Creditreform: Firmenpleiten auf 10-Jahres-Hoch - Insolvenzen in Deutschland steigen 2025 deutlich

Hoch verschuldete Unternehmen, steigende Kosten und schwache Konjunktur setzen Mittelstand und Verbraucher unter Druck

Hamburg, 8. Dezember 2025 – Die Insolvenzen in Deutschland erreichen 2025 den höchsten Stand seit über zehn Jahren. Insgesamt mussten 23.900 Unternehmen Insolvenz anmelden – ein Anstieg von 8,3 Prozent gegenüber 2024 (22.070 Fälle). Zwar fällt das Wachstum geringer aus als in den beiden Vorjahren (2023: +22,9 Prozent; 2024: +22,5 Prozent), der Trend bleibt jedoch besorgniserregend.


„Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung. Das setzt vor allem den Mittelstand massiv unter Druck und bricht vielen Betrieben das Genick“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.


Auch regional zeigt sich ein differenziertes Bild. Besonders deutlich ist die Entwicklung in wirtschaftsstarken Stadtstaaten und Ballungsräumen: Hamburg verzeichnet 2025 bundesweit die dritthöchste Zahl an Unternehmensinsolvenzen. Die Kombination aus hohen Standortkosten, einem intensiven Wettbewerb und der angespannten Lage vieler Dienstleistungs- und Handelsbetriebe trägt maßgeblich zu dieser Platzierung bei. Für die dort ansässigen Unternehmen verschärfen sich die strukturellen Herausforderungen somit stärker als in vielen anderen Regionen Deutschlands.

Verbraucher ebenfalls betroffen

Auch die Zahl der Privatinsolvenzen stieg deutlich an – um 6,5 Prozent auf rund 76.300 Fälle, der höchste Stand seit 2016. „Hauptursache ist die zunehmende Überschuldung der Menschen“, so Hantzsch. Bundesweit gelten aktuell 5,67 Millionen Bürger als überschuldet. „Hohe Lebenshaltungskosten, Stellenstreichungen und steigende Arbeitslosigkeit bringen viele Haushalte an ihre Grenzen.“

Kleinstunternehmen besonders gefährdet

Den größten Anteil an den Unternehmensinsolvenzen stellen Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten: Rund 19.500 Firmen mussten Insolvenz anmelden – 81,6 Prozent aller Fälle. Bei Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern fiel der Anstieg moderat aus: 2025 wurden rund 140 Großinsolvenzen verzeichnet. Besonders stark betroffen war die Gesundheits- und Pflegebranche.


Hohe finanzielle Schäden

Die finanziellen Schäden für Gläubiger bleiben hoch. Für 2025 wird die Schadenssumme auf rund 57 Mrd. Euro geschätzt (Vorjahr: 59,1 Mrd. Euro). Im Durchschnitt belaufen sich die ausfallbedrohten Forderungen pro Insolvenzfall auf mehr als zwei Mio. Euro. Schätzungsweise 285.000 Arbeitnehmer waren von den Unternehmensinsolvenzen betroffen (Vorjahr: 291.000).


Branchen im Fokus

Starke Zuwächse bei Insolvenzen verzeichneten das Verarbeitende Gewerbe (+10,3 Prozent) und der Handel (+10,4 Prozent). Im Baugewerbe legten die Fallzahlen um 4,7 Prozent zu, im Dienstleistungssektor um 8,4 Prozent. Insgesamt liegen die Insolvenzzahlen in diesen Branchen rund ein Drittel über dem Niveau von 2019.


Bonität verschlechtert sich

Die Unternehmensbonität zeigt in vielen Branchen einen anhaltend negativen Trend. Besonders betroffen sind das Gesundheits- und Sozialwesen. „Steigende Betriebskosten, unzureichende Finanzierung und komplexe bürokratische Anforderungen belasten diesen sensiblen Bereich massiv“, sagt Bernd Bütow, Hauptgeschäftsführer von Creditreform. Am besten schneidet derzeit der Wirtschaftszweig „Bergbau, Gewinnung von Steinen und Erden“ ab, am unteren Ende liegt das Gastgewerbe, dessen Kreditwürdigkeit weiterhin eingeschränkt ist.


Ausblick 2026

„Die deutsche Wirtschaft verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Hohe Kosten, Bürokratie und die anhaltende Konjunkturschwäche werden das Insolvenzgeschehen weiter antreiben“, warnt Bütow. Geplante Milliarden-Investitionen der Bundesregierung in Infrastruktur und Verteidigung könnten 2026 das Wachstum ankurbeln und den Anstieg bremsen. Zusätzliche strukturelle Maßnahmen, etwa Entlastungen bei Stromkosten, seien jedoch nötig, um die wirtschaftliche Basis zu stabilisieren.


Insolvenzen 2025 – die Zahlen auf einen Blick


Unternehmen

· 23.900 Firmeninsolvenzen (+ 8,3 Prozent)

· 19.500 Kleinstunternehmen betroffen

· 140 Großinsolvenzen

· 57 Mrd. Euro Schadenssumme

· durchschnittlicher Forderungsausfall: 2,4 Mio. Euro

· 285.000 betroffene Beschäftigte


Privatpersonen

· 76.300 Verbraucherinsolvenzen (+ 6,5 Prozent)

· 5,67 Mio. überschuldete Menschen


Branchenentwicklung

· Verarbeitendes Gewerbe: + 10,3 Prozent

· Baugewerbe: + 4,7 Prozent

· Handel: + 10,4 Prozent

· Dienstleistungssektor: + 8,4 Prozent



Quelle: Creditreform

JM/NW