Arbeit am Limit: Wenn der 8-Stunden-Tag ins Wanken gerät
Hamburgs „Tages-Stechuhr“ läuft auf Hochtouren – Gewerkschaft warnt: Gesundheit und Sicherheit in Gefahr
Hamburg, 3. Dezember 2025. In der Hansestadt leisten die Beschäftigten gemeinsam täglich rund 4,655 Mio. Arbeitsstunden — das berechnete „Fleißpensum“ zeigt, wie intensiv deutsche Arbeitsbiografien gerade sind. Doch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Hamburg-Elmshorn alarmiert: Wenn künftig längere Schichten von bis zu 12 Stunden erlaubt würden, drohten dramatische Folgen für Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten.
NGG warnt vor gesundheitlichen Folgen langer Arbeitszeit
Laut NGG-Geschäftsführerin Anne Widder führt eine dauerhafte Arbeitsbelastung über acht Stunden hinaus häufig zu Erschöpfung, Schlafstörungen, Verdauungsproblemen, erhöhtem Unfallrisiko – und im schlimmsten Fall zu chronischen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder Diabetes. Besonders betroffen: Beschäftigte mit wechselnden Früh-, Spät- oder Nachtschichten, wie sie etwa in der Lebensmittelindustrie üblich sind. Die NGG fordert daher: Der 8-Stunden-Tag darf nicht zur Disposition gestellt werden.
Krankmeldungen durch Überlastung: Ein Blick auf die Zahlen
Die Warnung der NGG fügt sich in die aktuelle Bilanz der DAK-Gesundheit ein: Im Krankheitsgeschehen 2024 zeigt sich, dass psychische Erkrankungen weiter auf dem Vormarsch sind. Im Rahmen des DAK-Psychreport 2025 verursachten psychische Leiden — allen voran Depressionen — 342 Fehltage je 100 Beschäftigte. Damit sind psychische Erkrankungen die drittgrößte Ursache für Arbeitsunfähigkeit – nur Atemwegs- und Muskel-Skelett-Erkrankungen liegen noch höher. Zwar sei der allgemeine Krankenstand 2024 mit 5,4 Prozent leicht gesunken, doch insbesondere in Branchen mit hoher Arbeitsbelastung bleibt die Ausfallquote hoch. Zusätzlich zeigte ein früherer Bericht der DAK, dass in Berufen mit Personalmangel — etwa Pflege, Betreuung oder Handel — viele Beschäftigte über Belastung, Schlafstörungen und Erschöpfung klagten; häufige Ursachen: Überstunden, fehlende Pausen und hohe Arbeitsdichte. *)
Überstunden, Schichtwechsel & wachsende Belastung – ein Gesundheitsrisiko
Die Argumentation der NGG erhält somit Rückhalt durch aktuelle Daten: Längere Arbeitstage und unregelmäßige Schichtarbeit korrespondieren mit physischer und psychischer Überlastung – und machen Gewerkschafts-Forderungen plausibel. Besonders kritisch: Wenn Überstunden zur Regel und nicht zur Ausnahme werden, gefährdet das nicht nur einzelne Beschäftigte, sondern ganze Arbeitsstrukturen und die Sicherheit am Arbeitsplatz.
NGG fordert politischen Widerstand gegen Arbeitszeitaufweichung
Aus Sicht der NGG wäre die Aufweichung des Tagesarbeitszeitgesetzes ein zentraler Rückschritt beim Arbeits- und Gesundheitsschutz. Die Gewerkschaft ruft ihre Mitglieder auf, sich der bundesweiten Kampagne Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) „Mit Macht für die 8“ anzuschließen — und spricht damit eine deutliche Warnung an Bundestagsabgeordnete aus Hamburg und der Region aus: Wer mit der 8-Stunden-Grenze spiele, riskiere Gesundheit, Sicherheit und Familienleben vieler Beschäftigter. Die aktuellen Zahlen der DAK zeigen: Die Belastung am Arbeitsplatz bleibt hoch — und jede Stunde, die über ein vernünftiges Pensum hinausgeht, kann ein Gesundheitsrisiko sein.
