Aurubis erzielt Gesamtjahresergebnis von 349 Mio. Euro

Trotz Millionenbetrug: Aurubis erzielt Gesamtjahresergebnis von 349 Mio. Euro

Vorstand: "Es ist immer noch das drittbeste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte." 

Hamburg, 20. Dezember 2023 – Die Aurubis AG, einer der größten Kupferrecycler der Welt, erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 ein operatives Ergebnis vor Steuern von 349 Mio: Euro, im Vorjahr lag das noch bei 532 Mio. Euro. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital erreichte im Berichtszeitraum 11,3 Prozent, im Vorjahr betrug sie 19 Prozent. Nach dem Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2021/22 sind die Abweichungen im Wesentlichen auf die finanziellen Auswirkungen der gegen Aurubis gerichteten kriminellen Handlungen zurückzuführen. Das IRFS-Konzernergebnis vor Steuern lag bei 165 Mio. Euro, im Vorjahr bei 935 Mio. Euro.* Bilanzstichtag war der 30. September.

„Mit dem finanziellen Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr können wir zufrieden sein – es ist immer noch das drittbeste Ergebnis unserer Unternehmensgeschichte. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der gegen Aurubis gerichteten kriminellen Handlungen, die uns geschadet haben. Dennoch: Eine gute operative Performance, gepaart mit einer hohen Marktnachfrage nach unseren Produkten, belegt das Potential von Aurubis. Auch für das aktuelle Geschäftsjahr sind wir davon überzeugt, weiter von starken globalen Entwicklungen wie der Elektrifizierung, der Kreislaufwirtschaft und der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit zu profitieren“, betont Aurubis-Vorstandsvorsitzender Roland Harings. 


Der Aufsichtsrat und Vorstand der Hauptversammlung am 15. Februar 2024 wird eine Dividende von 1,40 Euro je Aktie (Vorjahr: 1,80 Euro) vorschlagen. Dies entspräche einer Ausschüttungsquote von 23 Prozent (Vorjahr 18 Prozent) des operativen Konzernergebnisses, so das Unternehmen.


Positiv auf das Ergebnis wirkten im abgelaufenen Geschäftsjahr die deutlich gestiegenen Schmelz- und Raffinierlöhne für Kupferkonzentrate sowie die höheren Erträge aus Raffinierlöhnen für die Verarbeitung von Recyclingmaterialien. Außerdem profitierte Aurubis von den höheren Erlösen durch den Absatz von Gießwalzdraht bei gestiegenen Formataufpreisen. Die signifikant höhere Kupferprämie stützte das Ergebnis zusätzlich.


Gegenläufig wirkte ein deutlich niedrigeres Metallergebnis bei rückläufigen Metallpreisen, insbesondere bei den Industriemetallen Kupfer, Zinn und Zink. Gesunkene Absatzpreise für Schwefelsäure schmälerten den Erlös aus dem Aurubis-Nebenprodukt deutlich; des Weiteren sank die Nachfrage nach Flachwalzprodukten. Zudem hatten inflationsbedingt gestiegene Kosten im Konzern und Anlaufkosten für die in Umsetzung befindlichen strategischen Projekte einen mindernden Einfluss auf das Ergebnis. Ganz wesentlich wirkten jedoch die finanziellen Auswirkungen der kriminellen Handlungen gegen Aurubis auf das Ergebnis. Diese führten zum 30. September 2023 zu einem Fehlbestand an Metallen von 169 Mio. Euro, 16 Mio. Euro weniger als die bewertete und kommunizierte Inventurdifferenz zum 31. August 2023 von 185 Mio. Euro. Kompensierend wirkten darüber hinaus Erstattungsansprüche aus Versicherungen in Höhe von 30 Mio. Euro. 


„Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung der kriminellen Aktivitäten gegen uns“, betont Aurubis-Vorstandsvorsitzender Roland Harings. „Gleichzeitig haben wir umgehend auf die neue Bedrohungslage reagiert und das Sicherheitsniveau signifikant erhöht, so dass wir ähnliche Fälle dieser Größenordnung in der Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen können. Zudem investieren wir am Standort Hamburg umfangreich in neue Anlagen mit verstärkten, mehrstufigen Sicherheitsbereichen.“ Als Reaktion auf die kriminellen Fälle hat Aurubis eine Reihe von Sofortmaßnahmen etabliert sowie langfristige Verbesserungen angestoßen, um das Sicherheitsniveau von Aurubis deutlich zu erhöhen.


Dazu gehören verstärkte Personal- und Fahrzeugkontrollen sowie mehr Überwachung in Risikobereichen. Beim Rohstoffeinkauf wurden bei bestimmten Materialgruppen zusätzliche Genehmigungsstufen eingeführt. Darüber hinaus analysiert eine konzernweite Projektgruppe mit externer Experten-Unterstützung in einzelnen Arbeitsgruppen auch weiterhin sicherheitsrelevante Prozesse und Präventionspotentiale, um anschließend standortübergreifend zusätzliche Maßnahmen umzusetzen.


Zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass der Aufsichtsrat sich in seiner Sitzung am 19. Dezember 2023 intensiv mit Vorstandsangelegenheiten befasst hatte. Entscheidungen wurden jedoch nicht getroffen. Der Aufsichtsrat will das Ergebnis der von ihm in Auftrag gegebenen Untersuchung der Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller zur Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den bekannt gewordenen Straftaten zum Nachteil der Gesellschaft abwarten. Der Untersuchungsbericht von Hengeler Mueller wird für Mitte Januar 2024 erwartet. Wie es in der Pressemitteilung heißt, kann der Aufsichtsrat derzeit weder ausschließen, dass die amtierenden Vorstandsmitglieder unverändert ihr Amt fortführen, noch kann er ausschließen, dass es zu einer vorzeitigen Trennung von einzelnen oder mehreren Vorstandsmitgliedern kommt bzw. der Vorstand umstrukturiert wird. Er wird hierüber voraussichtlich im Januar oder Anfang Februar 2024 beschließen.


Auf die Sicherheit entscheidend einzahlen wird künftig auch der Neubau einer neuen Anlage zur Verarbeitung von Edelmetallen am Standort Hamburg. Mit der für Ende 2026 geplanten Inbetriebnahme der 300 Mio. Euro-Investition namens Precious Metals Refinery (PMR) bildet Aurubis die gesamte Prozesskette der Edelmetallverarbeitung in einem abgeschlossenen Sicherheitsbereich ab – und berücksichtigt beim Anlagen-Design auch die Erkenntnisse aus den umfangreichen Untersuchungen im Zusammenhang mit den kriminellen Handlungen gegen das Unternehmen. Neben dem Fokus auf Werks-, Edelmetall- und Arbeitssicherheit führt der neu entwickelte Prozess zu einer höheren Effizienz, der die Durchlaufzeiten der edelmetallhaltigen Materialien deutlich reduzieren und die operativen Kosten um rund 15 Prozent senken wird.


Investition in die Zukunft: 1,7 Mrd. Euro für strategische Weiterentwicklung des Hüttennetzwerks

Parallel zu den Verbesserungen im Bereich der Werksicherheit setzt Aurubis seine Strategie „Metals for Progress: Driving Sustainable Growth“ konsequent weiter um: Aktuell sind rund 1,7 Mrd. Euro an Investitionen für strategische Projekte genehmigt. Neben Precious Metals Refinery zählen unter anderem auch das große Wachstumsprojekt Aurubis Richmond in Georgia, der Ausbau der Recyclingfähigkeiten mit dem Projekt Complex Recycling Hamburg und die Erweiterung der Industriewärme in Hamburg dazu. Mit diesen und weiteren Projekten sichert nach eigenen Angaben der Multimetall-Anbieter sein Kerngeschäft, nimmt Wachstumsoptionen konsequent wahr und baut seine führende Position in der Nachhaltigkeit weiter aus. Die strategischen Projekte werden sich in den kommenden drei bis fünf Jahren auf einen zusätzlichen EBITDA-Beitrag von etwa 260 Mio. Euro pro Jahr aufsummieren, so das Unternehmen.


„Wir investieren weiter – in den USA und in Europa, in Wachstum, Stärkung, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Mit der konsequenten Umsetzung unserer Strategie treiben wir die Transformation von Aurubis voran: Wir setzen um, was wir versprechen! Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die wachsende Nachfrage nach den für die Energie- und Mobilitätswende notwendigen Metallen zu bedienen“, betont Roland Harings.


Optimistischer Blick auf das Geschäftsjahr 2023/24

Das konsequente Umsetzen der Aurubis-Strategie auch in herausfordernden Zeiten zeigt deutlich: Aurubis ist weiterhin finanziell sehr solide aufgestellt. Auf das neue Geschäftsjahr 2023/24 blickt das Unternehmen optimistisch. Der Multimetall-Anbieter erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ein operatives EBT von 380 bis 480 Mio. Euro. Damit schließt die aktuelle Prognose an das hohe durchschnittliche Ergebnisniveau der vergangenen drei Jahre an. Den operativen ROCE prognostiziert das Unternehmen zwischen 10 und 14 Prozent. 

*) Da das IFRS-Ergebnis unter anderem Bewertungseffekte aus Metallpreisschwankungen aus unrealisierten Geschäften enthält, weist Aurubis abweichend hiervon das operative Ergebnis (EBT) aus. Dessen Darstellung eliminiert diese Effekte aus Metallpreisschwankungen auf unrealisierte Geschäfte weitgehend und ermöglicht so eine realistischere Beurteilung des Geschäftsverlaufs. Das operative EBT ist ausschlaggebend für die Steuerung des Unternehmens. 

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