zum Download.


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