Mobilitaetsstudie-Oliver-Heyden

Mobilität

MIND_SHIFT – die Studie zu den Megatrends der Mobilität und Urbanisierung

Interview mit Oliver Heyden, Chief Strategy Officer pressrelations GmbH

Am 15. bis 17. Juni 2022 findet das Mobility Festival „HEY/HAMBURG“ im Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer Hamburg statt. Das diesjährige Motto: „Die Zukunft der Mobilität im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Vernetzung.“ Führende Köpfe aus Politik und Wirtschaft sowie spannende Start-ups und Vertreter der Wissenschaft treffen sich zum fachlichen und persönlichen Austausch. Senator Anjes Tjarks stehen auf der Rednerliste wie Christoph Weigler, General Manager Uber Deutschland, Aral-Vorstandsmitglied Alexander Junge, Flughafen-Chef und Vorsitzender der Hamburger Wasserstoff-Gesellschaft Michael Eggenschwiler,  Gerd Scholl, Professor für Elektrische Messtechnik an der Helmut-Schmidt-Universität sowie Oliver Heyden, Chief Strategy Officer pressrelations GmbH, der eine  Studie zu Megatrends der Mobilität und Urbanisierung vorstellt. Mit ihm sprach Jörn Arfs über Methoden, Top-Themen der Mobilität und ihre Zukunft.

Welche Methode wurde bei der Trendstudie eingesetzt?

 

Heyden: „Wir haben die von uns entwickelte Methode FirstSignals@ genutzt. Grundlage sind nicht nur aktuelle Marktdaten, sondern vor allem die mediale Awareness. Unsere Analysten werten inhalts- und meinungsstarke Artikel von globalen deutsch- und englischsprachigen Top-Medien und etwa 15.000 Online-Quellen nach neuen Buzzwords aus. So können wir Zukunftsthemen identifizieren, bevor sie zu Trends werden.“

 

Was sind die Top-Themen der letzten zwölf Monate (Stand: Februar 2022)?

 

Heyden: „Das ganz große Thema ist der Klimawandel bzw. die Klimakrise mit 2,4 Millionen Erwähnungen. Dahinter folgen Nachhaltigkeit (2,2 Mio.) und Diversity (966.000). Zum Vergleich: 25 Millionen Artikel erschienen im gleichen Zeitraum zu Corona.“

 

Und was für neue Trends können Sie erkennen?

 

Heyden:„Trendsetter Nr. 1 ist die E-Mobilität. Der Anteil der E-Mobile an den verkauften Neufahrzeugen ist von 4 Prozent in 2019 auf 23 Prozent in 2021 gestiegen. Ein neuer Megamarkt könnte für Ladestationen entstehen. Allerdings, so z. B. das Wirtschaftsmagazin Economist, droht der westlichen Welt ein dramatischer Mangel an Ladepunkten.“

 

Wie könnte man das Problem in den Griff kriegen?

 

Heyden: „Auf keinen Fall sollte man beim Aufbau der elektrischen Ladeinfrastruktur das Tankstellennetz flächendeckend nachahmen. Ein Fahrzeug wird in Deutschland nur durchschnittlich 85 Minuten am Tag bewegt. Deshalb sollten dort Ladepunkte entstehen, wo das Auto steht: in der eigenen Garage oder am privaten Stellplatz, an den Parkplätzen beim Arbeitsplatz und bei den Hotels.“

 

Als weiteren künftigen Megatrend haben Sie die Kreislaufwirtschaft identifiziert…

 

Heyden: „Ja, kreislaufwirtschaftliche Konzepte erzielen in unserer Untersuchung 50.000 Beiträge. Die Zirkuläre Wirtschaft, die weit über klassisches Rohstoff-Recycling hinausgeht und zu mehr Ressourceneffizienz führt, könnte laut Boston Consulting bis 2030 allein in Deutschland ein Marktvolumen von bis zu 200 Milliarden Euro erreichen.“

 

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?

