Politische Regulierungswut und Fachkraeftekrise sind große Sorgen der norddeutschen M+E-Industrie

NORDMETALL: Frühjahrs-Konjunkturumfrage

Politische Regulierungswut und Fachkräftekrise sind große Sorgen der norddeutschen M+E-Industrie

Hamburg, 5. Juni 2023. „Die Vielzahl neuer wirtschaftsfeindlicher Gesetze oder Regelungen sowie die immer bedrohlichere Fachkräftekrise sind die großen Sorgen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie", so Dr. Thomas Piehler, NORDMETALL-Vizepräsident. Das ist ein Fazig der Frühjahrs-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, Verband der Metall- und Elektroindustrie e. V. und AGV NORD sowie den Arbeitgeberverbänden in Oldenburg, Bremen und Ostfriesland, die im März und April durchgeführt wurde und insgesamt 159 Unternehmen mit rund 109.000 Beschäftigten in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und dem nordwestlichen Niedersachsen teilnahmen. Die Ergebnisse wurden heute veröffentlicht.

61 Prozent der Betriebe beklagen, dass sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland in den letzten sechs Monaten verschlechtert habe, der zweithöchste Wert in sieben Jahren. 38 Prozent sehen keine Veränderung, mit einem Prozent praktisch niemand Verbesserungen. Neue Gesetze bewerten 45 Prozent als erschwerende Wirtschaftsfaktoren, mehr als doppelt so viele Firmen wie vor einem Jahr.


Schwere Last


Den Arbeitskräftemangel ordnen 70 Prozent der Unternehmen als schwere Last für die norddeutsche M+E-Industrie ein. 75 Prozent der Firmen beklagen die schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit von Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt (Spitzenwert: Hamburg mit 86 Prozent,), mit 74 Prozent praktisch genauso viele den Mangel an qualifizierten Auszubildenden.


„Statt der Industrie immer neue und vielfach höchst fragwürdige Vorschriften zu machen, sollte sich die Politik endlich intensiver auf die Bekämpfung des Fachkräfte- und Azubi-Mangels konzentrieren“, kritisiert Dr. Piehler. Bis heute gebe es weder einen nennenswerten Zuzug qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland, noch werde das Problem der viel zu geringen Zahl gut gebildeter Bewerber für Ausbildungsplätze durch eine ambitioniertere Schulpolitik ernsthaft angegangen. „Beide Negativ-Faktoren leisten einen zusätzlichen Beitrag zur De-industrialisierung Deutschlands, die angesichts dramatisch gestiegener Energie-, Material- und Arbeitskosten vier von fünf Unternehmen als schwere Last bezeichnen“, so der NORDMETALL-Vizepräsident.

Nach den schweren Einbrüchen durch die Corona-Pandemie und den Überfall Russlands auf die Ukraine bewerten fast neun von zehn Betrieben die Geschäftslage derzeit wieder als gut oder befriedigend (Hamburg: 86 Prozent). Knapp die Hälfte der norddeutschen M+E-Unternehmen ist mit Aufträgen über die nächsten sechs Monate hinaus ausgelastet, ein knappes Viertel für das nächste halbe Jahr. Nur noch 17 Prozent der Firmen sind durch Lieferengpässe noch stark oder sehr stark in ihrer Produktion eingeschränkt (Hamburg: 20 Prozent), im vorigen Herbst waren es im Umfragegebiet noch 33 Prozent. Ein gutes Viertel der Betriebe richtet durch die Suche neuer Handelspartner und die Verringerung von Abhängigkeiten ihre Lieferketten neu aus (Hamburg an der Spitze mit 46 Prozent).
 

Dr. Thomas Piehler: „Der Weltmarkt fragt unsere hochklassigen norddeutschen Metall- und Elektroprodukte wieder verstärkt nach. Aber die Politik unterstützt uns nicht bei der Schaffung besserer Rahmenbedingungen, um mehr Aufträge mit mehr und qualifizierterem Personal abzuarbeiten, im Gegenteil: Berlin und Brüssel überziehen die Betriebe mit immer mehr Bürokratie, vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz bis zur Arbeitszeiterfassung. Dieser Trend muss sich umkehren, damit die Deindustrialisierung nicht fortschreitet, Arbeitsplätze erhalten bleiben und der Wohlstand nicht schrumpft“, so die Forderung des NORDMETALL-Vizepräsidenten. 

Eine Verbesserung der Geschäftslage erwarten im nächsten halben Jahr mit einem knappen Viertel fast doppelt so viele Unternehmen wie im vorigen Herbst (
Hamburg: 22 Prozent). 

Um durchschnittlich 14 Prozent müssen die norddeutschen M+E-Unternehmen ihre Verkaufspreise erhöhen, um die aktuellen Preissteigerungen auszugleichen. 46 Prozent wollen die Zahl ihrer Mitarbeiter in den nächsten drei Monaten erhöhen, der höchste Wert seit mehr als sieben Jahren (Hamburg: 54 Prozent). Zu erwarten wären so rund 1800 Neueinstellungen in der norddeutschen M+E-Industrie bis zum Hochsommer. 

Quelle: NORDMETALL

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