Konjunktur 2026: Mehrheit der Wirtschaftsverbände rechnet mit Stellenabbau
Industrie bleibt schwach, Bauwirtschaft und Dienstleister zeigen leichte Aufhellung
Hamburg/Köln, 29. Dezember 2025. Die deutsche Wirtschaft startet gedämpft in das Jahr 2026. Laut der traditionellen Verbandsumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) erwarten viele Branchen eher rückläufige Beschäftigung als neuen Schwung. Trotz vereinzelter positiver Signale – etwa bei Produktionserwartungen – bleiben Investitionslaune und Arbeitsmarktperspektiven auf dem Niveau einer langanhaltenden Krise.
Arbeitsmarkt: Rückläufige Beschäftigung
Von den 46 befragten Wirtschaftsverbänden gehen 22 von einem Personalabbau im kommenden Jahr aus. Nur neun erwarten eine Ausweitung der Belegschaften, 15 setzen auf stabile Beschäftigungszahlen. Besonders betroffen ist die Industrie: Automobil-, Papier- und Textilunternehmen rechnen mit Rückgängen bei Produktion und Beschäftigung.
Norddeutsche Perspektive
Auch norddeutsche Verbände beobachten die schwierige Lage. Der Arbeitgeberverband NORDMETALL mit rund 290 Unternehmen in Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und nordwestlichem Niedersachsen betont, dass viele Betriebe vorsichtig bei Personalplanung und Investitionen bleiben.*)
Der UV Nord – Die Arbeitgeber im Norden fordert politische Maßnahmen, um Investitionen und Beschäftigung wieder anzukurbeln, und spricht sich für einen „Neuanfang in der Wirtschaftspolitik“ aus. **)
Produktion und Investitionen
19 der 46 Verbände erwarten 2026 eine höhere Produktion als im Vorjahr, während nur neun von einem Rückgang ausgehen. Damit ergibt sich erstmals seit Jahren ein positiver Erwartungssaldo bei der Produktion. Investitionen bleiben jedoch verhalten: Nur elf Verbände rechnen mit steigenden Ausgaben, 14 erwarten einen Rückgang, 21 prognostizieren stagnierende Investitionen – oft auf niedrigem Niveau.
Branchen im Aufwind
Auftrieb erfahren vor allem Branchen, die von Sondervermögen und höheren Verteidigungsausgaben profitieren, etwa Luft- und Raumfahrt, Schiffbau oder Teile des Baugewerbes. Auch der Dienstleistungssektor meldet eine leicht verbesserte Lage.
IW-Direktor Michael Hüther: „Wer auf ein baldiges und umfassendes Ende der Wirtschaftskrise gehofft hat, wird auch 2026 enttäuscht. Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich auf niedrigerem Niveau. Wenn wir wieder auf Wachstumskurs zurückkehren wollen, hat die Politik noch viel Arbeit vor sich.“
Die Verbandsumfrage zeichnet ein Bild: Konjunktur 2026 bietet einige Lichtblicke, doch Stellenabbau und Investitionszurückhaltung bleiben für viele Branchen realistische Szenarien. Besonders die Industrie steht weiterhin unter Druck, während Bauwirtschaft und Dienstleister etwas bessere Perspektiven haben.
*) NORDMETALL
**) UVNORD
