2026 als Bewährungsprobe: Das Handwerk fordert Mut, Tempo und Zusammenhalt

Bei der Jahresschlussversammlung der Handwerkskammer Hamburg mahnt Präsident Hjalmar Stemmann politische Verlässlichkeit an – und wirbt für ein neues Wir-Gefühl zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Hamburg, 17. Dezember 2025. Hamburgs Handwerk erwartet Klarheit – und zwar spätestens 2026. Bei der Jahresschlussversammlung der Handwerkskammer Hamburg machte Präsident Hjalmar Stemmann deutlich, dass das anstehende Monitoring des Masterplans Handwerk 2030 zum Lackmustest für politische Glaubwürdigkeit werde. Der Senat habe dem Handwerk bessere Rahmenbedingungen zugesagt, nun müsse sich zeigen, ob Fortschritt tatsächlich umgesetzt werde. Stemmann warnte vor wachsender Resignation: Nicht nur viele Betriebe stagnierten seit Jahren, auch in der Stadtgesellschaft nehme Politikmüdigkeit spürbar zu.

Vor mehr als 300 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft forderte Stemmann ein neues Wir-Gefühl. Die großen Herausforderungen – von der Umsetzung des Klimaentscheids über den Fachkräfteengpass bis hin zu einer fairen Gewerbeflächenpolitik – ließen sich nicht mit kleinteiligen Korrekturen bewältigen. „Wir müssen mit dem richtigen Bohrer an die richtig dicken Bretter heran“, so der Kammerpräsident. Dazu zählten aus Sicht des Handwerks vor allem der Erhalt und die Schaffung innerstädtischer Gewerbeflächen, bessere Bedingungen für die Fachkräftegewinnung im In- und Ausland, gezielte Unterstützung bei Digitalisierung und KI sowie ein einfacher, einheitlicher Zugang zu öffentlichen Aufträgen.


Wie eng diese Themen miteinander verknüpft sind, zeigt sich besonders beim Fachkräftemangel. Der angespannte Hamburger Wohnungsmarkt erschwert vielen jungen Menschen den Start in eine Ausbildung erheblich. Zwar wurden in den vergangenen Jahren zusätzliche Azubi- und Jugendwohnangebote geschaffen, doch der Bedarf bleibt hoch. Bezahlbarer Wohnraum ist damit ein entscheidender Standortfaktor – für die Attraktivität von Ausbildungsplätzen ebenso wie für die langfristige Sicherung von Fachkräften.


Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard unterstrich die Bedeutung handwerksgerechter Standorte für die Stadtentwicklung: Das Handwerk müsse sichtbar bleiben und brauche Raum, auch in verdichteten Quartieren. Erster Bürgermeister Peter Tschentscher wiederum machte dem Handwerk Mut. Trotz internationaler Herausforderungen – insbesondere im Handel mit den USA – stehe Hamburg vergleichsweise gut da. Während die Exporte in die USA um 16 Prozent eingebrochen seien, habe der Außenhandel insgesamt durch neue Partnerschaften zugelegt. Mit einem Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent liege Hamburg deutlich über dem Bundesdurchschnitt, auch die Auftragslage und Beschäftigung im Handwerk seien stabil, die Zahl der Ausbildungsverträge steige.


Mit Blick auf den erfolgreichen Zukunftsentscheid mahnte Tschentscher zur Gelassenheit: Umgesetzt werde nur, was sinnvoll, sozialverträglich und bezahlbar sei. Ziel bleibe es, gute Arbeitsplätze zu sichern – auch mit Unterstützung des Bundes. Die Botschaft des Abends war damit klar: Hamburg kann Zukunft, wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam handeln. Oder, wie Stemmann es formulierte: Zusammenhalt macht Zukunft.

JM/NW