NORDMETALL Frühjahrskonjunkturumfrage 2025

Schleswig-Holstein


Schleswig-Holsteins Industrie bleibt im Krisenmodus

Die Wirtschaft in Schleswig-Holstein kommt auch 2025 nur schleppend aus der Rezession. Das zeigt die aktuelle Frühjahrs-Konjunkturumfrage der norddeutschen Arbeitgeberverbände. Zwar gibt es vereinzelt positive Signale, doch insgesamt bleibt die Stimmung in den Unternehmen angespannt – das dritte Krisenjahr in Folge hinterlässt Spuren.


„Die Erwartung an ein baldiges Ende der Rezession ist schwach, auch die politischen Rahmenbedingungen machen nur ein bisschen Hoffnung“, fasst Robert Focke, Mitte Juni wiedergewählter NORDMETALL-Vizepräsident für Schleswig-Holstein, die Lage zusammen. An der Umfrage beteiligten sich 206 Mitgliedsbetriebe mit rund 101.000 Beschäftigten – darunter 75 Unternehmen aus Schleswig-Holstein mit knapp 24.000 Mitarbeitenden.


Lage weiterhin kritisch: 28 Prozent der Unternehmen im Land bewerten ihre Geschäftslage als schlecht oder unbefriedigend. Zwar ist der Anteil der Zufriedeneren gegenüber dem Herbst leicht gestiegen, doch eine echte Trendwende lässt auf sich warten. Lediglich der Luft- und Raumfahrzeugbau sticht positiv hervor: Zwei Drittel der Betriebe melden hier eine gute Geschäftslage. Am anderen Ende der Skala stehen die Metallerzeuger, Gießereien und der Straßenfahrzeugbau – dort beurteilen jeweils mehr als die Hälfte der Unternehmen ihre Lage als problematisch.


Kaum Hoffnung auf Besserung: Der Blick in die Zukunft bleibt vorsichtig bis pessimistisch: 55 Prozent der befragten Betriebe in Schleswig-Holstein rechnen in den kommenden sechs Monaten mit Stagnation, nur 24 Prozent hoffen auf eine Verbesserung. 21 Prozent erwarten sogar eine Verschlechterung der Lage. Die Auftragslage ist in weiten Teilen der Industrie weiter angespannt – nur in der Luft- und Raumfahrtbranche gelten die Bestände als ausreichend. In allen anderen Sektoren klagen viele Unternehmen über fehlende Bestellungen.


Personalplanung bleibt auf Sparflamme

Auch auf dem Arbeitsmarkt ist wenig Dynamik zu erwarten. Nur 23 Prozent der schleswig-holsteinischen Industriebetriebe planen, in den nächsten drei Monaten zusätzliches Personal einzustellen. 60 Prozent wollen ihren Bestand halten, 11 Prozent gehen von einem Personalabbau aus – nahezu identische Werte wie im Herbst 2024. Der gemeldete Einstellungsbedarf in ganz Norddeutschland liegt bei lediglich 150 Beschäftigten.


Fachkräftemangel bleibt Problemfeld: Ein dauerhaft belastendes Thema bleibt der Fachkräftemangel. In Schleswig-Holstein melden 51 Prozent der Unternehmen eine schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Zwar ist das leicht weniger als im Vorjahr, doch von Entspannung kann keine Rede sein. Immerhin zeigt sich bei Auszubildenden ein positiver Trend: 50 Prozent der Betriebe finden mittlerweile wieder ausreichend geeignete Bewerberinnen und Bewerber – sechs Prozentpunkte mehr als Ende 2024.


Ein Lichtblick beim Standortvertrauen: Ein kleines Zeichen der Hoffnung: Die Skepsis gegenüber dem Standort Deutschland ist spürbar zurückgegangen. Glaubten in den vergangenen Jahren rund zwei Drittel der Unternehmen, dass Deutschland an Attraktivität verliert, sind es nun nur noch 49 Prozent. Doch Produktionsverlagerungen ins Ausland bleiben weiter ein Thema – 21 Prozent der Betriebe planen entsprechende Schritte.


