Arbeitsmarkt im Norden unter Druck – Wirtschaftslage trübt sich weiter ein

Laut aktueller Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) plant jedes dritte Unternehmen in Deutschland für 2026 Stellen abzubauen. Besonders betroffen ist die Industrie – doch Hamburg und Schleswig-Holstein zeigen sich im Bundesvergleich noch vergleichsweise stabil, auch wenn der Fachkräftemangel wächst.

Hamburg, 3. November 2025. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt. Nach einer kurzen Erholung im Frühjahr 2025 hat sich die Stimmung in den Betrieben wieder deutlich verschlechtert. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): 36 Prozent der Unternehmen planen, im kommenden Jahr Stellen zu streichen, während nur 18 Prozent neue Arbeitsplätze schaffen wollen.

 

Konjunktur kühlt sich ab


Vor allem die Industrie blickt pessimistisch in die Zukunft: 41 Prozent der befragten Unternehmen wollen Personal abbauen, und lediglich etwa jede siebte Industriefirma plant Neueinstellungen. Für die Umfrage hatte das IW im Oktober knapp 2.000 Unternehmen befragt – drei Viertel von ihnen rechnen damit, 2026 weniger oder höchstens genauso viel zu produzieren wie derzeit.

 

Investitionskrise verschärft sich

  

Auch bei den Investitionen zeigen sich die Unternehmen zurückhaltend. Nur 23 Prozent wollen im kommenden Jahr mehr investieren als 2025, 33 Prozent planen geringere Investitionen. Damit droht sich die Investitionskrise in Deutschland weiter zu verschärfen. „Eine über fünf Halbjahre anhaltende Phase negativer Investitionserwartungen gab es bei der IW-Konjunkturumfrage seit der bundesweiten Erhebung nicht“, heißt es in der Mitteilung.

 

Hamburg und Schleswig-Holstein zwischen Zuversicht und Fachkräftemangel

 

Regional zeigen sich deutliche Unterschiede: Während im Nordosten Deutschlands fast die Hälfte der Unternehmen einen Produktionsrückgang erwartet, herrscht im Norden vorsichtiger Optimismus. In Hamburg und Schleswig-Holstein rechnen laut IW-Befragung einige Betriebe mit einer leicht steigenden Produktion für 2026 – ein Zeichen, dass der Norden im Bundesvergleich bislang robuster durch die Konjunkturflaute kommt.

 

Diese Einschätzung stützt auch das Hamburger Konjunkturbarometer der Handelskammer Hamburg (Herbst 2025), das trotz rückläufiger Erwartungen eine „insgesamt stabile“ Beschäftigungslage konstatiert (IHK Hamburg, 2025). In Schleswig-Holstein bewertet die IHK Schleswig-Holstein die Stimmung ähnlich: Der Konjunkturklimaindex ist im dritten Quartal 2025 zwar auf 86,4 Punkte gefallen, doch insbesondere die Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche zeigen sich weiterhin investitionsbereit (IHK Schleswig-Holstein, 2025).

 

„Stellenabbau statt Wirtschaftswende“

 

„Stellenabbau statt Wirtschaftswende: Die Unternehmen leiden unter dem großen geopolitischen Stress“, sagt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Dazu kämen hausgemachte Standortprobleme – hohe Kosten für Energie, Sozialversicherungen und Bürokratie.

Grömling warnt: „Ohne staatliche Reformen wird es immer unwahrscheinlicher, dass die milliardenschweren Sonderprogramme der Bundesregierung die erhoffte und notwendige Wirkung entfalten.“

 

Ob sich die leichte Zuversicht im Norden hält, hängt wesentlich davon ab, ob die Politik in Berlin die richtigen Impulse für eine Wirtschaftswende setzt. Klar ist: Ohne Reformen bei Bürokratie und Energiekosten droht auch der bislang stabile Arbeitsmarkt in Hamburg und Schleswig-Holstein in den kommenden Jahren unter Druck zu geraten – nicht zuletzt durch den anhaltenden Mangel an qualifizierten Fachkräften.

 

 

Quellen: 

  • Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Konjunkturumfrage Oktober 2025
  • Handelskammer Hamburg: Hamburger Konjunkturbarometer Herbst 2025
  • IHK Schleswig-Holstein: Konjunkturumfrage Herbst 2025
  • IW-Report 2024: Regionale Wirtschaftsentwicklung in Deutschland


JM/NW 3.11.2025