 

Heyden: „Sie ist sowohl lebenswert als auch, das Stichwort lautet Klimaresilienz - der globalen Erwärmung angepasst. Die extreme Hitze in den Städten ist für 91 Prozent der Extremwetter-Todesfälle verantwortlich. Gegen den sogenannten Wärmeinseleffekt, bodennah höhere Lufttemperaturen um bis zu 8 Grad in den Städten als auf dem Land, helfen u. a. Miyawaki-Wälder. Sie wachsen in enormem Tempo und auf kleinstem Raum, sind 30-mal dichter als herkömmlicher Bewuchs und brauchen kaum Pflege.“


Neben der Überhitzung sorgt der Klimawandel auch für mehr städtische Überschwemmungen. Diese werden noch verstärkt durch Flächenversiegelung, zu niedrige Gebäude und zu breite Straßen. Wie kann man dem entgegenwirken?

Mobility Festival „HEY/HAMBURG“

am 15. bis 17. Juni 2022, (16. Juni: 9.15 – 19 Uhr; 17. Juni: 9 – 16.35 Uhr) im Albert-Schäfer-Saal der Handelskammer Hamburg oder im Live-Stream unter


https://www.heyhamburg.connectme.events

 

Für beide Veranstaltungstage  ist der Eintritt für die Öffentlichkeit frei.


Weitere Informationen finden Sie hier: https://hey-hamburg.com http://www.linkedin.com/company/hey-hamburg

Trendsetter No. 1 ist die Elektro-Mobilität Foto: pixabay

Heyden: „Mit einer Sponge City wie z. B. Kopenhagen. Dort hat man auf einige Starkregen-Ereignisse mit saugfähigen Gehwegplatten und tieferliegenden Sportplätzen, die überflutet werden können, reagiert. Durch smarte , autonome Steuerung auf Basis von Wetterdaten verwandeln sich Straßen in Kanäle, die die Wassermassen zum Hafen leiten. Auch deutsche Städte wie Hamburg oder Berlin sind mit versickerungsfähigen Straßen und Flächen sowie per Wetter-App gesteuerten Ablass-Ventilen und Schleusen auf dem Weg zur Schwammstadt.“

 

Was zeichnet sich am Horizont beim Top-Thema „Städtisches Bauen“ ab?

 

Heyden: „Dem höchsten Anstieg der Preise für Neubauten seit 1970 mit 12,6 Prozent im vergangenen Jahr wird zum Teil mit seriellem Bauen, modular nach dem Lego-Prinzip oder mit 3D-Druckhäusern und Tiny Houses Abhilfe geschaffen. Serielle Gebäude werden vollautomatisiert von Robotern hergestellt, der Zusammenbau dauert nur wenige Tage. Und Experten sagen voraus, dass bereits in fünf Jahren erste komplette 3D-Siedlungen entstehen, klimaneutral und ohne Bauabfall. Tiny Houses wiederum werden aktuell vor allem gegen Wohnungsmangel in den ärmeren Gesellschaftsschichten eingesetzt. In Kalifornien wurden beispielsweise 58.000 Obdachlose in Tiny Houses untergebracht.“

 

Das Baugeschehen wird sich vermutlich immer mehr aufs Land verlagern, weil immer mehr Bürger, besonders junge Familien, den Städten den Rücken kehren…

 

Heyden: „Die Stadtflucht ist mit 100.000 Beiträgen auch ein großes mediales Thema. Tatsächlich ist der Binnenwanderungssaldo deutscher Großstädte laut Erhebungen von Statista seit 2014 negativ und dieses Phänomen wird Corona überdauern. Städte werden nur dann eine Zukunft haben, wenn sie folgende Eigenschaften vereinen: smart, inklusiv, lebenswert und klimafest!“

 

Das Interview führte Jörn Arfs post@joernarfs.de

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