Hamburg, 19. Januar 2024. Der Krankenstand in Deutschland lag 2023 im zweiten Jahr in Folge auf Rekordniveau. Es gab 13 Prozent mehr Ausfälle als im Vorjahr. Weit über die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatte von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf. Ausschlag-gebend für das hohe Aufkommen waren vor allem Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, Bronchitis und Grippe. Zudem gab es einen merklichen Anstieg bei den psychischen Erkrankungen mit einem Plus von 7,4 Prozent. Der Krankenstand lag insgesamt bei 5,5 Prozent. Im Vergleich verschiedener Berufsgruppen hatten Menschen in der Altenpflege den höchsten Wert (7,4 Prozent) gefolgt von Kita-Beschäftigten (7,0 Prozent).
Die meisten Fehltage waren 2023 auf
Erkältungskrankheiten zurückzuführen, gefolgt von Krankheiten des
Muskel-Skelett-Systems und
psychischen Diagnosen. Mit einer Erkältungsdiagnose wurde etwa jeder sechste Fehltag begründet (16 Prozent). Husten, Schnupfen und Bronchitis verursachten 415 Fehltage pro 100 Versicherte.
Einen merklichen Anstieg verzeichneten psychische Erkrankungen
In dieser Erkrankungsgruppe – zu der auch
Depressionen und Angststörungen gehören – gingen die Fehlzeiten um 7,4 Prozent hoch, von 301 auf 323 Fehltage je 100 Beschäftigte. Nach Einschätzung von
Professor Volker Nürnberg, Experte für betriebliches Gesundheitsmanagement, können unter anderem veränderte Rahmenbedingungen in der Arbeitswelt Gründe für diesen Anstieg sein. Muskel- und Skelett-Erkrankungen haben ebenfalls etwas zugelegt (plus 5 Prozent) und insgesamt 373 Tage je 100 Versicherte verursacht.
„Durch die Pandemie kam es zu Verwerfungen und zur Neugestaltung der Arbeit“, sagt Nürnberg. „Das mobile Arbeiten, die Digitalisierung und New Work haben das Arbeitsleben revolutioniert.“ Ohne ein begleitendes betriebliches Gesundheitsmanagement drohe durch die Flexibilisierung der Arbeit eine Überforderung. „Stress ist laut Weltgesundheitsorganisation die Gesundheitsepidemie des 21. Jahrhunderts.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement muss hier zielgruppengerechte, niedrigschwellige Angebote machen, um die Mitarbeiterschaft präventiv zu unterstützen.“
Die Analyse zeigt erneut erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Berufsgruppen. So waren die Krankenstände bei
Informatikberufen und in der Kommunikationstechnologie am niedrigsten und lagen mit 3,7 Prozent signifikant unter dem Durchschnitt. In der
Altenpflege und in der Kinderbetreuung, etwa in Kitas, waren die Krankenstände hingegen mit 7,4 beziehungsweise 7,0 Prozent weit überdurchschnittlich hoch.
Über alle Berufsgruppen hinweg fällt die hohe Anzahl von Kurzzeit-Fällen in der Statistik auf. Ein Grund für diesen Anstieg ist das
elektronische Meldeverfahren, das zu Beginn des Jahres 2022 eingeführt wurde und sich mittlerweile etabliert hat. „Die eAU sorgt dafür, dass Krankmeldung automatisch von der Arztpraxis an uns übermittelt werden und sich die Dunkelziffer insbesondere bei den Kurzzeit-Fällen drastisch verkleinert“, sagt Andreas Storm. Nach seinen Angaben schlagen jedoch längerfristige Krankschreibungen, etwa aufgrund schwerer Depressionen, sehr viel mehr zu Buche. „Angesichts der Schwere solcher Langzeit-Erkrankungen, die sich über Jahre entwickeln, ist es für Firmen wichtig, umzudenken und von kurzfristigen Maßnahmen für mehr Gesundheit wegzukommen. Wir empfehlen ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das systemisch angelegt ist und möglichen Ursachen auf den Grund geht. Und wir helfen Unternehmen dabei, ein solches zu entwickeln.“
Quelle: DAK