Energiewendebarometer

"Wettbewerbsfähig bleiben – aber wie? Norddeutsche Wirtschaft drängt auf Stromsteuer-Senkung"

Energiekosten gefährden immer mehr Betriebe – IHK Nord fordert politische Entlastung und schnellen Bürokratieabbau

Hamburg/Kiel, 19. August 2025. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um eine Absenkung des Strompreises meldet sich die norddeutsche Wirtschaft mit klaren Forderungen zu Wort: Eine Senkung der Stromsteuer, weniger Bürokratie und bessere Rahmenbedingungen für Investitionen in eigene Energieversorgung sind zentrale Hebel, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern. Das zeigt das Energiewendebarometer 2025, an dem sich über 400 Betriebe in Norddeutschland beteiligt haben.


Fast 40 Prozent der Unternehmen sehen durch die weiterhin hohen Energiepreise ihre Wettbewerbsfähigkeit akut gefährdet – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Thomas Buhck, Vorsitzender der IHK Nord, warnt: „Die versprochene Absenkung der Stromsteuer auf den europäischen Mindestsatz muss jetzt endlich umgesetzt werden. Es geht längst nicht mehr nur um energieintensive Industrie – auch Mittelstand und Dienstleister geraten zunehmend unter Druck.“


Zustimmung zu Entlastungsmaßnahmen wächst deutlich

Die Zustimmung zu einer Reduzierung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis ist weiter gestiegen: 87 Prozent der befragten Unternehmen unterstützen diese Maßnahme – ein Zuwachs von acht Prozentpunkten gegenüber 2024. Auch der Wunsch nach mehr Handlungsspielraum bei der Eigenversorgung und bei Direktlieferverträgen (z. B. Power Purchase Agreements) wächst: 81 Prozent der Unternehmen fordern entsprechende gesetzliche Verbesserungen. Zudem wünschen sich 77 Prozent der Betriebe, dass Energieeffizienzmaßnahmen künftig unter Berücksichtigung von Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit ausgestaltet werden.

Bürokratie als größter Bremsklotz

Auffällig ist: Immer mehr Unternehmen sehen Bürokratie als zentrales Hindernis für die grüne Transformation. 65 Prozent nannten übermäßigen Verwaltungsaufwand als größtes Problem – ein Anstieg um neun Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Auf den weiteren Plätzen folgen mangelnde Planbarkeit der Energiepolitik (61 Prozent) sowie langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren (60 Prozent).


„Die Bundesregierung muss nun endlich liefern und ihre eigenen Vorhaben zum Bürokratieabbau und zur Planungsbeschleunigung entschlossen umsetzen“, fordert Buhck. Ohne spürbare Erleichterungen bei Verwaltung und Vorschriften werde der Umbau der Energieversorgung weiter ausgebremst.


Trotz aller Herausforderungen bewerten die Unternehmen die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit etwas positiver als im Vorjahr. Der Anteil jener, die diese als (sehr) positiv einschätzen, stieg auf 27 Prozent (plus vier Punkte). Der Anteil derjenigen mit einer (sehr) negativen Sicht sank von 38 auf 31 Prozent. 39 Prozent bewerten die Auswirkungen derzeit als neutral. Buhck sieht in den Zahlen auch einen Appell an die Politik, das vorhandene Potenzial der Region zu nutzen:  „Norddeutschland ist Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien – ob grüner Wasserstoff, Geothermie oder CO₂-Abscheidung. Damit wir dieses Potenzial heben können, müssen Gesetze wie das Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz oder die Reform des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes schnell umgesetzt werden.“


Die Befragung zum Energiewendebarometer wurde vom 10. bis 30. Juni 2025 durchgeführt. 403 norddeutsche Unternehmen nahmen daran teil. Die Ergebnisse liefern ein klares Signal: Ohne umfassende Entlastung bei Energiepreisen und Bürokratie droht der wirtschaftliche Umbau ins Stocken zu geraten – mit weitreichenden Folgen für den Standort Norddeutschland.

Quelle: IHK Nord

Bearbeitet: JM/NW