Mindestlohn-Debatte: "15 Euro gefährden Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit" – NORDMETALL schlägt Alarm

Unternehmen in Norddeutschland warnen vor Belastungen durch Mindestlohn-Anhebung

Hamburg, 24. Juni 2025. Der Mindestlohn in Deutschland steht erneut im Zentrum einer hitzigen Debatte. Während Gewerkschaften, SPD und Grüne eine deutliche Anhebung auf bis zu 15 Euro fordern, warnen Arbeitgeber und Wirtschaftsverbände vor steigenden Kosten und massiven Belastungen für die Wirtschaft. Besonders in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie (M+E) wird der geplante Sprung kritisch gesehen. Eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde würde die Ausbildungsbereitschaft junger Menschen drastisch bremsen, den Fachkräftemangel verschärfen, Arbeit weiter verteuern und die Unternehmen in der Region erheblich belasten.


Laut der Frühjahrs-Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD, die in Zusammenarbeit mit den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland und dem Allgemeinen Arbeitgeberverband Bremen unter mehr als 200 M+E-Betrieben mit 100.800 Beschäftigten durchgeführt wurde, befürchten 55 Prozent der Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern negative Folgen einer solchen Erhöhung. In Niedersachsen sind es 37 Prozent, im Durchschnitt aller befragten norddeutschen Unternehmen 35 Prozent. In Schleswig-Holstein sehen ein Drittel der Unternehmen die Entwicklung kritisch, in Hamburg 24 Prozent und in Bremen 13 Prozent.


„Ein sprunghafter Anstieg des Mindestlohns von aktuell 12,82 Euro auf 15 Euro würde das Lohnniveau insgesamt nach oben treiben und damit die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen nachhaltig schwächen. Zugleich sinken die Anreize für junge Menschen, eine qualifizierte Berufsausbildung zu beginnen, wenn sie als An- und Ungelernte fast doppelt so viel verdienen können. Damit wird unser Tarifvertrag drastisch entwertet, den wir im November gemeinsam mit der IG Metall Küste stellvertretend für die gesamte deutsche M+E-Industrie geschlossen haben. Darin haben wir die Auszubildenden-Vergütungen um 140 Euro pro Monat angehoben, um die Branche noch attraktiver für junge Menschen zu machen. Der Mindestlohn greift damit ganz konkret in das Aufgabenfeld der Sozialpartner ein und entwertet die Tarifautonomie nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch“, kritisiert Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL und AGV NORD.


Fickinger fordert von der Politik klare Zurückhaltung: „Wir erwarten, dass sich Union und SPD an ihr im Koalitionsvertrag gegebenes Wort halten, die Entscheidung der Mindestlohnkommission zu respektieren. Diese muss sich wie bisher an der nachlaufenden Lohnentwicklung orientieren und darf keine sachfremden Kriterien wie die Sicherung eines angemessenen Lebensunterhalts in den Blick nehmen. Sonst drohen eine Verschärfung der labilen Wirtschaftslage, eine durch Preiserhöhungen angeheizte Inflation und ein Stellenabbau vor allem in personalintensiven Branchen. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben inzwischen kaum noch Spielraum, um steigende Lohnkosten auszugleichen.“

Quelle: NORDMETALL'

jm/NW