Kosten, Bürokratie, Politik – viele Belastungen bleiben: Die größten Belastungsfaktoren für die Wirtschaft bleiben unverändert: Hohe Arbeitskosten (84 Prozent), Bürokratie (67 Prozent), geopolitische Unsicherheiten (64 Prozent) und Energiekosten (55 Prozent). Zwar wurde zuletzt ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität angekündigt – doch die Erwartungen daran sind verhalten. In Schleswig-Holstein glauben nur fünf Prozent der Unternehmen, dadurch deutlich mehr Aufträge zu erhalten. Die meisten hoffen auf kaum spürbare Effekte oder gar keine Verbesserung.


Fazit: Schleswig-Holsteins Industrie befindet sich weiter im Krisenmodus. Die Geschäftslage bleibt angespannt, die Aussichten trüb. Positiv stimmen nur einzelne Signale – etwa im Ausbildungsbereich oder bei der Standortbewertung. Doch ohne spürbare Impulse aus der Politik und verbesserte Rahmenbedingungen bleibt es bei einem „bisschen Hoffnung“.



Nordwestliches Niedersachsen


Die Konjunkturumfrage der norddeutschen Arbeitgeberverbände bestätigt: Die Lage der Industrie im nordwestlichen Niedersachsen bleibt angespannt, die Unternehmen stecken auch im dritten Krisenjahr in einer wirtschaftlichen Wartestellung. Zwar berichten nur 31 Prozent der Betriebe von einer schlechten oder unbefriedigenden Geschäftslage (etwas besser als im norddeutschen Durchschnitt), doch spürbare Verbesserungen bleiben aus.


Der Ausblick bleibt verhalten: Nur 18 Prozent der Unternehmen erwarten in den nächsten sechs Monaten eine Besserung, 32 Prozent rechnen mit einer weiteren Verschlechterung – mehr als in jeder anderen Region außer Bremen. Bei den Aufträgen zeigen sich nur die Luft- und Raumfahrtbetriebe stabil, viele andere Branchen leiden unter Auftragsschwund.


Personalplanung auf niedrigem Niveau: 23 Prozent der Betriebe wollen Personal aufbauen, 17 Prozent planen Stellenabbau – praktisch unverändert zum Vorjahr. Auch beim Fachkräfteangebot zeigt sich wenig Bewegung: 57 Prozent bewerten es weiterhin als unzureichend. Bei den Auszubildenden verbessert sich das Bild leicht.


Kostendruck und Bürokratie bleiben zentrale Probleme: Arbeitskosten, Regulierungen und geopolitische Unsicherheiten werden als Hauptbelastungen genannt. Besonders skeptisch sind die Unternehmen im nordwestlichen Niedersachsen gegenüber staatlichen Investitionsprogrammen – 63 Prozent erwarten keine positiven Effekte aus dem 500-Milliarden-Sondervermögen.

Produktionsverlagerungen ins Ausland bleiben für ein Fünftel der Betriebe ein Thema, trotz leicht gesunkener Zweifel an der Attraktivität des Standorts Deutschland.


Fazit von NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena: Die Industrie im Nordwesten zeigt keine weitere Verschlechterung – aber auch keine Trendwende. Die Unternehmen setzen auf politische Impulse wie Bürokratieabbau, steuerliche Entlastung und bessere Rahmenbedingungen für Fachkräfte, um aus der Stagnation herauszukommen.


Mecklenburg-Vorpommern


Die wirtschaftliche Lage der Industrie in Mecklenburg-Vorpommern bleibt angespannt, auch im dritten Krisenjahr. Zwar liegt der Anteil der Unternehmen, die ihre Geschäftslage als schlecht oder unbefriedigend bewerten, mit 23 Prozent unter dem norddeutschen Durchschnitt, eine spürbare Trendwende bleibt jedoch aus.


