Der größte Anteil an Frauen leitet heute das Personalressort (24): jeweils zwölf weibliche Vorständinnen in DAX/MDAX haben hierfür die Verantwortung. 13 weibliche Chief Financial Officer (CFOs) sind Vorstandsmitglieder. Weitere Verantwortungsbereiche sich unter anderem Recht und Compliance, IT, Operations und Technologie. Es gibt eine weibliche CEO: Martina Merz von Thyssen-Krupp (MDAX). Die Spanierin Bélen Garijo ist designierte Vorstandsvorsitzende des DAX-Konzerns Merck (ab Mai 2021). Insgesamt verantworten 14 Vorständinnen einen operativen Geschäftsbereich.
Der Anteil derjenigen Frauen, die einen solchen Geschäftsbereich führen, ist dabei prozentual im Vergleich zum Jahr 2016 gesunken. „In unseren Vergleichsdaten sehen wir, dass damals jede dritte Frau ein ‚Business‘ geleitet hat. Jetzt ist es nicht einmal mehr jede Vierte“, sagt Floriane Ramsauer, Senior Client Partner im Executive Search bei Korn Ferry. „Wir haben dies damals auch als Trend gesehen: immer mehr Frauen hatten anstatt Zentral- und Stabsfunktionen vollständige Geschäftseinheiten als ihr Ressort übernommen. Es lässt sich leider nicht beobachten, dass dieser Trend sich fortgesetzt hat.“ 58 Prozent der MDAX-Vorstände sind nach wie vor rein männlich besetzt, im DAX sind es 23 Prozent
Insgesamt ist die Anzahl an Frauen in DAX/MDAX-Vorständen seit dem August 2016 um den Faktor 2,4 gestiegen. In der damaligen Untersuchung konnten 27 weibliche Vorstände ermittelt werden. In sieben DAX-Vorständen (23 Prozent) gibt es nach wie vor keine einzige Frau (2016: 50 Prozent). Im MDAX haben 25 von 60 Unternehmen einen Vorstand mit mindestens einem weiblichen Mitglied. Das heißt: 58 Prozent der MDAX-Vorstände sind nach wie vor rein männlich besetzt (2016: 88 Prozent).
„In fünf Jahren ist eindeutig etwas passiert. Es ist die Frage zu stellen: War das auch genug?“, sagt Floriane Ramsauer. „Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren Programme zur Qualifizierung und frühen Förderung von weiblichen Kandidatinnen für Spitzen-Positionen aufgesetzt. Ich persönlich kenne sehr viele, exzellente und engagierte Managerinnen. Zur Wahrheit gehört aber auch: die Pipelines für Vorständinnen sind zwar voller, aber noch lange personell nicht mit so vielen Kandidatinnen besetzt wie die ihrer männlichen Pendants. Dieser Vorsprung konnte bisher nicht eingeholt werden.“
DAX-Vorständinnen fast zu Hälfte mit internationalem Hintergrund
Da überrascht es nicht, dass 44 Prozent der DAX-Vorständinnen eine andere Nationalität als die Deutsche haben. Im MDAX ist dieser Faktor nicht so hoch: er liegt bei 22 Prozent. „Um die eigenen Pipelines zu füllen, haben die deutschen Unternehmen zuletzt vor allem im Ausland nach exzellenten Kandidatinnen geschaut“, sagt Floriane Ramsauer. „Daran ist auch grundsätzlich nichts Verwerfliches zu finden, bringt doch eine weitere Kultur zusätzlich mehr Diversität in die Top-Führungsgremien der deutschen Wirtschaft. Gleichzeitig zeigt es aber die Versäumnisse auf, eigene Talente aus Deutschland auf Vorstandsniveau zu entwickeln. Deutsche Unternehmen müssen ihre langfristige Personalentwicklung und das Nachfolge-Management grundsätzlich überdenken. Und darüber hinaus auch das übergeordnete System anpacken – um eine Unternehmenskultur zu entwickeln, die Diversität in der Breite fördert.“ NW