Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Sturmflutsaison 2024/2025 relativ ruhig – dennoch kein Grund zur Entwarnung

Steigender Meeresspiegel erhöht Wasserstände – mehr Schäden befürchtet

Hamburg, 12.05.2025   Die vergangene Sturmflutsaison an der deutschen Nordsee- und Ostseeküste fiel mit einem besonderen Ereignis auf: Am 23. August 2024 kam es an der Nordsee zu einer Sommersturmflut. Üblicherweise treten Sturmfluten im Winterhalbjahr von Oktober bis April auf. Insgesamt verlief die letzte Sturmflutsaison ruhig: An der deutschen Nordseeküste verzeichnet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) drei Sturmfluten, an der Ostseeküste zwei dieser Naturereignisse. Vorhersagen lassen sich daraus nicht ableiten, denn Sturmfluten treten sehr unterschiedlich häufig auf.


Durchschnittlich kommt es an der Nordseeküste zu vier bis sechs Sturmfluten pro Jahr, an der Ostsee zu drei Sturmfluten pro Jahr. Das zeigen Statistiken, die das BSH bereits seit 1950 anfertigt. Die Abweichungen zwischen den Jahren sind allerdings beachtlich. Zum Vergleich: In der Saison 2023/24 registrierte das BSH an der Nordseeküste 13 Sturmfluten. Diese waren vor allem begünstigt durch die Windbedingungen und den zeitlichen Zusammenfall mit dem Hochwasser. Auch zu zwei schweren Sturmfluten kam es. Am Pegel St. Pauli stieg der Wasserstand dabei auf 3,33 Meter über dem mittleren Hochwasser an.


Definition Sturmflut

In der nun zu Ende gehenden Sturmflutsaison kam es an der Nordseeküste zu keiner schweren oder sehr schweren Sturmflut. Im Fall einer schweren Sturmflut muss der Wasserstand laut Definition des BSH 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser liegen, bei einer sehr schweren Sturmflut muss der Wasserstand mehr als 3,5 Meter über dem mittleren Hochwasser liegen.


Auch an der Ostsee schwankt die Anzahl der jährlich auftretenden Sturmfluten zwischen null und neun beträchtlich. Von den beiden registrierten Sturmfluten war das auffälligere Ereignis in der vergangenen Saison die Sturmflut am 11./12. Januar 2025. Durch die Höhe klassifizierte das BSH dieses Ereignis als mittlere Sturmflut. Anders als an der Nordseeküste werden an der deutschen Ostseeküste Sturmfluten in vier Klassen eingeteilt. Bei einer Sturmflut muss dort das Wasser mindestens einen Meter über dem mittleren Wasserstand liegen. Eine mittlere Sturmflut definiert sich durch einen Wasserstand von mindestens 1,25 Metern über dem mittleren Wasserstand. Bei einer schweren Sturmflut muss das Wasser mindestens 1,5 Meter, und bei einer sehr schweren Sturmflut mehr als zwei Meter über dem mittleren Wasserstand liegen.


Das BSH veröffentlicht über seine Wasserstandsvorhersagedienste in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) an 365 Tagen im Jahr das zu erwartende Hoch- und Niedrigwasser für die Nordsee und die Ostsee und warnt vor drohenden Sturmfluten. Für die Nordsee werden im Regelfall alle sechs Stunden die Wasserstände veröffentlicht, für die Ostsee zweimal am Tag. Der Gezeiten- und Wasserstandsvorhersagedienst des BSH hat damit eine wesentliche Bedeutung für die öffentliche Sicherheit. Er gehört zur kritischen Infrastruktur Deutschlands.


Sturmfluten laufen durch den steigenden Meeresspiegel höher auf

Die Anzahl von Sturmfluten dürfte nach aktuellem Stand der Wissenschaft in naher Zukunft nicht steigen. „Wir gehen allerdings davon aus, dass die Auswirkungen von Sturmfluten zukünftig heftiger ausfallen“, sagt Dr. Jennifer Brauch, Unterabteilungsleiterin der Vorhersagedienste beim BSH. Denn der steigende Meeresspiegel sorgt schon seit Jahren dafür, dass Sturmfluten höher auflaufen. „In Cuxhaven etwa ist der Meeresspiegel in den vergangenen 100 Jahren durch den Klimawandel um 20 Zentimeter gestiegen. Bis 2100 könnte der Meeresspiegel sich um rund einen weiteren Meter erhöhen – je nachdem wie der Klimawandel voranschreitet. Mit dem Meeresspiegelanstieg in Kombination mit Sturmfluten steigt auch das Risiko, dass es zu mehr Schäden kommt“, sagt Brauch.


Auch aufgrund dieser Aussichten intensiviert das BSH seine Bemühungen in noch verlässlichere Wasserstandsvorhersagen, bessere Services und verstärkten Austausch mit weiteren Behörden und Organisationen. So probt das BSH mehrfach im Jahr bei sogenannten Trockentests den Ausfall von Systemkomponenten seiner Wasserstandsvorhersage.


„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Wasserstandsvorhersage sind im Sturmflutfall rund um die Uhr im Einsatz“, sagt BSH-Präsident Helge Heegewaldt. „Für Ihre bisherige exzellente Arbeit, auch im Regelbetrieb, möchte ich Ihnen sehr danken“, sagt Heegewaldt weiter.


Auch die Arbeit zwischen den Behörden in Deutschland wird immer weiter vernetzt. Ein Beispiel ist der Start des Naturgefahrenportals des Deutschen Wetterdienstes im April dieses Jahres. Dort fließen seitdem die Sturmflutwarnungen des BSH automatisiert ein. Das Naturgefahrenportal bündelt erstmals an zentraler Stelle sämtliche Frühwarnungen und Vorsorgeinformationen zu wetterbedingten Naturgefahren in Deutschland.

Quelle: BSH