Rente
Norddeutsche Wirtschaftsverbände unterstützen Reiches Renten-Vorschlag
Norddeutsche Wirtschaftsverbände sehen in Reiches Vorschlag zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels und zur Sicherung der Rentenversicherung
Hamburg/Kiel, 31. Juli 2025. Die jüngsten Überlegungen von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, das Renteneintrittsalter an die demografischen Herausforderungen anzupassen, stoßen bei wichtigen norddeutschen Wirtschaftsverbänden auf breite Zustimmung. Katherina Reiche fordert eine deutliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit – mehr Arbeitsjahre im Leben –, den Abbau der Frühverrentungsanreize, und verweist auf den internationalen Vergleich, um Deutschlands relative Arbeitsleistung in Frage zu stellen. Ihr Vorschlag zielt auf eine langfristige Stabilisierung der Rentensysteme im Zeichen des demographischen Wandels.
NORDMETALL und der Allgemeine Verband der Wirtschaft Norddeutschlands (AGV NORD) bezeichnen den Vorstoß als längst überfälligen Schritt, um die umlagefinanzierte Rentenversicherung langfristig zu sichern. „Der Vorstoß von Bundeswirtschaftsministerin Reiche, die Rente demografiefest zu machen, ist überfällig, und es ist angebracht, sich konstruktiv damit auseinanderzusetzen“, sagt Dr. Nico Fíckínger, Hauptgeschäftsführer beider Verbände. Gleichzeitig fordert er, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht als alleiniges Mittel zu sehen, sondern weitere Maßnahmen zu prüfen.
Fíckínger nennt drei wesentliche Stellschrauben: „Erstens: Das Arbeitszeitvolumen, das bis zum 67. Lebensjahr erbracht wird, ist auszuweiten – durch eine höhere Wochenarbeitszeit. Zweitens: Qualifizierte Zuwanderung muss die demografische Lücke füllen – und muss daher direkt in den Arbeitsmarkt münden, darf nicht in die Sozialsysteme erfolgen oder an Bürokratie scheitern. Drittens: Die Vielzahl der Erwerbslosen, die arbeiten könnten, aber es derzeit aus einer Vielzahl von Gründen nicht können oder wollen, ist wirksam und nachhaltig zu aktivieren.“
Darüber hinaus plädiert er für den Abbau von Frühverrentungsanreizen und eine stärkere Nutzung von Automatisierung, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz, um die Produktivität der Wirtschaft zu steigern und so die Herausforderungen einer schrumpfenden Belegschaft zu bewältigen. „Der Vorstoß der Bundeswirtschaftsministerin hilft, endlich Bewegung in die Debatte zu bringen. Persönliche Angriffe auf die Ministerin, zum Teil aus den eigenen Reihen, sind völlig unangemessen und fehl am Platze“, so Fíckínger weiter. „Gerade wer sich dieser Debatte unvoreingenommen stellt, begreift rasch, dass der Reiche-Vorschlag ein wichtiger Baustein in einem Gesamtkonzept sein kann und muss.“
Auch der Unternehmensverband Logistik Schleswig-Holstein (UVL) unterstützt die Initiative. Präsident Bernd Muntowski betont, dass die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ein wesentlicher Beitrag sei, „die Rentenkasse zu entlasten, mittelfristig zu sichern und dem Fachkräftemangel zu begegnen“.
Der Fachkräftemangel in der Logistik ist akut: „Schon jetzt fehlen in Deutschland an die 100.000 LKW-Fahrer und jedes Jahr verlassen weitere 30.000 Fahrer den Arbeitsmarkt und nur 15.000 kommen dazu. Irgendwann können wir die Versorgungssicherheit im Land nicht mehr aufrechterhalten“, warnt Muntowski.
Neben der Verlängerung der Lebensarbeitszeit fordert der UVL ein Bündel weiterer Maßnahmen: eine schnelle und unbürokratische Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus EU- und Nicht-EU-Staaten, zügige Integration von Flüchtlingen, Schutz von Auszubildenden und Arbeitnehmern, die sich bewährt haben, den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum sowie eine Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten, um Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiver zu machen.
Darüber hinaus sei ein verstärkter Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung und Automatisierung nötig, ebenso wie die Schaffung einer Rentenkasse, in die alle einzahlen. „Nur mit einem Bündel von mutigen Maßnahmen können die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, wie unser Sozial- und Gesundheitssystem und die Rente aufrechterhalten werden“, so Muntowski abschließend. „Insofern wünschen wir viel Mut und Engagement für diejenigen Menschen, die Frau Reiche unterstützen wollen.“
JM/NW