Ein Urteil gegen die Tarifautonomie
NORDMETALL und der Arbeitgeberverband AGV NORD sehen in der Entscheidung ein alarmierendes Signal. Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer der beiden Verbände, kritisiert das Urteil scharf: „Mit dieser Entscheidung wird eine gefährliche Tür geöffnet: Wenn Brüssel nun – höchstrichterlich bestätigt – in die Lohnfindung eingreifen darf, wird die Tarifautonomie in Deutschland weiter untergraben. Europäische Integration lebt von gemeinsamen Zielen – nicht von zentraler Steuerung. Die Gestaltung der nationalen Arbeits- und Sozialpolitik muss in der Verantwortung der einzelnen Mitgliedstaaten bleiben.“ Fickinger betont, dass die Mindestlohnrichtlinie in Deutschland keinen praktischen Mehrwert biete, sondern vor allem neue Berichtspflichten und bürokratische Belastungen schaffe: „Wir brauchen keine europäischen Vorgaben, die funktionierende nationale Systeme schwächen. Statt Regulierung aus Brüssel verlangen Unternehmen Planungssicherheit und Vertrauen in die bewährten Mechanismen der sozialen Marktwirtschaft.“
Mit dem Urteil hat der EuGH die Debatte um die Grenzen europäischer Sozialpolitik neu entfacht. Während Befürworter der Richtlinie sie als wichtigen Schritt für faire Löhne und stärkere Tarifbindung werten, sehen Kritiker darin einen Dammbruch, der die Tarifautonomie der Mitgliedstaaten gefährdet.
JM/NW
