Studie
Deutschlands Milliardäre – Vermögen wird häufiger vererbt als verdient
Reichtum durch Leistung oder durch Herkunft?
Berlin/Hamburg, 30. Juni 2025. Die Zahl der Superreichen wächst weltweit – doch wie dieser Reichtum entsteht, unterscheidet sich stark von Land zu Land. Während international etwa zwei Drittel der Milliardäre ihr Vermögen selbst aufgebaut haben, ist in Deutschland das Gegenteil der Fall. Das zeigt eine neue Studie des Berliner Analyseinstituts Datapulse*), die einen genaueren Blick auf die deutsche Vermögenselite wirft.
Deutschland hatte noch nie so viele Milliardäre wie heute, doch die Mehrheit von ihnen hat ihr Vermögen nicht selbst erwirtschaftet. Demnach sind drei Viertel der deutschen Milliardäre Erben, nur 25 Prozent gelten als „Selfmade“. Im internationalen Vergleich ist dieser Anteil auffallend niedrig: In Frankreich (44 Prozent), Italien (36 Prozent) oder Brasilien ist die Vermögenskonzentration durch Erbschaften deutlich geringer als in Deutschland.
Rekordzahlen bei Reichen, stagnierende Realwirtschaft
Seit der Finanzkrise 2008 hat sich die Zahl der Milliardäre in Deutschland mehr als
vervierfacht, von 42 auf aktuell 171. Allein im Jahr 2024 stieg das Gesamtvermögen
dieser Gruppe um 178 Milliarden US-Dollar, was rund 80 Prozent des gesamten Zuwachses in Europa entspricht. Im Kontrast dazu steht die wirtschaftliche Lage der breiten Bevölkerung. Laut Bloomberg liegt das reale Bruttoinlandsprodukt rund 10 Prozent unter dem Vor-Corona erwarteten Niveau, die Reallöhne sogar 8 Prozent darunter. Die Studie betont, dass
dieser Wohlstandsunterschied immer deutlicher spürbar wird, auch politisch.
Die Untersuchung hebt hervor, dass in Deutschland besonders häufig dynastischer Reichtum weitergegeben wird. Einzelhandels- und Modedynastien, Industrie- und Automobilfamilien verfügen über große Teile des Milliardärsvermögens. Der durchschnittliche Haushalt in Deutschland besitzt
laut Studie rund 20.000 Euro, währenddessen hat sich das Vermögen der obersten 0,1 Prozent dramatisch vergrößert – überwiegend durch Kapitalgewinne und geerbte Vermögenswerte.
Begleitet wird diese Entwicklung von einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung. Wie
Studien der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, steigt die Zustimmung zu populistischen Parteien insbesondere dort, wo Menschen sich ökonomisch abgehängt fühlen. In einigen Bundesländern erreichte die AfD Anfang 2025 über 40 Prozent der Stimmen.
„Erben ist das effektivste Überholmanöver“ – Warnung vom Reichtumsforscher
Der Soziologe und Milliardärsexperte Prof. Dr. Thomas Druyen, der die Analyse von Datapulse begleitet hat, warnt: „Ungleichheit befördert zunehmend Frustration, Enttäuschung und Radikalisierung. Am Beispiel der Milliardäre in Deutschland wird eindrücklich aufgezeigt, dass Erben das effektivste Überholmanöver ist.“ Zugleich verweist er auf neue Chancen durch Technologie: „Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit können junge Menschen ohne Erbe und ohne Beziehungen superreich werden. Dank Künstlicher Intelligenz geschieht das immer
häufiger.“
Frage nach der Zukunft: Herkunft oder Leistung?
Die Autoren der Studie stellen abschließend eine zentrale Frage: Wird Deutschlands
Reichtum künftig weiterhin von Erbe und Familienzugehörigkeit bestimmt oder
erleben wir eine Rückkehr zu unternehmerischer Leistung?
*) DataPulse GmbH ist ein im Juli 2024 in Berlin gegründetes Analyse- und Forschungsinstitut mit Sitz in Berlin, das sich auf datengetriebene Studien konzentriert. Das Unternehmen entwickelt umfassende Analysen zu Themen wie Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – mit dem Ziel, aus großen Datensätzen prägnante und medienwirksame Erkenntnisse zu gewinnen.
Quelle: https://www.datapulse.de/milliardaere/