Schlüsselorte der Zeitenwende: Warum Deutschlands Seehäfen militärisch unverzichtbar sind

Das Bundeswehrmanöver „Red Storm Bravo“ im Hamburger Hafen zeigt die sicherheitspolitische Bedeutung der maritimen Infrastruktur – und die Versäumnisse bei ihrer Modernisierung.

Hamburg, 23. September 2025 – Wenn sich der Hamburger Hafen in dieser Woche (25.–27. September) in ein militärisches Übungsszenario verwandelt, steht nicht nur die Elbmetropole im Fokus, sondern die Rolle der deutschen Seehäfen insgesamt. Das Bundeswehrmanöver „Red Storm Bravo“ demonstriert, welche zentrale Bedeutung sie im Ernstfall für die Verteidigung Europas haben. Geübt wird der schnelle Umschlag schwerer Ausrüstung, die Versorgung von Truppen und die logistische Unterstützung von NATO-Partnern – Aufgaben, die ohne funktionierende Hafeninfrastruktur unmöglich wären.

„Deutschland ist als ökonomisches Zentrum Europas und sicherheitspolitisch exponiertes Land besonders im Visier. Seehäfen sind als Knotenpunkte für Verteidigung und Versorgung im Krisenfall ‚first line of attack‘“, betont Florian Keisinger, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Sie seien nicht nur Motor des Außenhandels und Treiber der Energiewende, sondern zugleich kritische Infrastruktur, deren Schutz für die Sicherheit Deutschlands und seiner Verbündeten entscheidend sei.


Das Manöver verdeutlicht zugleich die Schwachstellen. Denn so wie die Bundeswehr über Jahrzehnte hinweg unterfinanziert war, trifft dies auch auf die Häfen zu. Während für die Streitkräfte inzwischen ein Sondervermögen geschaffen wurde und politischer Konsens über die Beseitigung der Defizite herrscht, sind die deutschen Seehäfen von einer vergleichbaren Strategie weit entfernt.


Nach Einschätzung des ZDS besteht dringender Handlungsbedarf in drei Bereichen. Erstens müsse die Finanzierung militärisch relevanter Hafeninfrastruktur dauerhaft gesichert werden. Der Investitionsbedarf liegt bei rund drei Milliarden Euro. Diese Mittel sollten aus dem Bundeshaushalt kommen, etwa über den Einzelplan 14 des Verteidigungsministeriums, da Sicherheitspolitik eine gesamtstaatliche Aufgabe sei.


Zweitens brauche es klare Zuständigkeiten. Bund, Länder und Hafenbetreiber müssten sich auf abgestimmte Verantwortlichkeiten für Schutzmaßnahmen wie Zugangskontrollen oder Luftraumüberwachung verständigen. Eine koordinierende Rolle könnte dabei ein Nationaler Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt übernehmen.


Drittens seien modernisierte Rechtsgrundlagen notwendig, um Hafenareale besser gegen Bedrohungen wie Drohnenangriffe oder Cyberattacken zu schützen.


Das Fazit lautet: Die deutschen Seehäfen sind nicht nur Wirtschaftsstandorte, sondern Schlüsselorte der Zeitenwende. Das Manöver „Red Storm Bravo“ führt vor Augen, dass ihr Schutz und ihre Modernisierung höchste politische Priorität haben müssen. Drei Milliarden Euro für militärische Infrastruktur sind dabei keine übertriebene Forderung, sondern eine sicherheitspolitische Notwendigkeit – für Freiheit, Wohlstand und Sicherheit in Deutschland und Europa.

JM/NW