Zwischen Rückenwind und strukturellem Druck
IHK-Konjunkturumfrage Herbst 2025: Schiffbau und Schifffahrt erholen sich – Häfen verlieren an Boden
Hamburg, 16. Dezember 2025. Die maritime Wirtschaft Norddeutschlands zeigt sich im Herbst 2025 gespalten. Während Schiffbau und Schifffahrt ihre Geschäftslage spürbar verbessern, gerät die Hafenwirtschaft weiter unter Druck. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Nord, dem Zusammenschluss von 13 Industrie- und Handelskammern in Norddeutschland. Belastend wirken für viele Unternehmen vor allem unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, steigende Energie- und Rohstoffpreise, zunehmende Arbeitskosten sowie eine schwächelnde Auslandsnachfrage.
Häfen verlieren an Stabilität
Besonders angespannt bleibt die Lage in der Hafenwirtschaft. Der Geschäftsklimaindex sinkt leicht um 0,5 Punkte auf 97,1. Rund 20 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Als größte Risiken nennen knapp drei Viertel der Betriebe die Entwicklung der Arbeitskosten, 57 Prozent den Fachkräftemangel und mehr als 78 Prozent die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch die Auslandsnachfrage bereitet Sorgen: Über 70 Prozent der Unternehmen sehen hier ein erhebliches wirtschaftliches Risiko.
Thomas Buhck, Vorsitzender der IHK Nord, richtet einen eindringlichen Appell an die Bundespolitik: „Ohne intakte Kaimauern steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel. Deshalb unterstützen wir die Forderung des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe nach 15 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen des Bundes, um den über Jahrzehnte gewachsenen Sanierungsstau in unseren Häfen endlich aufzulösen.“ Darüber hinaus sei eine dauerhafte Beteiligung des Bundes von mindestens 500 Millionen Euro jährlich notwendig, um die maritime Infrastruktur langfristig zu sichern.
Schiffbau stabilisiert sich
Leichte Entspannung signalisiert der Schiffbau. Das Konjunkturbarometer legt um 1,5 Punkte zu. Rund 96 Prozent der befragten Unternehmen bewerten die Entwicklung ihrer Geschäftslage als stabil oder positiv, mehr als zwei Drittel sprechen von einer guten oder befriedigenden aktuellen Situation. Gleichwohl bleibt die Risikolage hoch: Knapp 80 Prozent der Werften sehen steigende Arbeitskosten als Belastung, mehr als die Hälfte nennt Energie- und Rohstoffpreise. Einig sind sich alle Befragten in einem Punkt: Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellen derzeit das größte Risiko dar.
Schifffahrt mit kräftigem Stimmungsplus
Den deutlichsten Aufwärtstrend verzeichnet die Schifffahrt. Der Geschäftsklimaindex steigt um 6,7 Punkte auf 82,7. Trotz dieses Plus bleibt die Branche vorsichtig. Zwei Drittel der Reedereien sehen die Auslandsnachfrage als größtes Risiko. Thomas Buhck warnt: „Die Unsicherheit über die amerikanische Zollpolitik und ihre globalen Folgen für den Außenhandel ist nach wie vor erheblich. Das bremst Investitionen und untergräbt Planungssicherheit.“ Weitere Belastungsfaktoren sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, steigende Arbeitskosten sowie hohe Energie- und Rohstoffpreise.
Politik gefordert
Insgesamt steht die maritime Wirtschaft zwischen Hoffnung und Herausforderung. Während Schiffbau und Schifffahrt neue Impulse setzen, bleibt die Hafenwirtschaft das Sorgenkind der Branche. Die Unternehmen fordern verlässliche politische Rahmenbedingungen und eine stärkere, dauerhafte finanzielle Beteiligung des Bundes an der maritimen Infrastruktur.
Alle Ergebnisse und Grafiken zur Konjunkturumfrage finden Sie hier.
