Hamburg testet den Standard fürs Bauen von morgen

Bezahlbares Bauen statt teurer Theorie: So soll der Hamburg-Standard wirken

Hamburg, 22. Juli 2025. Hamburg will beim Wohnungsbau neue Wege gehen – günstiger, schneller, einfacher. 13 Pilotprojekte in allen Bezirken sollen zeigen, ob der neue „Hamburg-Standard“ in der Praxis funktioniert. Erste Genossenschaften liefern jetzt Zahlen – und machen Hoffnung auf konkrete Einsparungen.


Mit dem „Hamburg-Standard“ will die Stadt die Baukosten senken und das Planen und Genehmigen beschleunigen. Statt weiter über Bürokratie und Kostenexplosionen zu klagen, sollen nun konkrete Erfahrungen gesammelt werden: Neben dem Pilotquartier Wilhelmsburger Rathausviertel wurden in allen sieben Bezirken Hamburgs insgesamt 13 weitere Bauvorhaben mit rund 1.200 Wohnungen ausgewählt. Sie dienen als Testfeld für einen neuen, standardisierten Bauansatz – und damit für einen möglichen Kurswechsel im Wohnungsbau der Hansestadt.


„Es wird Zeit, dass wir ins Umsetzen kommen“

Für Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), ist das ein überfälliger Schritt:  „Gut, dass der Hamburg-Standard jetzt liefern will: Baukostensenkungen müssen auf der Baustelle ankommen. Es wird Zeit, dass wir ins Umsetzen kommen. Wir haben schon seit Jahren kein Erkenntnisproblem. Wir wissen es längst: Bauen hierzulande ist derzeit zu bürokratisch, zu aufwändig und damit viel zu teuer.“


Wie teuer genau, macht Breitner ebenfalls deutlich: Ohne staatliche Förderung müsse bei Neubauten heute eine Nettokaltmiete zwischen 18 und 20 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, nur um kostendeckend zu wirtschaften. Für eine 80-Quadratmeter-Wohnung bedeutet das Mieten von bis zu 1.600 Euro – ohne Nebenkosten, die sich auf zusätzliche 240 Euro belaufen können. „Das können selbst viele Haushalte mit gutem Einkommen nicht mehr bezahlen“, warnt er.

Erste Projekte zeigen, wo Einsparungen möglich sind

Zwei der 13 Pilotprojekte werden von Mitgliedsunternehmen des VNW umgesetzt: der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG und der HANSA Baugenossenschaft eG. Ein weiteres Mitgliedsunternehmen, die FLUWOG-NORDMARK, ist sogar schon weiter: Am Vielohweg errichtet sie derzeit ein Wohngebäude nach den Prinzipien des Hamburg-Standards – mit sichtbaren Erfolgen.

Dort wurde etwa die Deckenstärke von 20 auf 16 Zentimeter reduziert, ohne beim Schallschutz einzubüßen. Experten haben das nahezu fertiggestellte Gebäude geprüft – mit positivem Ergebnis. Allein durch diese Maßnahme sowie gezielte Materialeinsparungen können rund 120.000 Euro eingespart werden.


„Die sozialen Vermieter werden damit ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mieterinnen und Mietern gerecht“, sagt Breitner. „Zugleich zeigt sich, dass sie innovative Unternehmen sind, die alles tun, um auch in schwierigen Zeiten das bezahlbare Wohnen zu realisieren.“


Ob der Hamburg-Standard hält, was er verspricht, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist aber schon jetzt: Wenn es gelingt, Planungsprozesse zu straffen, überflüssige Vorgaben zu streichen und trotzdem gute Qualität zu liefern, könnte Hamburg zum Vorbild für andere Städte werden. Die Wohnungswirtschaft hat ihren Teil der Arbeit längst begonnen – jetzt kommt es auf klare politische Entscheidungen und verlässliche Rahmenbedingungen an.

JM/NW