Verhaltene Erwartungen prägen den Ausblick: 69 Prozent der Betriebe erwarten in den kommenden sechs Monaten Stagnation – der höchste Wert im Vergleich zu anderen norddeutschen Regionen. Nur 17 Prozent rechnen mit einer Besserung, 14 Prozent mit einer Verschlechterung.


Personalentwicklung und Fachkräftemangel bleiben Herausforderungen: 24 Prozent der Unternehmen wollen in den nächsten drei Monaten Personal aufbauen, 21 Prozent planen Abbau. Besonders dramatisch ist die Fachkräftesituation: 68 Prozent der Firmen in Mecklenburg-Vorpommern berichten von unzureichender Verfügbarkeit – der höchste Wert in Norddeutschland.

Kostendruck, Bürokratie und geopolitische Unsicherheiten belasten die Unternehmen weiterhin. Fast die Hälfte der Betriebe (49 Prozent) erwartet keine positiven Effekte aus dem 500-Milliarden-Sondervermögen der Bundesregierung für Infrastruktur und Klimaneutralität. Auch von den erhöhten Verteidigungsausgaben profitieren laut 68 Prozent der Firmen keine oder kaum Unternehmen im Nordosten.


Ein Lichtblick: Die Skepsis gegenüber dem Standort Deutschland hat etwas nachgelassen – nur noch 49 Prozent der Betriebe sehen eine sinkende Attraktivität. Dennoch plant weiterhin jeder fünfte Betrieb Produktionsverlagerungen ins Ausland.


Fazit von NORDMETALL-Vizepräsident Robert Dreves: Die Industrie im Nordosten befindet sich in einer wirtschaftlichen Warteschleife. Konkrete Maßnahmen wie Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen und eine verbesserte Fachkräftepolitik seien nötig, um eine echte Aufbruchsstimmung zu erzeugen.



Bremen


Die wirtschaftliche Lage der Bremer Industrie bleibt angespannt – auch im dritten Jahr in Folge. Zwar berichten nur 25 Prozent der Betriebe von einer schlechten oder unbefriedigenden Geschäftslage, dennoch herrscht pessimistische Stimmung, insbesondere beim Blick in die Zukunft.

44 Prozent der Bremer Unternehmen erwarten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten – der mit Abstand höchste Wert in Norddeutschland. Nur 13 Prozent planen Neueinstellungen, dafür wollen 25 Prozent Personal abbauen – ebenfalls ein negativer Spitzenwert im regionalen Vergleich.


Der Fachkräftemangel bleibt ein drängendes Problem, wenn auch in Bremen mit 50 Prozent leicht weniger ausgeprägt als im übrigen Norden. Die Verfügbarkeit geeigneter Auszubildender wird von rund der Hälfte der Betriebe als gut oder zufriedenstellend bewertet.


Auftragslage und wirtschaftliche Rahmenbedingungen bleiben schwierig. Neben stagnierenden oder ausbleibenden Bestellungen äußern Bremer Firmen besonders starke Bedenken hinsichtlich möglicher Zollerhöhungen durch die USA – ein Drittel zeigt sich hier besorgt, deutlich mehr als anderswo.


Erwartungen an politische Maßnahmen bleiben gedämpft: Zwar erkennen 13 Prozent der Unternehmen Chancen durch das 500-Milliarden-Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität – mehr als im Schnitt – dennoch erwarten die meisten kaum Impulse. Auch die ausgeweiteten Verteidigungsausgaben lassen laut 47 Prozent der Firmen keine positiven Effekte erkennen.


Fazit von NORDMETALL-Vizepräsidentin Lena Ströbele: Die Bremer Industrie steckt im Stillstand, erste Hoffnungsschimmer seien erkennbar – eine echte Aufbruchstimmung werde jedoch nur durch konkrete politische Maßnahmen wie Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen und eine praxisnahe Fachkräftepolitik entstehen können.

Quelle: NORDMETALL

Bearbeitet: JM/NW