Handwerk im Wartemodus: Betrieben fehlt Schwung – und bald Substanz

Hamburger Handwerksindex sinkt leicht / Umsatzrückgänge und verhaltene Erwartungen / Kammerpräsident Stemmann fordert wirtschaftspolitische Impulse

Hamburg, 24. Oktober 2025 – Das Handwerk in Deutschland steht weiterhin unter erheblichem Druck: Hohe Kosten, verhaltene Nachfrage und die Investitionszurückhaltung vieler Auftraggeber bremsen die Konjunktur. Auch in Hamburg zeigt sich das Bild einer Branche im Wartemodus. Der aktuelle Herbst-Konjunkturbericht der Handwerkskammer Hamburg signalisiert keine nachhaltige Erholung – der Hamburger Handwerksindex (HHX) ist erneut leicht gesunken, eine Belebung bleibt aus.

„Das Hamburger Handwerk wartet weiter auf einen Aufschwung“, heißt es im Bericht. Zwar hat sich die Lage leicht verbessert, doch die Erwartungen bleiben gedämpft. 44 Prozent der Betriebe bewerten ihre Geschäftslage aktuell als gut (Frühjahr: 42 Prozent), 17 Prozent als schlecht (Frühjahr: 18 Prozent). Vor einem Jahr lag der Anteil der positiv Gestimmten noch bei 48 Prozent. Mit Blick auf die kommenden Monate rechnen 65 Prozent der Betriebe mit einer gleichbleibenden Situation, 15 Prozent erwarten eine Verbesserung, 20 Prozent hingegen eine Eintrübung. Insgesamt bewegt sich das Hamburger Handwerk damit weiter seitwärts – der saisonbedingte Rückgang des Geschäftsklimas fällt jedoch deutlicher aus als in den beiden Vorjahren.


Umsätze unter Druck, Investitionen bleiben schwach

Während die Beschäftigung stabil bleibt – mehr als zwei Drittel der Betriebe melden unveränderte Mitarbeiterzahlen –, zeigt sich bei den Umsätzen ein zunehmend schwieriges Bild. 32 Prozent berichten von rückläufigen Erlösen, nur 16 Prozent von gestiegenen. Im Vorjahresherbst hatten noch 22 Prozent Zuwächse gemeldet. Auch die Auftragsbestände nehmen ab. Bei den Investitionen setzt sich die Zurückhaltung fort: Der Anteil der Betriebe, die ihre Investitionen kürzten, stieg leicht von 26 auf 28 Prozent, während 21 Prozent ihre Investitionen erhöhten (Vorjahr: 15 Prozent).

„Stillstand beenden – sonst droht Substanzverlust" 


Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann sieht die Entwicklung mit wachsender Sorge: „Das Geschäftsklima im Hamburger Handwerk stagniert – und das mittlerweile im dritten Jahr. Die Auftragslage trübt sich weiter ein, während die Betriebe auf dringend benötigte wirtschaftspolitische Impulse warten. “Besonders problematisch sei, dass inzwischen auch das Ausbaugewerbe und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf zunehmend unter Druck geraten. „Wenn selbst die Metall- und Elektromaschinenbauer, die bislang vergleichsweise stabil durch die Krise gekommen sind, deutliche Rückgänge melden, zeigt das die Ausbreitung der konjunkturellen Schwäche. Eine Belebung scheint derzeit in keinem Gewerk in Sicht – im Gegenteil. “Stemmann fordert nun klare Signale aus Politik und Verwaltung: „Bund und Stadt Hamburg müssen jetzt handeln und mit einer mittelstandsorientierten Wirtschaftswende den Stillstand beenden. Sonst droht absehbar ein Substanzverlust im Handwerk."

Konjunkturbericht Herbst 2025 mit Darstellung des Geschäftsklimaindikators HHX sowie den nach einzelnen Handwerksbranchen aufgeschlüsselten Umfrageergebnissen

Quelle: Handwerkskammer Hamburg

Bearbeitet: JM/NW