Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns -


Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns

Handelskammer fordert Zukunftsvision für Hamburg - "Nur ordentliches Regieren reicht nicht“

Hamburg, 29. Dezember 2023 – Die Jahresabschlussveranstaltung der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns beginnt mit einem eindringlichen Appell des VEEK Vorsitzenden Jochen Spethmann. Er zeigte sich erschüttert darüber, dass in einem Land, das sich zu „nie wieder“ bekennt,  jüdische Mitbürger und Mitbürgerinnen diskriminiert, ja angegriffen werden und Angst haben müssten, sich erkennen zu geben: "Ehrbare Kaufleute setzen sich für Toleranz, Respekt und Anstand ein. Wir zeigen Haltung und verteidigen diese Werte, wenn sie bedroht werden. Wir fordern Sie alle auf, dafür einzutreten und sich für ein friedliches und einvernehmliches Miteinander aller Religionen und Lebensformen in unserer Stadt zu engagieren."


Vor 1.200 geladenen Gästen, darunter der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher und weitere Senatsmitglieder, schlägt Spethmann vor, die Stiftung Bornplatzsynagoge, die für den Wiederaufbau dieser Institution arbeitet,  zu unterstützen,  ebenso den Parents Circle – Families Forum (PCFF), ein Zusammenschluss von israelischen und palästinensischen Familien, die in diesem Konflikt Angehörige verloren haben und sich gemeinsam  für ein Ende des Blutvergießens einsetzen und zur Versöhnung aufrufen.Unterstützt werden solle auch das Projekt Akzeptanz im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein, das Toleranz unter der Schülerschaften und ein gutes Miteinander in Schulen fördert und damit gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft wirkt.

 

In seiner anschließenden Silvesteransprache fordert Handelskammer-Präses Norbert Aust den Hamburger Senat auf, die Wirtschaftspolitik entschlossener voranzutreiben und eine klare Zukunftsvision zu entwickeln. „Ordentliches Regieren ist eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche Zukunft“, so Aust. Den politisch Verantwortlichen scheine der Mut zu fehlen, groß und langfristig zu denken und echte Zukunftsprojekte anzustreben. An Bürgermeister Tschentscher gerichtet, appelliert Präses Aust: „Rufen Sie eine Hamburger Zukunftsklausur ins Leben, bei der die Top-Entscheider aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft regelmäßig zusammenkommen, um gemeinsam Hamburgs Zukunft zu gestalten.“ 

Dazu gehöre, den Hafen durch mehr Wettbewerb stärken und Innovationen am Standort fördern Der Hafen ist das wirtschaftliche Herz unserer Stadt. Doch dieses Herz schlägt nicht mehr im Takt der Weltwirtschaft. Der Einstieg der weltweit größten Linienreederei MSC bei der HHLA führt allein noch nicht zu mehr Wettbewerb im Containerumschlag. Dieser ist aber dringend notwendig, um nachhaltig mehr Effizienz und Produktivität zu erzielen.“

 

Mit Blick auf die Forderung der Handelskammer nach einer Zukunftsmilliarde für die gezielte Förderung des Innovationsstandortes kritisiert Präses Aust, dass der Senat eine echte Chance vertan habe: „Hamburg konnte sich in diesem Jahr allein über rund 1,5 Milliarden Euro Dividendenzahlung aus ihrer Beteiligung an Hapag-Lloyd freuen. Ein echter Windfallprofit, mit dem die Stadt nicht rechnen konnte und auch nicht rechnen durfte! Ich erlaube daher die Frage an den Hamburger Senat: Wo ist das Geld geblieben?“

 

Mehr unternehmerische Handlungsfreiheit ist laut Präses Norbert Aust das Gebot der Stunde, um aus der Krise zu kommen. Insbesondere, damit die deutsche Wirtschaft international wettbewerbsfähig bleibt. Dabei nimmt der Präses besonders die Bundesregierung in die Pflicht: „Wir brauchen dringend weniger Bürokratie, einfachere Verwaltungsverfahren und viel schnellere Genehmigungen. Gerade der Investitions- und Umsetzungsstau im Bereich der Infrastruktur ist ein deutliches Symptom dafür, dass die staatlichen Strukturen mit dem Tempo, in dem unsere Wirklichkeit sich verändert, immer weniger mithalten können. Hinzu kommen manchmal realitätsferne Vorschriften und Gesetze, mit denen eine bessere Welt herbeireguliert werden soll.“

 

Einen kritischen Blick wirft der Präses der Handelskammer auch auf die sogenannte Stadtwirtschaftsstrategie des Senats „Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer. Bitte achten Sie darauf, dass aus unserer Stadtwirtschaft keine Staatswirtschaft wird.“


In ihrem Schlusswort betont Nataly Bombeck, Vorstandsmitglied des VEEK, die Verbindung von Kultur und Wirtschaft für die Hansestadt: "Kultur ist ein ganz bedeutender Wirtschaftsfaktor, Kultur ist wichtig! Dort wird miteinander gesprochen, nicht gegeneinander! Man hört zu, lässt andere Meinungen gelten und setzt sich bei Dissens kreativ damit auseinander. Kultur ist beständig, macht Mut und stimmt meist positiv. Sie hält sogar Krisen wie Corona und Kriege aus – und hilft anderen Menschen durch diese Zeiten." Das Wichtigste, so Bombeck, könne die aktuell recht negative, zweifelnde und ängstliche Stimmung viel positiver und optimistischer sein: "Ich persönlich empfinde bei meinen vielen kulturellen Tätigkeiten und Besuchen anderer Institutionen stets eine Offenheit und Zuverlässigkeit, ein höfliches und sehr tolerantes Miteinander und Vertrauen zu wildfremden Menschen und deren Meinungen - ich nenne das ehrbar."

NW/JM

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