Windbranche weltweit im Stimmungsaufschwung – Deutschland verliert weiter an Boden
Der WindEnergy trend:index zeigt eine leichte globale Erholung, doch nationale Rahmenbedingungen bremsen insbesondere den deutschen Markt spürbar aus.
Hamburg, 18. Dezember 2025. Nach dem deutlichen Stimmungseinbruch im Frühjahr sendet die Windenergiebranche im Herbst wieder vorsichtig positive Signale. Der aktuelle WindEnergy trend:index (WEtix) weist weltweit eine leichte Erholung aus – allerdings mit erheblichen regionalen Unterschieden. Während vor allem Asien und der „Rest der Welt“ wieder klar an Optimismus gewinnen, bleibt die Lage in Deutschland angespannt. Nordamerika bildet trotz leicht verbesserter Werte weiterhin das Schlusslicht und ist die einzige Region mit durchgehend negativer Bewertung.
Besonders dynamisch entwickelt sich Asien: Die Stimmung erreicht dort erstmals seit Jahren wieder das Niveau früherer Rekordwerte. Die Region bestätigt damit ihre anhaltend hohe Marktaktivität und ihren wachsenden Einfluss auf die globale Windindustrie. Europa insgesamt bleibt zwar im positiven Bereich, verliert jedoch an Schwung. Innerhalb Europas rutscht Deutschland weiter ab und liegt inzwischen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Der WEtix sieht dafür vor allem strukturelle Ursachen: langwierige Genehmigungsverfahren, mangelnde Flächenverfügbarkeit, Engpässe bei der Netzanbindung sowie Unsicherheiten bei der regulatorischen Umsetzung.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Rahmenbedingungen für Onshore- und Offshore-Windenergie. International ist eine leichte Erholung erkennbar – mit einer auffälligen Ausnahme: Deutschland. Sowohl im Onshore- als auch im Offshore-Segment sinkt hier die Bewertung erneut. „Komplexe regulatorische Vorgaben und gescheiterte Ausschreibungen spiegeln die Diskrepanz zwischen ambitionierten Ausbauzielen und der tatsächlichen Umsetzung wider“, heißt es in der Analyse. Besonders im Offshore-Bereich fällt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich zurück.
Die Markterwartungen entwickeln sich kurzfristig und langfristig unterschiedlich. Für die kommenden zwölf Monate blickt die Branche global etwas optimistischer auf den Onshore-Markt, Deutschland bleibt jedoch auch hier das Schlusslicht. Auf Sicht von zwei Jahren verfestigt sich die Spreizung: Asien weist den klar positivsten Trend auf, Europa bleibt moderat positiv, während Deutschland strukturell geschwächt ist. Nordamerika zeigt leichte Erholungstendenzen, verharrt aber weiterhin unter der neutralen Marke.
Auch die Erwartungen an die technologische Entwicklung verändern sich. Die prognostizierten Turbinengrößen bis 2030 stabilisieren sich und fallen etwas niedriger aus als in früheren Erhebungen: durchschnittlich 8,3 Megawatt Onshore und 19,2 Megawatt Offshore. Die Branche verabschiedet sich damit von sehr ambitionierten Wachstumserwartungen und setzt stärker auf wirtschaftlich tragfähige, technisch bewährte Anlagengrößen. Gleichzeitig nimmt der Optimismus hinsichtlich möglicher Kostensenkungen durch neue Technologien wieder zu – insbesondere im Offshore-Bereich. Effizientere Produktionsprozesse, Skaleneffekte und verbesserte Installationsverfahren gelten als zentrale Hebel.
Der WindEnergy trend:index wird von der WindEnergy Hamburg gemeinsam mit wind:research erstellt und basiert auf der Einschätzung von knapp 700 Branchenvertreterinnen und -vertretern aus allen Teilen der weltweiten Wertschöpfungskette. Die Ergebnisse zeigen: Während sich die globale Windenergiebranche insgesamt stabilisiert, droht Deutschland den Anschluss zu verlieren, wenn strukturelle Hemmnisse nicht zügig abgebaut werden.
Die nächste WindEnergy Hamburg, Weltleitmesse der Windenergie, findet vom 22. bis 25. September 2026 statt und wird erneut über 1.600 Unternehmen aus rund 40 Ländern in Hamburg versammeln.
Quelle: Hamburg-Messe
JM/NW
