Norddeutschlands Bildung im Stresstest:

Hamburg vorn, Bremen hinten, Mecklenburg-Vorpommern überrascht

Der neue INSM-Bildungsmonitor 2025 zeigt Licht und Schatten: Während Hamburg seine Spitzenposition behauptet, Schleswig-Holstein aufholt und Mecklenburg-Vorpommern deutlich klettert, steckt Bremen weiter im Bildungsabstieg. Niedersachsen rutscht ab und verliert erneut Plätze

Hamburg, 9. September 2025. Wie gut sind die Schulen und Hochschulen im Norden aufgestellt – und welche Chancen haben Kinder und Jugendliche dort? Der neue INSM-Bildungsmonitor 2025 gibt Antworten. Er zeigt: Norddeutschland ist eine Region der Gegensätze. Während Hamburg seine Vorreiterrolle behauptet und Mecklenburg-Vorpommern sowie Schleswig-Holstein aufholen, verliert Niedersachsen weiter an Boden. Bremen hingegen bleibt das bundesweite Sorgenkind der Bildungspolitik – und das bereits zum fünften Mal in Folge. Hamburg behauptet mit Platz drei seinen Status als Bildungs-Aushängeschild des Nordens, Mecklenburg-Vorpommern überrascht mit einem deutlichen Sprung nach oben auf Rang neun, Schleswig-Holstein arbeitet sich ins Mittelfeld zurück. Niedersachsen dagegen rutscht auf Platz zehn ab, Bremen bleibt abgeschlagen Letzter.


Mecklenburg-Vorpommern: Große Fortschritte, aber strukturelle Defizite


Der Nordosten klettert um vier Plätze auf
Rang neun. Stärken zeigt das Land vor allem in der Hochschulforschung und bei der Integration: 7,3 Prozent aller Hochschulabschlüsse sind Promotionen (Bund: 5,3), die Studienberechtigungsquote ausländischer Jugendlicher liegt über dem Schnitt. Auch Ganztagsangebote sind überdurchschnittlich ausgebaut – 74 Prozent der Kita-Kinder und 72 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I profitieren davon.

Doch gravierende Schwächen belasten die Bilanz:
Mit nur 25 Prozent stellt Mecklenburg-Vorpommern den niedrigsten Anteil an MINT-Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern in Deutschland. Jeder zehnte Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss, 34,1 Prozent brechen ihre Ausbildung ab. „Das Land bewegt sich in einzelnen Disziplinen sogar auf Spitzenrängen“, sagt Thomas Küll von NORDMETALL und AGV NORD. „Aber zu wenige MINT-Fachkräfte, zu viele Abbrüche und zu schwache Grundkompetenzen gefährden die Fachkräftesicherung.“


Niedersachsen: Der Abstieg setzt sich fort


Niedersachsen verliert zwei Plätze und rangiert nun auf
Platz zehn. Vor allem die Internationalisierung bleibt ein Problem: Weniger Fremdsprachenunterricht an Grund- und Berufsschulen, viele Lehrkräfte verlassen frühzeitig den Schuldienst. Auch die Ganztagsquoten liegen unter dem Bundesdurchschnitt.

Positiv sticht die Forschungsleistung hervor: Drittmitteleinnahmen pro Professur und Ausgaben für Hochschulen liegen über dem Schnitt, die Promotionsquote ist leicht besser als im Bund.

Doch die Zahl ausländischer Jugendlicher ohne Abschluss ist alarmierend hoch:
22,6 Prozent verlassen die Schule ohne Zeugnis. „Nur die starken Forschungsergebnisse verhindern ein noch schlechteres Abschneiden“, warnt Küll. „Die geringe Internationalisierung und das Scheitern vieler ausländischer Schülerinnen und Schüler sind ein Alarmsignal.“


Hamburg: Stabil auf Platz drei


Hamburg behauptet seinen
dritten Platz. Besonders glänzt die Hansestadt bei Fremdsprachenunterricht (99 Prozent der Schüler) und Betreuungsrelationen – besser als in jedem anderen Bundesland. Auch bei Ganztagsangeboten setzt Hamburg Maßstäbe: Nahezu alle Kinder in Grundschulen und der Sekundarstufe I besuchen eine Ganztagsschule. Erfolgsquoten in Ausbildung und Schule liegen klar über dem Bundesdurchschnitt.


Doch es gibt Schwächen: 16,5 Prozent der Neuntklässler erreichen nicht den Mindeststandard im Lesen,
jeder zehnte junge Mensch findet keinen Anschluss nach der Schule. „Hamburg bleibt fit für eine international vernetzte Wirtschaft“, sagt Küll. „Aber die Defizite bei Lesekompetenzen und Anschlussperspektiven müssen dringend angegangen werden.“


Schleswig-Holstein: Zurück im Mittelfeld


Das nördlichste Bundesland verbessert sich auf
Rang acht. Positiv: Die Wiederholerquoten sind niedrig, das Risiko für Bildungsarmut vergleichsweise gering. 73 Prozent aller Studienanfänger starten mit einem Bachelorstudium.

Doch Defizite bleiben: Knapp zehn Prozent der Jugendlichen verlassen die Schule ohne Abschluss, die Ganztagsangebote sind schwach, und der Anteil an MINT-Wissenschaftlern ist mit 26,3 Prozent der zweitniedrigste in Deutschland. Auch die Forschungsorientierung schwächelt. „Zurück im Mittelfeld – das ist gut, aber nicht großartig“, bilanziert Küll. „Vor allem die Ganztagsbetreuung und das MINT-Personal sind Schwachpunkte, die den Standort langfristig belasten.“


Bremen: Dauerhaft im Keller


Bremen bleibt das Schlusslicht und belegt zum fünften Mal in Folge
Platz 16. Besonders schwach sind Schulqualität, Ganztagsangebote und Bildungsausgaben. Jeder vierte ausländische Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss. Fast fünf Prozent der Kita-Beschäftigten sind ungelernt – doppelt so viele wie im Bundesschnitt.

Einige Stärken verhindern ein noch schlechteres Bild: Bremen liegt bei der Akademikerersatzquote und beim Anteil an MINT-Wissenschaftlern vorn, auch bei der Digitalisierung belegt das Land Platz drei.

Küll zieht ein ernüchterndes Fazit: „Das erneute Schlusslicht ist erschreckend. Ohne eine grundlegende Kehrtwende in der Bildungspolitik laufen immer mehr junge Menschen in Bremen Gefahr, ohne Perspektive in den Arbeitsmarkt zu starten.“

Quelle: NORDMETALL

Bearbeitet: JM/NW


Die Detailergebnisse der Studie für alle Bundesländer finden Sie hier