Mittelstand zwischen Hoffnung und Belastung: Nur zaghafter Aufschwung in Sicht
Trotz leicht positiver Geschäftserwartungen bleibt die Lage im deutschen Mittelstand angespannt – hohe Kosten, schwache Nachfrage und schwindende Eigenkapitalreserven bremsen die Erholung.
Hamburg, 7. Oktober 2025. Die Stimmung im Mittelstand bleibt gedrückt – auch wenn sich erste Anzeichen einer Stabilisierung zeigen. Schwache Industrieproduktion, verhaltene Konsumstimmung sowie hohe Energiepreise und steigende Lohnkosten setzen die Betriebe weiterhin stark unter Druck.
Laut aktuellem Creditreform Geschäftsklimaindex (CGK), der auf einer Befragung von über 1.200 Unternehmen basiert, liegt der Wert bei lediglich plus 0,1 Punkten (Vorjahr: minus 4,8 Punkte) – ein minimaler Aufwärtstrend nach langer Durststrecke. Während sich die Geschäftserwartungen leicht aufhellen, bewerten die Unternehmen ihre aktuelle Lage weiterhin negativ. „Nach mehr als zwei Jahren Rezession fehlt noch immer ein echter Konjunkturimpuls“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Erst 2026 könnte die Wirtschaft wieder wachsen – vor allem durch höhere Staatsausgaben. Ob das jedoch nachhaltig wirkt, bleibe abzuwarten.
Leichte Zuversicht, aber große Vorsicht
Der Erwartungsindex liegt bei plus 3,7 Punkten – eine knappe Mehrheit blickt also optimistischer in die Zukunft. Auch die Investitionsbereitschaft steigt leicht auf 43,5 Prozent (Vorjahr: 40,4 Prozent). Trotzdem bleibt das Niveau hinter früheren Jahren zurück. „Viele Unternehmen bleiben vorsichtig. Ohne strukturelle Entlastungen bei Energiepreisen und Bürokratie droht die Stagnation anzuhalten“, warnt Hantzsch.
Beschäftigung und Eigenkapital unter Druck
17,6 Prozent der Mittelständler haben 2025 Personal abgebaut, nur 15,3 Prozent Stellen geschaffen. „Zu Beginn der Rezession hielten viele ihre Belegschaften noch, jetzt nehmen Entlassungen zu – Arbeitslosigkeit wird wieder zum Thema“, so Hantzsch. Parallel verschlechtert sich die finanzielle Basis: 30,8 Prozent der Unternehmen weisen inzwischen eine Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent auf – der höchste Wert seit neun Jahren. Nur noch 33,1 Prozent gelten als stabil (über 30 Prozent EK-Quote). Besonders betroffen sind Bauwirtschaft, Handel und Industrie.
KI noch kein Gamechanger
Auch beim Einsatz Künstlicher Intelligenz bleibt der Mittelstand zurückhaltend. Aktuell nutzen 26,9 Prozent entsprechende Anwendungen, weitere 17 Prozent planen dies. Mehr als die Hälfte (55,4 Prozent) verzichtet bislang vollständig auf KI. Eingesetzt wird sie vor allem im Kundenservice, Marketing und Vertrieb – in Produktion und Logistik dagegen kaum. Als größte Hürden nennen die Unternehmen fehlende Zeit, Know-how und Datenschutzbedenken. Nur jeder vierte Mittelständler erwartet, dass KI den Fachkräftemangel spürbar lindern könnte. „Das Potenzial von KI hängt stark davon ab, wie automatisierbar Tätigkeiten sind“, erklärt Hantzsch. „Handel und Dienstleister zeigen sich hier deutlich optimistischer als die Industrie.“
Quelle: Creditreform
Bearbeitet: JM/NW