"Pony-Eklat": Hysterie und Haltung

Von: Peter Axel Haas

Hamburg, 27. Mai 2024. Das war klar: Auch Hamburgs Bürgerschaft wird auf Initiative von SPD und Grünen an diesem Mittwoch über den „Pony-Eklat“ diskutieren. In der „Aktuellen Stunde“, mit der die Parlamentssitzungen beginnen, soll das gerade vergangene 75-jährige Grundgesetzjubiläum genutzt werden, um dessen Schutz gegen seine „Feinde“ zu diskutieren.


Warum das unanständige „Deutschland den Deutschen“- und „Ausländer raus“-Gegröle einiger offensichtlich angetrunkener Jugendlicher nun diese Bedeutung gewinnt, ist auch klar: Die virale Empörung über die Entgleisung ist riesig und schlägt bei manchem in Hysterie um. Die Unterstellung, dass wohlhabende Bürgertumskinder zwischen Blankenese und Harvestehude massenhaft rechtsradikal ticken und auf Sylt die braune Sau rauslassen, passt dem linken Flügel des Parlaments in den Kram.


Kann man doch so die halbe Stadt und einen Großteil ihrer Elite unter Generalverdacht stellen, um so von Enteignungs- bis zu Reichensteuerfantasien alles Mögliche abzuleiten. Und darüber hinaus davon ablenken, dass die antisemitischen israelfeindlichen Aufmärsche der letzten Wochen keineswegs nur von muslimischen Zuwanderen mit islamistischer Grundhaltung getragen wurden, sondern auch von linksgewirkten Studenten mit Palästinensertuch und üppiger Elternuntertützung – in Hamburg etwa beim immer noch geduldeten „Protestcamp“ auf der Moorweide neben der Uni zu besichtigen.


Die Realität abseits der Empörungsinszenierungen ist eine andere: Vor allem die Grünen haben mit ihrem ständig erhobenen moralischen Zeigefinger so überzogen, dass sie unter jungen Menschen deutlich an Zuspruch verlieren. Die SPD leugnet bis auf wenige Ausnahmen die massiven Zuwanderungsprobleme, die längst nicht mehr nur am Kieler Ostufer, in Hamburg-Billstedt oder Bremen-Osterholz unübersehbar sind: Mangelnde Deutschkenntnisse unter Schülern und Jobbewerbern als Massenphänomen, stark steigende Ausländerkriminalität, verweigerte Integration nicht nur unter Kalifatsanhängern.


Das Ergebnis sind mehr als zweistellige Umfragewerte für die AfD, übrigens auch in Hamburg.  Ein gesellschaftsweiter Verdruß über die nach wie vor nicht gestoppte illegale Massenzuwanderung und ihre Folgen macht sich breit. Der manifestiert sich nicht nur in ostdeutschen 30 Prozent-plus-X-Prognosen für Rechtspopulisten oder dem demoskopisch belegten Umstand, dass immer häufiger die meisten Arbeiter bei den ‚Blauen‘ ihr Wahlkreuz machen und nicht mehr bei den Roten. Der Unmut über die erlebte, mehr als nur gefühlte „Überfremdung“ des Landes, besonders der Metropolen, verbreitet sich längst auch in den sogenannten besseren Kreisen. Studenten die in vergammelten Hörsälen sitzen, fragen sich nicht zu Unrecht, warum ihre Eltern hohe Steuerlasten tragen, mit denen ein üppiges Bürgergeld mehrheitlich an Migranten ausgeschüttet, nicht aber die Hochschule saniert wird. Ganz zu schweigen von Genderzwang oder Vegan-Extremismus, der Ihnen aus den gleichen Migrations-freundlichen Kreisen eine verballhornte Sprache oder grünes Mensa-Futter aufzwingen will.   


Und dann ist da noch die ziemlich irrationale Lust am Tabubruch: Kaum jemand im Land regt sich über den linksradikalen Terror gegen die Tesla-Ansiedlung in Brandenburg auf. Und den dahinter steckenden Trend eines knallroten Öko-Extremismus, den Polizeibehörden mittlerweile auch in Norddeutschland zum Anlass nehmen, Warnhinweise an dutzende Firmen auszusprechen, die als potentielle Anschlagsopfer gelten. Rechtextrem unterfütterte Tabubrüche sind jedoch sichere Medien-Aufreger, Social-Media-Hits, die erst virale und dann auch reale Bedeutung verleihen – und seien die alkoholisierten Gesänge noch so unappetitlich.


Hysterische „Feind“-Definitionen werden in diesem Umfeld nicht weiterführen, im Gegenteil: Wer öffentliches Danebenbenehmen amüsant findet, wird sich über solche Hochstilisierungen wohl eher freuen. SPD und Grünen, aber auch die in Berlin mit ihnen verbündete FDP, sollten zu einer realitätsnahen Haltung zurückfinden, die die Probleme im Land ernsthaft angeht. Es sind die Probleme, die dem „Pony-Eklat“ und anderen Entgleisungen dieser Art zugrunde liegen.