„Wir beobachten derzeit vermehrt ein liquiditätsschonendes Verhalten seitens der Firmen", sagt Frank Schlein. Deutschlands Unternehmen gewähren ihren Gläubigern im Durchschnitt ein Zahlungsziel von 26 Tagen. Bei Nicht- oder Spätzahlern werden Rechnungen derzeit erst nach durchschnittlich 44 Tagen bezahlt. "Unternehmen warten dadurch weitaus länger auf das Geld, als ursprünglich einkalkuliert. Damit werden sie unfreiwillig zum Kreditgeber ihrer Kunden", erklärt Schlein. Es zeigen sich regionale Unterschiede beim durchschnittlichen Zahlungsverzug. Schleswig-Holstein führt im August 2023 die Liste an, mit einer durchschnittlichen Verzögerung von 25,5 Tagen (August 2022: 22 Tage) bei Zahlungszielen. Ebenso zahlen Unternehmen in Berlin (durchschnittlich 23,1 Tage verspätet) und Brandenburg (22 Tage) ihre Rechnungen mit erheblichem Verzug. In Thüringen hingegen sieht die Situation besser aus, dort zahlen Unternehmen im Durchschnitt nur mit einer Verzögerung von 11,7 Tagen.
Das schlechte Zahlungsverhalten von Unternehmen belastet oft mittelständische und kleingewerbliche Betriebe. Dies liegt daran, dass ein Mangel an Liquidität, der beispielsweise durch verspätete oder unbezahlte Rechnungen entsteht, als eine der häufigsten Ursachen für Insolvenzen gilt. Zusätzlich bedeuten nicht oder zu spät bezahlte Rechnungen durch Kunden oder Auftraggeber einen erhöhten Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten für die betroffenen Unternehmen. Im schlimmsten Fall kann sich ein Teufelskreis entwickeln, da Unternehmen durch verspätete Zahlungen ihrer Kunden länger als geplant auf ihre eigenen Investitionen verzichten müssen oder sogar Bestellungen nicht bedienen können. Dies kann bei kleinen Unternehmen schnell zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen.
Quelle: Crif Deutschland
NW/JM