Studioline – Vom Sanierungsfall zum Neustart unter neuer Hand
Mit der Übernahme der ‚studioline‘-Studios sichert die Vermeer Unternehmensgruppe 172 Arbeitsplätze, erhält die Marke langfristig und setzt weiterhin auf Qualität und Kundennähe.
Kiel, 30. September 2025. Kaum ein deutsches Fotostudio-Unternehmen hat in den vergangenen Jahren so viele Wendungen erlebt wie Studioline Photography. Von seinen Anfängen als Kieler Fotofachgeschäft im Jahr 1910 entwickelte sich das Unternehmen zu einer Kette mit zeitweise über 80 Filialen bundesweit. Bewerbungsbilder, Familienporträts oder Babyshootings – Studioline stand wie kaum eine andere Marke für die klassische Studiofotografie im Einkaufszentrum.
Doch die glänzende Erfolgsgeschichte wurde jäh unterbrochen: Im Sommer 2024 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Hohe Mieten, verändertes Konsumverhalten und teure Neueröffnungen hatten Studioline in die Krise geführt. Ein erster Rettungsversuch durch die Berliner Beteiligungsgesellschaft Zachert Private Equity scheiterte wenige Monate später. Der Kaufvertrag wurde aufgehoben, weil vereinbarte Bedingungen nicht erfüllt wurden – eine Zitterpartie für hunderte Beschäftigte.
Nun scheint eine stabile Lösung gefunden: Wie am 29. September 2025 bekanntgegeben wurde, übernimmt die
Vermeer Unternehmensgruppe zum 1. Oktober 23 Filialen und führt sie unter der vertrauten Marke
„studioline“ fort. Damit bleiben 172 Arbeitsplätze langfristig erhalten. Weitere 22 Studios mit knapp 120 Beschäftigten werden vorerst vom
Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber
weitergeführt, während parallel nach Investoren gesucht
wird.
Hinter der neuen Eigentümerschaft steht ein alter Bekannter:
Carl Prien, der Gründer von Studioline. Er hatte die Marke über 14 Jahre hinweg von einer einzelnen Filiale auf 75 Standorte ausgebaut, bevor er sich nach dem Verkauf seiner Mehrheitsanteile aus dem Tagesgeschäft zurückzog. Auch jetzt bleibt er im Hintergrund – die Rolle der Vermeer-Gruppe liegt allein in der finanziellen und strukturellen Stützung.
Die
operative Verantwortung übernehmen künftig
Sophie Ebert und Ralf Ungrun, die als neue
Geschäftsführer auf langjährige Erfahrung bei Studioline zurückgreifen können. Ihre Mission ist klar formuliert: eine Rückbesinnung auf die Stärken der Studiofotografie. „Im Mittelpunkt steht eine Rückkehr zu dem, was Fotografie im Studio stark macht: Zeit für gute Arbeit, Nähe zum Kunden und die Freiheit, Qualität zu gestalten“, betont Ebert. Ungrun ergänzt, dass den Teams vor Ort wieder mehr Raum für unternehmerische und kreative Entscheidungen gegeben werden soll.
Mit dieser Neuausrichtung will Studioline seine Marke behutsam erneuern – „bewusst leise, aber mit klarer Richtung“. Nach Jahren der Unsicherheit und schmerzhaften Einschnitte bedeutet das für viele Beschäftigte und Kunden vor allem eines: die Hoffnung auf Stabilität und eine kreative Zukunft.
JM/NW