Nord- und Ostsee erleben Rekordsommer – Meere erwärmen sich so stark wie nie zuvor

2025 bringt die höchsten Wassertemperaturen seit Messbeginn – Klimawandel sorgt für marine Hitzewellen und bedroht Küstenökosysteme

Hamburg, 2. September 2025. Die Nordsee kocht – zumindest für ihre Verhältnisse. Mit durchschnittlich 15,7 Grad war sie in diesem Sommer so warm wie nie zuvor seit Beginn der Messungen 1969. Was für Badeurlauber angenehm klingt, ist für das Ökosystem und die Küstenbewohner ein Alarmsignal. Wärmere Meere bedeuten nicht nur veränderte Lebensbedingungen für Fische und Meeressäuger, sondern auch stärkere Stürme, steigenden Meeresspiegel und eine Bedrohung für die Küstenstädte. Für die Fischer auf Helgoland oder die Muschelbänke vor Sylt kann eine marine Hitzewelle ebenso existenzbedrohend sein wie für Anwohner in Hamburg, die sich häufiger gegen Sturmfluten wappnen müssen. Der Sommer 2025 zeigt damit eindringlich: Der Klimawandel erwärmt nicht nur die Atmosphäre, sondern verändert auch die Nord- und Ostsee tiefgreifend.

Die Nordsee war im Sommer 2025 so warm wie nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1969. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) meldet für Juni, Juli und August durchschnittliche Oberflächentemperaturen von 15,7 Grad – rund zwei Grad über dem langjährigen Mittel. Damit reiht sich 2025 in die Spitzengruppe der Rekordsommer 2003 und 2014 ein und übertrifft diese voraussichtlich sogar. Der ungewöhnlich warme Sommer folgt auf das bislang heißeste Frühjahr und gilt als weiteres deutliches Signal für den fortschreitenden Klimawandel.


„Unsere vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass 2025 der wärmste Sommer für die Nordsee seit Beginn der Messungen ist“, erklärt Dr. Tim Kruschke, Leiter des Referats Marine Klimafragen beim BSH. Besonders stark erwärmten sich die westliche und südwestliche Nordsee bis hin zum Ärmelkanal – dort lagen die Temperaturen großflächig über zwei Grad über dem Durchschnitt. Auch die Deutsche Bucht und die östliche Nordsee waren bis zu 1,3 Grad wärmer als üblich.

Extrem warmer Juli
Im Juli stiegen die Temperaturen in der gesamten Nordsee auf mehr als ein Grad über dem langjährigen Mittel. Lediglich in der Deutschen Bucht blieb die Erwärmung moderater. Im August kühlte sich die See wieder leicht ab, doch vor der britischen Küste und im Ärmelkanal blieben die Werte hoch. Bestätigt wurde dies auch durch die jährliche BSH-Forschungsfahrt mit dem Schiff ATAIR. „Die oberflächennahen Wasserschichten lagen teilweise 2 bis 3 Grad über dem Vorjahr“, berichtet
Fahrtleiterin Dr. Dagmar Kieke. „Ursache war eine ausgeprägte marine Hitzewelle vor Norwegen, die sich bis in die Nordsee hinein auswirkte – ein Phänomen, das in Zeiten des Klimawandels häufiger auftritt.“


Auch die Ostsee wird wärmer
Auch die Ostsee erreichte Rekordwerte. In den deutschen Küstengewässern stiegen die Temperaturen im Sommer um bis zu 1,5 Grad über den langjährigen Durchschnitt, im Norden sogar um mehr als 2 Grad. Insgesamt ergibt sich eine mittlere Temperatur von 16,7 Grad. „Die Ostsee erwärmt sich langfristig schneller als die Nordsee. Seit 1990 ist sie im Mittel fast 2 Grad wärmer geworden“, sagt
Dr. Kerstin Jochumsen, Leiterin der BSH-Abteilung Meereskunde.


Daten als Grundlage für Klimaanpassung
Das BSH erhebt wöchentlich Temperaturdaten aus Nord- und Ostsee, kombiniert Satellitendaten mit Messungen von Stationen und Schiffen und wertet diese für langfristige Analysen aus. Die Ergebnisse fließen in den DAS-Basisdienst „Klima und Wasser“ ein, mit dem Bundesbehörden Politik und Gesellschaft bei der Anpassung an den Klimawandel beraten.


Zunahme extremer Ereignisse
Neben steigenden Durchschnittstemperaturen häufen sich auch marine Hitzewellen. So registrierte die BSH-Station „Leuchtturm Kiel“ im Frühjahr 2025 mit 55 Tagen die längste Hitzewelle seit Messbeginn 1989. Langzeitdaten zeigen, dass sowohl Zahl als auch Dauer solcher Extremereignisse deutlich zunehmen. Weitere aktuelle Forschungsergebnisse will das BSH beim Extremwetterkongress am 24./25. September in Hamburg vorstellen.

Quelle: BSH

JM/NW