Wenn Schönheit zur Gefahr wird
Bestsellerautor Rainer Zitelmann in Hamburg
Von: Matthias Still
Hamburg, 14. Mai 2025. Es war ein literarischer Abend mit politischem Tiefgang: Vor wenigen Tagen begrüßte der Hayek-Club Hamburg rund 70 Gäste zu einer besonderen Veranstaltung im Zeichen der Freiheit – mit keinem Geringeren als dem Bestsellerautor, Historiker und Soziologen Dr. Dr. Rainer Zitelmann. Der international gefragte Intellektuelle stellte sein neues Werk vor: „2075 – Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ – ein dystopischer Roman, der nicht nur die Grenzen des Genres sprengt, sondern auch die Debatte über Gleichheit und Gerechtigkeit und neu belebt.

Es ist Zitelmanns erster Roman – und das aus gutem Grund. Nach 30 Sachbüchern, die in 35 Sprachen übersetzt wurden, darunter internationale Bestseller wie „Die Gesellschaft und ihre Reichen“ oder „Psychologie der Superreichen“, wagt sich der Autor auf erzählerisches Neuland. Doch sein Anliegen bleibt dasselbe: Er will Denkprozesse anstoßen – diesmal nicht mit Zahlen und Studien, sondern mit einer fesselnden Geschichte.
Im Zentrum von „2075“ steht eine Welt, in der Gleichheit zum höchsten Wert erhoben wurde – koste es, was es wolle. Eine Bewegung namens MOVE – Movement for Optical Justice – propagiert, dass Schönheit ein soziales Unrecht sei. Hübsche Frauen, so das Dogma, würden systematisch bevorzugt.
Der Roman zeichnet eine düstere Entwicklung: Was mit gesellschaftlicher Kritik beginnt, endet in einem autoritären Regime, das sogenannte „Privileged Beauties“ zu chirurgischen Eingriffen zwingt, um sie äußerlich „anzupassen“. Wer sich widersetzt, muss mit sozialen Sanktionen, Jobverlust oder Schlimmerem rechnen.
Zitelmann inszeniert diesen Totalitarismus nicht als fernes Gedankenspiel, sondern als bedrückend realistische Möglichkeit. Seine Protagonisten, die Studentin Alexa und der Journalist Riven, erleben hautnah, wie eine Gesellschaft kippt – und wie aus einem scheinbar moralischen Ideal eine brutale Unterdrückung wird.
In der Diskussion nach der Lesung wurde deutlich: Zitelmann trifft einen Nerv. Die Gäste diskutierten angeregt über politische Korrektheit, Schönheitsdebatten, Cancel Culture – und über die Frage, ob literarische Dystopien vielleicht ein wirksamerer Weg sind, die Ideen klassischer Freiheit zu vermitteln, als trockene Sachbücher es je könnten.
„Ich wollte Menschen erreichen, die sonst vielleicht kein Interesse an politischen Theorien haben“, so Zitelmann im Gespräch mit den Gästen. Tatsächlich erinnert „2075“ in Ton und Aufbau an Klassiker wie George Orwells „1984“ oder Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“, doch mit einem hochaktuellen Thema: dem Spannungsverhältnis zwischen Gleichheitsanspruch und individueller Freiheit.
Dass Schönheit als soziale Ungerechtigkeit verhandelt wird, ist dabei kein bloßer Kunstgriff. In einem Interview betonte Zitelmann: „Attraktivität hat reale Auswirkungen auf das Leben – das ist wissenschaftlich belegt. Aber daraus ein politisches Problem zu machen, ist gefährlich. Wer Gleichheit über Freiheit stellt, endet unweigerlich in der Diktatur.“
Der Hayek-Club Hamburg, benannt nach dem liberalen Ökonomen Friedrich August von Hayek, bot mit dieser Veranstaltung im trendigen „Hamburger Ding“ auf der Reeperbahn nicht nur eine Bühne für den Roman, sondern auch für die Grundsatzfrage: Wie weit darf Gleichheit gehen? Und wo beginnt die Gefahr für die Freiheit?
Zitelmann ist ein Autor, der sich nicht an Konventionen hält. Der mit provokanten Thesen polarisiert – und gerade dadurch Debatten auslöst, die unsere Gesellschaft dringend braucht.
Sein Fazit des Abends: „Romane können Brücken bauen – gerade in Zeiten, in denen politische Debatten oft in den eigenen Blasen verharren.“ „2075“ ist ein solches Brückenbauwerk.
MS